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Fürstenberg

Das Fürstentum Fürstenberg, das im heutigen Bundesland Baden-Württemberg lag, bestand bis zur Mediatisierung 1806 und war im Besitz des Hauses Fürstenberg. Das jahrhundertelang in mehrere Linien aufgespaltene, zunächst gräfliche, ab 1716 fürstliche Haus besass räumlich und rechtlich ganz unterschiedliche Herrschaften, darunter die süddeutschen Landgrafschaften Baar, Heiligenberg und Stühlingen sowie die süddeutschen Herrschaften Blumberg und Hewen. Ab 1723 lag das Regierungszentrum in Donaueschingen.

Vermittelt durch die Eidgenossenschaft, griff die Idee der bäuerlichen Freiheit im ausgehenden Mittelalter auch unter den fürstenbergischen Bauern um sich. Waren die Grafen von Fürstenberg mehrfach auf Seiten der Habsburger in kriegerische Auseinandersetzungen mit der expandierenden Eidgenossenschaft verwickelt gewesen, so schlossen sie vom 16. Jahrhundert an Bündnisse oder Burgrechtsverträge mit verschiedenen eidgenössischen Orten (1515 Schaffhausen, 1518 Basel, um 1660 Luzern). Die Beziehungen zur Eidgenossenschaft verdichteten sich durch den Erwerb der Herrschaften Blumberg und Stühlingen. Ins nun unmittelbar benachbarte Schaffhausen und ins zürcherische Feuerthalen, wo die Fürstenberger ein grösseres Haus besassen, flüchteten sich während der Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts mehrfach Herrschaft und Untertanen mit Teilen ihres Besitzes. Pläne, die unmittelbar an die Schweiz angrenzenden fürstenbergischen Gebiete in die schweizerische Neutralität aufzunehmen, kamen 1678, 1688, 1703 und 1713 unter anderem wegen des kaiserlichen Widerstands nicht zur Ausführung.

Bis zum Zusammenbruch des Ancien Régime 1798 waren die Fürsten zu Fürstenberg im Besitz umfangreicher Rechtstitel in der Eidgenossenschaft. So hatten die Städte Zürich und Schaffhausen, Klöster wie Muri und Einsiedeln und mehrere Private die Vogteien Osterfingen, Oberwinterthur und Wiesendangen, Närgeten, Geisel, Weiningen, Matzingen und Stettfurt sowie Zehnten, Höfe und Güter an zahlreichen weiteren Orten von Fürstenberg zu Lehen. Umgekehrt gehörten zum Beispiel den Klöstern Kreuzlingen, Rheinau und St. Katharinental umfangreiche Besitzungen und Rechte in fürstenbergischen Orten. Die jahrhundertelangen Jurisdiktions- und Grenzstreitigkeiten zwischen Fürstenberg und dem Kanton Schaffhausen entlang der Wutach bei Schleitheim und Unterhallau (heute Hallau) konnten endgültig erst 1839 durch einen Staatsvertrag zwischen der Schweiz und Baden, dem Rechtsnachfolger Fürstenbergs, beendet werden. Im 16. Jahrhundert rekrutierte sich ein beachtlicher Teil der fürstenbergischen Amtleute aus der Oberschicht der Stadt Schaffhausen. Nach dem Dreissigjährigen Krieg kamen viele Einwanderer aus der Schweiz in die vom Krieg heimgesuchten, stark entvölkerten fürstenbergischen Landschaften. Umgekehrt scheint die Auswanderung aus dem Fürstenbergischen in die Schweiz ein Privileg besonders qualifizierter Personen gewesen zu sein (z.B. Joseph Freiherr von Lassberg, der ab 1813 auf Schloss Eppishausen wohnte).

Die Landgrafschaft Stühlingen und der südliche Teil der Landgrafschaft Baar gehörten zum Schaffhauser Marktgebiet. Aus diesen Gebieten, aber auch aus den fürstenbergischen Herrschaften nördlich des Bodensees, deckte die Eidgenossenschaft vom 15. Jahrhundert an einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer Getreideimporte. Daneben lieferten die fürstenbergischen Lande Pferde, Schlachtvieh, Häute und Felle, Bretter und Schindeln, Stahl und Eisen und bezogen im Gegenzug vor allem Salz und Wein, Butter, Schmalz und Käse, Spezereien, Handwerksartikel, Tuch und Barchent. Die Verknappung und Verteuerung des Getreides vor allem in Kriegszeiten, aber auch das Bestreben, die eigenen Märkte zu fördern und das heimische Handwerk gegen ausländische Konkurrenz zu schützen, führten vor allem im 17. und 18. Jahrhundert auf beiden Seiten zu diversen, meist nur kurzzeitig aufrechterhaltenen Handelsbeschränkungen, zum Verbot der Ausfuhr oder des Fürkaufs von Getreide, zu neuen Zöllen und zum Ausschluss fremder Gewerbe. Während des 16. und 18. Jahrhunderts kam es zu einer beachtlichen Kapitalausfuhr aus Basel, Schaffhausen und Zürich in die immer wieder von Kriegen heimgesuchten fürstenbergischen Lande. Ab 1740 warben Schweizer Textilunternehmer in den Grafschaften Stühlingen und Baar in Heimarbeit tätige Arbeitskräfte an (Stickerei, Verspinnen von Rohseide und Baumwolle).

Quellen und Literatur

  • Die Fürstenberger, hg. von E.H. Eltz, 1994
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Zitiervorschlag

Andreas Wilts: "Fürstenberg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.11.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007282/2006-11-20/, konsultiert am 28.03.2024.