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Seeberg

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Wangen, Verwaltungskreis Oberaargau. Die weitläufige Gemeinde umfasst die Dörfer Seeberg, Riedtwil, Nieder- und Obergrasswil, den Weiler Juchten-Oschwand (ehemaliges Juchten-Loch) sowie seit 2016 auch die ehemalige Gemeinde Hermiswil. Seeberg reicht vom Burgäschisee (465 m) bis auf die Buchsiberge (808 m). 1264 Seberch. 1764 1016 Einwohner (Dorf Seeberg 280); 1850 1954; 1900 1722; 1950 1552; 1980 1224; 2000 1455.

Viele Bodenfunde aus verschiedenen Epochen vom Neolithikum bis zur Hallstattzeit, vor allem am Burgäschisee; Findlinge und Schalensteine im Steinenberg. Seeberg war mehrheitlich kyburgischer Besitz und gehörte im 13. und 14. Jahrhundert ins kyburgische Amt Gutisberg und zum Landgericht Murgeten sowie zum kyburgischen Niedergericht Grasswil, das in Niedergrasswil tagte. Als Teil dieses Gerichts kam Seeberg 1395 an die Stadt Burgdorf und zu deren Vogtei Grasswil. Die über dem Dorf auf dem "Berg" erbaute Kirche (Martinspatrozinium, heutiger Bau von 1516) gehörte 1076 den Herren von Wolhusen und gelangte 1108 als Schenkung vom Grafenhaus Rheinfelden mit dem Hof an die Abtei St. Peter im Schwarzwald; Bern kaufte den Kirchensatz 1557. Das Kirchspiel umfasste Seeberg, Grasswil, Riedtwil, fünf Höfe von Höchstetten und bis 1528 auch die Solothurner Gemeinden Winistorf, Heinrichswil sowie eventuell auch Hersiwil. Das Zelgdorf Seeberg bildete mit den benachbarten Dörfern eine Weidegemeinschaft, die zu Streit führte, so mit Steinhof 1477-1505 und 1592, mit Grasswil 1525 und 1540 sowie mit Aeschi 1619 und 1660. Bei der Teilung des Weidgangs entstanden die Gemeindegrenzen, die sich zum Teil mit der Kantonsgrenze Bern-Solothurn decken. Der Steinenberg, ein Burgdorfer Herrschaftswald, durfte 1540-1770 von Seeberg und Grasswil als Erblehen Burgdorfs genutzt werden. Der endlose Zwist zwischen Bauern und Taunern um Allmend und Gemeinwerk (1643, 1660 und 1720-1722) löste 1720 einen Kompetenzstreit zwischen Burgdorf als Twingherrn und dem Landvogt von Wangen aus. Bis 1794 war Seeberg zentraler Schulort für das ganze Kirchspiel; danach gründeten Grasswil, Riedtwil mit Hermiswil und Juchten-Loch mit Teilen des Ochlenbergs (Oschwand) drei eigene Schulgemeinden. Als fünf selbstständige Ortsgemeinden schlossen sich Seeberg, Ober- und Niedergrasswil, Riedtwil und Juchten-Loch im 19. Jahrhundert zur Einwohnergemeinde Seeberg zusammen; mit der Zentralisation der Gemeindeverwaltung 1991 wurden die alten Orts- und Schulgemeinden aufgelöst und die Schulstandorte auf Seeberg und Grasswil reduziert. Trotz guter Verkehrslage mit Anschluss an die Landstrassen in den Aargau und seit 1857 an die Bahnlinie Olten-Bern (Station Riedtwil) blieb das Dorf Seeberg landwirtschaftlich-kleingewerblich ausgerichtet.

Quellen und Literatur

  • K.H. Flatt, Die Errichtung der bern. Landeshoheit über den Oberaargau, 1969
  • A.-M. Dubler, «Die Herrschaften der Stadt Burgdorf im Oberaargau», in Jb. des Oberaargaus 39, 1996, 105-130
  • R. Buser, Bauinventar der Gem. Seeberg, 2005
Von der Redaktion ergänzt
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GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Seeberg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.09.2016. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000574/2016-09-19/, konsultiert am 29.03.2024.