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Basler Mission

Die Basler Mission gehört zu den klassischen protestantischen Missionen, die in Europa um 1800 zur Verbreitung des Christentums in Afrika, Lateinamerika und Asien ins Leben gerufen wurden. Sie vertrat anfänglich einen Wahrheitsanspruch, der sie in Konflikt mit Katholiken und auch mit anderen Protestanten brachte. Im 20. Jahrhundert, vor allem nach der Dekolonisation, hat sie sich zu einer ökumenischen Bewegung gewandelt, die einen Ausdruck des Glaubens im Dialog sucht.

Ziele und Organisation

Wichtig für das rasche Erstarken der 1815 gegründeten Basler Mission waren das organisatorische Wissen und die internationalen Kontakte der pietistischen Elite Basels (z.B. Adolf Christ, Carl Sarasin, Pietismus) sowie das Missionsseminar, das andere Gesellschaften mit Missionaren versorgte (insbesondere die anglikanische Church Missionary Society). Im Lauf des 19. Jahrhunderts reduzierte sich die anfänglich fast europaweite Trägerschaft auf eine Partnerschaft zwischen der Basler Elite und württembergischen Pietisten. Letztere stellten bis ins 20. Jahrhundert mehr als 50% der Mitarbeiterschaft in Übersee und bis 1939 einen grossen Teil des Personals der Zentralstelle, namentlich alle vollamtlichen Direktoren. Schweizer spielten in dieser Zeit auch in der Überseemission eine untergeordnete Rolle. Die Folgen des Ersten Weltkriegs und der «Kirchenkampf» zogen diese Zusammenarbeit in Mitleidenschaft, weshalb 1939 eine deutsche Zweigstelle der Basler Mission entstand.

Das Missionshaus in Basel, 1858-1860 von Johann Jakob Stehlin (1826-1894) erbaut, beherbergte im Erdgeschoss des Mittelbaus das Ethnografische Museum. Lithografie, 1861 (Archiv Basler Mission, Basel, QS-30.018.0030).
Das Missionshaus in Basel, 1858-1860 von Johann Jakob Stehlin (1826-1894) erbaut, beherbergte im Erdgeschoss des Mittelbaus das Ethnografische Museum. Lithografie, 1861 (Archiv Basler Mission, Basel, QS-30.018.0030).

Nach 1945 entwickelte sich die Basler Mission vom patriarchalisch geführten Missionskomitee zum demokratisch organisierten Verein, der seine Tätigkeit in der Schweiz von 1970 bis 2000 über die «Kooperation evangelischer Kirchen und Missionen der deutschen Schweiz» (KEM) mit den missionarischen Aktivitäten der Kantonal- und Landeskirchen koordinierte. Die Auflösung der KEM führte 2001 zur Gründung von Mission 21 (Evangelisches Missionswerk Basel), getragen durch die Basler Mission, die Evangelische Mission in Kwango, die Herrnhuter Mission und die Südafrika Mission sowie die Schweizerische Ostasien-Mission, die ihrerseits 2006 aus der Trägerschaft ausstieg.

Die Tätigkeit in Übersee

In der Kolonialzeit betätigte sich die Basler Mission in wenigen, straff organisierten Missionsgebieten, in welchen die Missionare den Ton angaben. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dagegen baute sie ein partnerschaftliches Kontaktnetz mit Kirchen in Asien, Afrika und Lateinamerika auf.

Hauptsächliche Wirkungsgebiete der Basler Mission waren Ghana (seit 1828), Südwestindien (seit 1834), Südchina (seit 1847), Kamerun (seit 1885), Sabah (heute Malaysia, seit ca. 1900) und Indonesien (seit den 1920er Jahren). Nach 1945 arbeitete die Basler Mission in Nigeria mit der amerikanischen Church of the Brethren zusammen. In all diesen Gebieten sind die Kirchen, die an die Stelle der Mission getreten sind, zu einem bedeutsamen Faktor im sozialen Leben und der regionalen Entwicklung geworden.

Die Missionsarbeit im Wandel

Bis zum Zweiten Weltkrieg bildete das Missionsseminar das Herz der Basler Mission. Es vermittelte eine gründliche theologische Ausbildung, ohne die Seminaristen ihrer ländlichen Herkunft zu entfremden. In Übersee gaben die Missionare dem Handwerk, der Landwirtschaft, dem Bildungswesen und den einheimischen Sprachen wichtige Impulse. Eher zögerlich engagierte sich die Basler Mission im medizinischen Bereich und bei der Unterstützung berufstätiger Frauen. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bemühte sich die Basler Handelsgesellschaft, den fairen Handel in Westafrika und eine sozial verantwortbare industrielle Entwicklung in Indien zu fördern.

Die nachkoloniale Basler Mission spielte in vielen Gegenden bei der Einführung angepasster Methoden in Landwirtschaft und Gesundheitswesen, beim Aufbau eines gerechten Handels mit Kunsthandwerk aus der Dritten Welt und bei der Unterstützung von Frauenprojekten eine wichtige Rolle. Seit 1945 hat sie wiederholt auch in politischen Fragen öffentlich Stellung bezogen, zum Beispiel in der Kampagne für ein schweizerisches Waffenausfuhrverbot (1972) oder durch Unterstützung christlicher Gewerkschaftsarbeit in Hongkong. Nach wie vor wird die Basler Mission von Protestanten in der Deutschschweiz und Südwestdeutschland unterstützt, welche christliche Werte im interkulturellen und -religiösen Kontakt zu vermitteln suchen.

Quellen und Literatur

  • Archiv der Basler Mission, Basel
  • W.C. Haas, Erlitten und erstritten, 1994
  • J. Miller, The Social Control of Religious Zeal ― a study in organizational contradictions, 1994
  • P. Jenkins, Kurze Gesch. der Basler Mission, 1998
Weblinks

Zitiervorschlag

Paul Jenkins: "Basler Mission", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.04.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/045256/2009-04-03/, konsultiert am 28.03.2024.