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Burgdorferkrieg

Kyburgerkrieg

Der Burgdorferkrieg (1383-1384) entschied den Wettlauf der Grafen von Neu-Kyburg und der aufstrebenden Stadt Bern um die Vormacht in der Landgrafschaft Burgund. Er wurde ausgelöst durch den unbedachten und missglückten Überfall Graf Rudolfs II. auf Solothurn (11. November 1382), mit dem er als Haupt der hochverschuldeten Grafenfamilie die Herausgabe von Pfändern hatte erzwingen wollen. Für Bern bot der Angriff auf die verbündete Stadt den willkommenen Anlass zur Abrechnung mit Neu-Kyburg. Die Stadt bereitete den Waffengang finanziell (Darlehen, u.a. aus Basel), militärisch (Beschaffung von Feuerwaffen, u.a. von Luzern) und politisch-diplomatisch vor. Sie liess sich vom kyburgischen Schutzherrn, dem österreichischen Herzog Leopold III. von Habsburg, dessen Nichteinmischung sowie militärische Hilfe von Savoyen, Neuenburg und – gestützt auf den Bundesbrief von 1353 – erstmals von den Eidgenossen zusichern.

Nach Angriffen auf kyburgische Dienstleute im Emmental und Oberaargau setzte Bern Ende März 1383 zum Hauptstoss auf das kyburgische Verwaltungszentrum, das Schloss und die Stadt Burgdorf, an. Das bernisch-solothurnische Heer mit Verstärkung aus den Waldstätten, Luzern, Zürich, Savoyen und Neuenburg ging mit Wurfmaschinen und erstmals auch mit Kanonen und Handrohren vor. Dennoch trotzte Burgdorf unter Führung Berchtolds I., des Onkels des vor Kriegsende verstorbenen Grafen Rudolf II., der 45-tägigen Belagerung. Ein Waffenstillstand, am 21. April 1383 zwischen Bern und Burgdorfs Bürgerschaft vereinbart, um Letztere von Kyburg zu trennen, blieb ebenfalls erfolglos.

Von enormen Kriegslasten und eigenen Bürgerunruhen bedrängt, musste der bernische Rat durch Annahme einer eidgenössischen Vermittlung den Krieg beenden: Gegen die von den Eidgenossen im Kaufvertrag vom 5. April 1384 festgesetzte hohe Summe von 37'800 Gulden erwarb Bern die Städte und Schlösser Burgdorf und Thun (inkl. Äusseres Amt), was ihm die Tore zum Emmental und Oberland sowie die grössten Märkte der Gegend eintrug. Der Kriegsausgang (Frieden vom 7. April 1384) besiegelte den Fall der Grafen von Neu-Kyburg: Zum Burgrecht im bernischen Laupen gezwungen, sahen sie ihre Bewegungsfreiheit allgemein beschnitten (u.a. beschränktes Fehderecht; bei Streit obligatorisches eidgenössisches Schiedsgericht) und waren zentraler Bereiche ihrer Herrschaft verlustig gegangen.

Quellen und Literatur

  • Feller, Bern 1
  • HbSG, 256-258
Weblinks

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Burgdorferkrieg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.04.2003. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008733/2003-04-10/, konsultiert am 29.03.2024.