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Von Roll

Plakat für einen Hydranten, 1988 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).
Plakat für einen Hydranten, 1988 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste). […]

1823 gegründet unter dem Namen Ludwig von Roll'sche Eisenwerke als Auffanggesellschaft der Ludwig von Roll & Cie., die 1810 von Ludwig von Roll und einigen Partnern errichtet worden war. Geschäftssitz des Unternehmens, das 1962 in die Von Roll AG, 1995 in die Von Roll Holding umgewandelt wurde, war zuerst Solothurn, ab 1873 Gerlafingen und seit 2008 Breitenbach. In zwei Schmieden in Matzendorf, je einem Hochofen in Gänsbrunnen und in der Klus bei Balsthal sowie einer Hammerschmiede in Gerlafingen stellte das Unternehmen Roheisen her und verarbeitete dieses in den Schmieden zu Stabeisen. Einen weiteren Hochofen nahm es 1846 in Choindez in Betrieb. Bis 1862 stieg Von Roll unter der Leitung von Josef Lack zum grössten Eisenwerk der Schweiz auf. Die Haupttätigkeit verschob sich in dieser Zeit von der Eisenproduktion zur Eisenverarbeitung. Gänsbrunnen und Matzendorf wurden noch im 19. Jahrhundert aufgegeben, doch kamen, zum  Teil durch Übernahmen, neue Produktionsanlagen in Olten, Les Rondez und Bern hinzu. Über Beteiligungen an branchenverwandten Betrieben erlangte Von Roll im 20. Jahrhundert auch Anteile an ausländischen Firmen und diversifizierte in verschiedene Bereiche der Eisenverarbeitung, Maschinen sowie Anlagen. Versorgungsengpässe im Ersten Weltkrieg führten 1918 zur Aufnahme einer eigenen Stahlproduktion in Gerlafingen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wies Von Roll einen hohen Modernisierungsrückstand auf. Versuche, diesen durch Rationalisierungen (1960 Schliessung des Blechwalzwerks Gerlafingen), Erneuerungen der Anlagen und den Aufbau eines nationalen und internationalen Vertriebsnetzes wettzumachen, scheiterten in der Krise der 1970er Jahre. 1984 wurde die Giesserei in Olten geschlossen, 1985 die Giesserei und 1994 die zugehörigen Betriebe in der Klus, 1994 das erst 1977 übernommene Stahlwerk Monteforno in Bodio. 1996 trennte sich Von Roll vom Seilbahngeschäft. Im selben Jahr trat die Firma das Stahlwerk Gerlafingen an von Moos ab. 2003 verkaufte sie die Subholding Von Roll infratec AG und löste sich so von der Gussproduktion. Damit wurde der Umbau in einen weltweit tätigen Konzern für Produkte zur Energieerzeugung, -übertragung und -verteilung vorangetrieben, der mit der Übernahme der Schweizerischen Isola-Werke 1987 begonnen hatte und bis 2005 dauerte. Die Eisen verarbeitende Von Roll beschäftigte 1963 mehr als 7800 Mitarbeitende, Von Roll infratec als letzter traditioneller Bereich kurz vor dem Verkauf noch 1100. Der umstrukturierte Konzern wirkte 2012 als Weltmarktführer für Isolationsprodukte, -systeme und Dienstleistungen mit 2727 Mitarbeitern an 30 Standorten in 19 Ländern.

Quellen und Literatur

  • Das Unternehmen Von Roll AG, 1973
  • A. Kienzle, "Es gibt nur ein Gerlafingen!", 1997
  • Geschichte des Kantons Solothurn, Bd. 4/II, 2011, 138-142
  • Von Roll Eisenwerk Fotografie, Ausstellungskatalog Olten, 2013
Weblinks

Zitiervorschlag

Beatrice Küng-Aerni: "Von Roll", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.10.2019. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/041852/2019-10-21/, konsultiert am 29.03.2024.