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Hallwilersee

Gewässer im Seetal, im Grenzgebiet der Kt. Aargau und Luzern. Der See entstand in einem Zungenbecken des würmeiszeitl. Reussgletschers und war in prähist. Zeit länger. Es wurden mittel- oder jungsteinzeitl. und bronzezeitl. Ufersiedlungen sowie in Seengen röm. Strassen- und Siedlungsreste entdeckt. Um 1300 finden sich versch. Namen: 1302 Halwiler se, 1306 lacus de Seigen/Seingen (nach dem Pfarrdorf Seengen), um 1306 Escherse (nach dem Pfarrdorf und Dekanat Aesch LU). In der Folge setzte sich der Name der Vögte durch. Die spätere Seevogtei Hallwil dürfte im HochMA ein gräfl., vermutlich lenzburg. Lehen gewesen sein, das zum Allod der am Seeausfluss gelegenen Wasserburg Hallwyl wurde. Im SpätMA erscheint sie samt seegerichtl. Dingstätten in Seengen, Birrwil, Beinwil am See und Mosen als Eigen der Herren von Hallwyl und umfasste Fischerei- und Schifffahrtsrecht sowie hoch- und niedergerichtl. Befugnisse, welche die Herrschaft grösstenteils bis 1859 bewahrte. Uferfischrechte besassen u.a. Beromünster, Kappel und Hallwil. 1429 galt der H. als freier See, und die Bussen fielen zur Hälfte an die Fischer. 1478-81 brach ein Hoheitsstreit aus zwischen den von Bern unterstützten Herren von Hallwyl und den sechs Orten, welche die gemeine Herrschaft über die Freien Ämter innehatten. Um 1810 entstand ein Konflikt um den Hallwiler Transportzoll. Im 19. Jh. forderten die Anrainer eine Seeabsenkung, nachdem der Seespiegel wegen der Kanalisierung des Zuflusses angestiegen war. 1859 wurde der H. zum öffentl. Gewässer erklärt. Der Kt. Aargau erwarb den nördl. Seeteil zur Förderung des Waren- und Pendlerverkehrs, die Hallwilstiftung den Luzerner Teil. Bis 1830 bestanden Querfähren in Birrwil und Beinwil am See als Lehen bzw. Pacht der Fam. Hallwyl. 1888 wurde die Dampfschifffahrt für den Tourismus und Pendlerverkehr zur 1883 eröffneten Seetalbahn aufgenommen. Seit 1985 wird dem ökologisch belasteten See künstlich Sauerstoff zugeführt, und die Wasserzirkulation unterstützt. Setzten vor dem Bau von Kläranlagen die Abwässer dem See zu, ist es heute der Düngemitteleinsatz in der Landwirtschaft.

Quellen und Literatur

  • SSRQ AG II/8.1
  • J.J. Siegrist, Beiträge zur Verfassungs- und Wirtschaftsgesch. der Herrschaft Hallwil, 1952
  • R. Bosch, «Wie der H. in den Besitz des Kt. Aargau überging», in Heimatkunde aus dem Seetal 33-34, 1959-60, 23-45
  • A. Bickel, Die Herren von Hallwil im MA, 1978
  • A. Räber, 100 Jahre Schiffahrt auf dem H. 1888-1988, 1988
Weblinks
Normdateien
GND
Systematik
Umwelt / See

Zitiervorschlag

Waltraud Hörsch: "Hallwilersee", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.08.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008663/2006-08-04/, konsultiert am 29.03.2024.