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Ajoie

Region des Tafeljuras im heutigen Kanton Jura (Bezirk Pruntrut), an Frankreich grenzend (273,3 km²). Die Ajoie (deutsch früher Elsgau), auch Pays de Porrentruy genannt, gliedert sich in die drei Teile Haute-Ajoie, Basse-Ajoie und La Baroche. In Letzterem entspringt die Allaine, in welche die meisten Bäche der Region einmünden. Der Name Ajoie soll ursprünglich das Becken der Allaine bezeichnet haben. Später wurde er auf die Region von Pruntrut angewandt, die der weltlichen Gerichtsbarkeit des Fürstbischofs von Basel unterstellt war. Unter bernischer Verwaltung war die Ajoie ab 1815 Teil des Oberamts, ab 1831 des Amtsbezirks Pruntrut, zu dem ebenfalls der grössere Teil des Clos du Doubs gehörte, der früher im Besitz der Propstei Saint-Ursanne war.

Die Ajoie war bereits im Moustérien besiedelt (Alle). Im Neolithikum, während der Bronze- und der Eisenzeit sowie in römischer Zeit kann menschliche Präsenz gut belegt werden. Erstmals erwähnt ist die Ajoie in einer Urkunde von 732: Der Herzog des Elsass übertrug Ländereien in pago Alsegaugensi dem elsässischen Kloster Murbach. In karolingischer Zeit wechselte die Herrschaft infolge der verschiedenen Teilungsverträge (Mittelreich, Ostreich, Zweites Königreich Burgund). 999 kam nach dem Willen Rudolfs III., des letzten Königs von Burgund, die Abtei Moutier-Grandval mit all ihrem Besitz, darunter auch Güter und Rechte in der Ajoie, unter die weltliche Macht des Fürstbischofs von Basel. In kirchlicher Hinsicht jedoch gehörte bis 1779 nur La Baroche zum Bistum Basel, während die anderen Pfarreien von der Diözese Besançon abhingen. Die Fürstbischöfe von Basel behaupteten ihre Stellung in der Ajoie mit Nachdruck. 1281 übertrug der Graf von Pfirt alle seine Rechte über die Kastlanei und die Stadt Pruntrut dem Fürstbischof. Der Graf von Montbéliard, Lehensherr der Vogteien Ajoie und Bure, ergriff 1283 Besitz von Pruntrut, wurde jedoch von König Rudolf I. von Habsburg, der den Basler Fürstbischof unterstützte, verjagt. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten des Fürstbistums gelangte 1386 fast die ganze Ajoie durch Kauf an den Grafen von Montbéliard, wurde aber 1461 durch Fürstbischof Johann von Venningen wieder ausgelöst. Andere Herrschaften und Dörfer rundeten in der Folge den fürstbischöflichen Besitz ab: Roche d'Or (1474), Rocourt (1573), Miécourt und Beurnevésin (1625). Die Geschichte der Ajoie verschmolz so mit jener des Fürstbistums Basel.

Im Dreissigjährigen Krieg litt die Ajoie unter den Verwüstungen der französischen und vor allem der schwedischen Truppen. Diese brannten 1634 Alle, Fontenais und Courtedoux nieder. 1635 fiel das von kaiserlichen Truppen besetzte Pruntrut in die Hände der Franzosen, die erst 1650 wieder abzogen. Nur mit Mühe erholte sich die Ajoie von den Kriegsfolgen. Im 18. Jahrhundert war die Region stark von den Landestroublen (1726-1740) betroffen, die das ganze Fürstbistum erschütterten und erst mit der französischen Intervention ein Ende nahmen. 1792 rief man in Pruntrut die kurzlebige Raurachische Republik aus, die der Annexion des Fürstbistums Basel durch Frankreich (1793-1815) vorausging. Am Wiener Kongress wurde das ehemalige Fürstbistum Basel 1815 dem Kanton Bern zugeordnet, zu dem die Ajoie bis zur Gründung des Kanton Jura (1979) gehörte.

Verwaltungsmässig war die Ajoie bis zum Ende des 15. Jahrhunderts in die beiden Vogteien Pruntrut und Bure aufgeteilt. Im 16. Jahrhundert wurden fünf grosse Meierämter daraus gemacht: Alle (9 Gemeinden), Bure (5), Chevenex (6), Cœuve (7) und Courtedoux (2). Die Stadt Pruntrut bildete einen eigenen Gerichtsstand. Mit der Niederlassung des Fürstbischofs in Pruntrut wurde dieses 1528 zur Residenzstadt des Fürstbistums. Ein 1779 in Paris abgeschlossener Vertrag brachte die geistlichen und weltlichen Gebietsgrenzen in Übereinstimmung: Die 20 in der Ajoie gelegenen Pfarreien der Diözese Besançon wurden gegen die 29 frankophonen elsässischen Pfarreien der Diözese Basel eingetauscht.

Quellen und Literatur

  • Hist.JU
  • Le pays de Montbéliard et l'ancien évêché de Bâle dans l'histoire, 1984
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Dominique Prongué: "Ajoie", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.10.2010, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007623/2010-10-07/, konsultiert am 28.03.2024.