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Walchwil

Politische Gemeinde des Kantons Zug, erstreckt sich vom Zugersee bis zur Hochebene des Zugerbergs und umfasst das Dorf Walchwil (1283 Walchwile) sowie das Oberdorf (früher Emmeten). 1771 671 Einwohner; 1850 1039; 1900 1059; 1950 1226; 1970 1675; 2000 3150.

Im 13. Jahrhundert wurde die Vogtei von den Habsburgern, welche die Herrschaftsrechte von den Kyburgern übernommen hatten, an die Herren von Hünenberg verpfändet und von diesen um 1352 an den Luzerner Werner von Stans verkauft. 1379 veräusserten dessen Söhne und Klaus Kaufmann Steuern, Gerichte und Dienste von Walchwil und Emmeten an die Stadt Zug, die so zu ihrer ersten Vogtei kam; dem städtischen Obervogt unterstand ein aus den Vogteileuten gewählter Untervogt. Die personalrechtliche Korporation der nutzungsberechtigten Vogteileute mit eigenen Nutzungs- und Dorfrechtsordnungen (Gemeindeordnung 1549, Gemeindeartikel 1629, Walchwiler Libell 1666) verwaltete die Allmenden. Nach Streitigkeiten um die gemeinsam mit Zug genutzte Walchwiler Allmend erfolgte 1763 die partielle, 1859 nach Prozessen die vollständige Teilung. 1798 als Vogtei durch die Stadt Zug preisgegeben, erhielt Walchwil 1804 die vollständigen Pfarrrechte an der seit 1497 bestehenden, bis anhin der Zuger Stadtpfarrei unterstellten Kapelle (Johannes der Täufer) und kaufte die Zehntrechte aus. Mit dem Einkauf der Beisassen ins Nutzungsrecht endete 1814 der alte Streit um Allmendnutzung und Ämter. Trotz besserer Erschliessung durch die Strasse Zug-Arth 1829 und den Bahnanschluss 1897 stagnierte die Einwohnerzahl bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Der Primärsektor dominierte weiterhin mit Obstbau, Milchwirtschaft, Viehzucht, Fischerei (Zuger Rötel), bis ins 20. Jahrhundert ausserdem mit Weinbau und Kastanienlese sowie vor allem im Zweiten Weltkrieg mit Torfabbau. Ende des 19. Jahrhunderts gewannen der Fremdenverkehr und Kurbetrieb dank mildem Klima an Bedeutung. 1943-1988 bestand auf dem Zugerberg die militärische Strafanstalt Früebüel (seit 1989 ETH-Forschungsstation). Seit den 1970er Jahren hat sich das Bevölkerungswachstum beschleunigt, vor allem durch den Bau von Einfamilienhäusern ohne entsprechenden Zuwachs an Arbeitsplätzen. Walchwil wurde zur Wohngemeinde (mit hohem Pendleranteil), in der der 3. Sektor 2005 53% der Arbeitsplätze stellte.

Quellen und Literatur

  • A. Müller, Walchwil, 1979
  • M. Dommann, «Meliorieren, Nacherziehen, Spazieren», in Zug erkunden, 2002, 328-351
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Renato Morosoli: "Walchwil", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.11.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000796/2014-11-04/, konsultiert am 17.04.2024.