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Albulapass

Alpenübergang (2312 m) in Graubünden zwischen Bergün und La Punt-Chamues-ch, bedeutend insbesondere für den Nord-Süd-Transit des 16. Jahrhunderts über den Berninapass. Da sich der Hauptverkehr über westlichere Pässe nach Chiavenna abwickelte, kam allgemein dem Albulapass (romanisch Pass d'Alvra) zweitrangige Bedeutung zu: Er diente zumeist der lokalen Verbindung, dem Verkehr mit dem Veltlin und den Salzfuhren aus Hall in Tirol.

Ein Kreuz auf dem Albulapass ist überliefert aus einem Bündnisprojekt von 1451 zwischen dem Grauen Bund und dem Oberengadin. Es bezeichnete bei Cruschetta (2236 m), auf der Bergüner Seite des Passes, die alte Landmark, die Grenze zwischen Engadin und Albulatal. Mehr ins Licht der Geschichte rückt der Albulapass durch den Bericht einer venezianischen Gesandtschaft, die den Berg am 29. Dezember 1525 unter grossen Mühsalen überschritt. Ebenso schwierig gestaltete sich 1537 die Reise des Florentiner Bildhauers und Goldschmieds Benvenuto Cellini, der um den 7./8. Mai über Berninapass und Albulapass zog; bei gewaltigen Schneemassen schwebten er und seine Genossen des Öfteren in Lebensgefahr. Der Albulapass wies damals kein Hospiz auf der Passhöhe auf; erst später stand bei Crap Alv ein Wirtshaus. Offenhaltung und Unterhalt der Strasse oblagen den Nachbarschaften Bergün und La Punt-Chamues-ch. Die Konvention des Oberengadins von 1544 mit Chamues-ch de ruptura Albule regelte vor allem die Offenhaltung im Winter (11. November-1. April); die stets lawinengefährdete Passstrasse musste beständig mit Latten markiert sein. Als Entgelt für den Unterhalt durften die Nachbarn von Chamues-ch ein Weggeld einziehen. Der Warenverkehr über den Albulapass betraf vor allem Wein, Getreide, Reis und Salz. Der blühende Bergwerksbetrieb bei Bergün und Filisur sowie am Berninapass bedingte zudem zeitweise intensive Erz- und Metalltransporte. Als Frankreich 1548 auf der Albulapass-Berninapass-Route einen Postdienst einrichtete, um den Verkehr mit Venedig sicherzustellen, erhöhte sich die Attraktivität beider Pässe. Entlang der Albularoute wurden in Chur, Lantsch, Bergün und La Punt-Chamues-ch spezielle Leute mit Pferden für den französischen Postdienst vertraglich verpflichtet.

Mit dem Bau der neuen venezianischen Markusstrasse von Bergamo nach Morbegno 1593 verlagerte sich der Transitverkehr wieder fast ganz auf die Splügen-Septimer-Route; Albulapass und Berninapass verloren an Bedeutung. Trotzdem wurde der Albulaweg begangen und ausgebessert. 1696 erfolgte der Durchbruch durch den Bergüner Stein, den man zuvor hatte umgehen müssen; dabei wurde erstmals in Graubünden Pulver als Sprengmittel im Strassenbau verwendet. Der Bergüner Zolltarif von 1759 nennt Gebühren für Saumlasten, Wagen und Schlitten, was auf eine mindestens teilweise Befahrung des Albulapasses schliessen lässt. Der Bau der heutigen Fahrstrasse zwischen Bergün und La Punt-Chamues-ch erfolgte 1865. Die Albula-Eisenbahn (RhB) mit ihren kühnen steinernen Viadukten, den Kehrtunnels und dem langen Durchstich zwischen Preda und Spinas im Val Bever wurde 1903 eröffnet.

Quellen und Literatur

  • R.A. Ganzoni, «Davart il cuolm d'Alvra», in Annalas 25, 1911, 63-71
  • M. Bundi, «Über die Bündnerpässe nach Venedig», in schweizer hotel journal, Frühjahr 1991, 36-38
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Verkehr / Pass

Zitiervorschlag

Martin Bundi: "Albulapass", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.06.2002. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008809/2002-06-04/, konsultiert am 29.03.2024.