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Luino

Gem. der ital. Provinz Varese, am Ostufer des Langensees in der Nähe der Tresamündung ca. 4 km von der Schweizer Grenze entfernt. 1861 3'427 Einw.; 1901 7'808; 1951 10'693; 1981 15'110; 2004 14'179. Der ma. Flecken (borgo) L. entwickelte sich auch für die nahen Tessiner Gebiete zu einem Anziehungspunkt, nachdem Karl V. ihm 1541 das Recht verliehen hatte, abwechselnd mit Maccagno einen Wochenmarkt durchzuführen. Zusammen mit dem Valtravaglia und dem Valcuvia wurde L. 1512-13 von den Eidgenossen besetzt. Nach dem Ewigen Frieden 1516 blieb die territoriale Zugehörigkeit eine Zeitlang ungewiss, bis 1521 die Gem. den Rusca zugeschlagen und damit ins Herzogtum Mailand eingegliedert wurde. Im 18. Jh. entwickelten sich in der Region zahlreiche Manufakturen. 1760 verlegten die Besitzer der Glashütte von Personico, angelockt durch die vom Herzogtum angebotenen Privilegien, die Produktion nach Porto Valtravaglia bei L. Auch eine grössere Spinnerei, die Seide nach Lugano exportierte, wurde in L. eröffnet. Das Wachstum der Textilbranche begünstigte um die Mitte des 19. Jh. das Aufkommen der Maschinenindustrie und die Intensivierung von Handel und lokalem Bankgeschäft. Zum wirtschaftl. Aufschwung des Gebiets von L., das ein regionales Industriezentrum wurde (mit über 50 Betrieben in den Jahren 1891-1914), trugen auch Kapital und Unternehmer aus der Schweiz bei, so die Aargauer Baumwollfabrikantenfamilie Hüssy, die 1868 in L. eine Fabrik eröffnete. Eine wichtige Rolle spielte schliesslich die Eröffnung des Gotthardtunnels 1882 mit der Strecke Bellinzona-L., dank der L. zu einem internat. Bahnhof kam. Die Eisenbahnverbindung führte zu einer Verdoppelung der in L. niedergelassenen Schweizer, für die 1883 eine Schweizer Schule eingerichtet wurde (geschlossen um 1990). Mit der Krise in der Industrie und im Handel in den 1980er Jahren, die von einem Bevölkerungsrückgang begleitet war, sank die Bedeutung von L., das heute eine Gem. mit einem grossen Anteil von Grenzgängern ist.

Quellen und Literatur

  • P. Frigerio, Storia di L. e delle sue valli, 1999
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Zitiervorschlag

Nathalie Tami: "Luino", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 29.07.2008, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007081/2008-07-29/, konsultiert am 28.03.2024.