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Kommunistische Partei (KP)

Wahlplakat der Kommunistischen Partei Zürich, 1933. Linolschnitt eines unbekannten Künstlers, Unionsdruckerei Zürich (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).
Wahlplakat der Kommunistischen Partei Zürich, 1933. Linolschnitt eines unbekannten Künstlers, Unionsdruckerei Zürich (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).

Die Kommunistische Partei (KP) der Schweiz ging im März 1921 aus der Fusion eines Teils der sozialistischen Linken mit den sogenannten Altkommunisten (Gruppe Forderung) hervor. Erster Präsident wurde Franz Welti, Sekretär Marino Bodenmann. Die sozialistische Jugendorganisation hatte sich bereits 1919 der kommunistischen Jugendinternationale angeschlossen. Als Sektion der kommunistischen Internationale war die KP trotz eines gewissen Verhandlungsspielraums von dieser politisch-ideologisch, finanziell und organisatorisch zunehmend abhängig. Der weltanschauliche Hintergrund der Parteimitglieder bestand in einer starken emotional-kulturellen Bindung an den Kommunismus als zukünftiger Gesellschaftsordnung. Auf alltäglicher Ebene schuf die KP für die Mitglieder eine eigene Lebenswelt, wozu die zahlreichen Nebenorganisationen für alle Lebensalter und sozialen Kategorien (u.a. Frauen, Intellektuelle, Arbeitslose) beitrugen. Die KP übernahm nicht nur das leninistische Organisationsmodell des sogenannten demokratischen Zentralismus, die bolschewistische Programmatik und das Zellenprinzip, sie folgte auch den taktischen und strategischen Wendungen der Komintern, so ab 1924 der Bolschewisierung und der Umstellung auf Betriebszellen. Die vorwiegend urbane und in der Deutschschweiz (Zürich, Basel, Schaffhausen) verankerte KP zählte anfänglich rund 6000 Mitglieder, davon 15% Frauen, bei sinkender Tendenz. Der maximale Wähleranteil auf nationaler Ebene betrug in den 1920er Jahren 2%, was 1925 zu drei Nationalratsmandaten führte. Kantonal erreichte die KP bis zu 26%, so 1928 in Schaffhausen bei den Nationalratswahlen. Im Basler Grossrat gewann die KP 1929 mit einem Wähleranteil von 19,7% 25 Sitze. Zeitweise verfügte die KP über drei Tageszeitungen (Gesamtauflage 1922 14'000 Exemplare, 1936 ca. 10'000).

Ende der 1920er Jahre begann in der KP ein Prozess der Stalinisierung, der 1929-1932 durch nahezu ein Dutzend Emissäre und Instrukteure eingeleitet und kontrolliert wurde. Der Mitgliederbestand und der Wähleranteil reduzierten sich stufenweise. Einen grossen Einschnitt bedeutete der Ausschluss von Walther Bringolf im Dezember 1930, dem die Schaffhauser Sektion fast geschlossen in die kurzlebige Kommunistische Partei der Schweiz-Opposition (KPO) folgte. 1935 vereinigte sich die KPO mit der SP.

Sitze und Stärke der KP bei Nationalratswahlen 1922-1943

JahrSitzeWähleranteil
192221,8%
192532,0%
192821,8%
193121,5%
193521,4%
193942,6%
1943-a-a

a keine Teilnahme wegen Parteiverbots

Sitze und Stärke der KP bei Nationalratswahlen 1922-1943 -  Bundesamt für Statistik

Mit dem Übergang zur Volksfronttaktik 1935 erfolgte ein leichter Anstieg der Mitgliederzahlen und der öffentlichen Resonanz. Doch kantonale Verbote (Neuenburg, Genf, Waadt, Schwyz, Uri), der Hitler-Stalin-Pakt vom August 1939, die Aufgabe des Antifaschismus und die Hinwendung zum Neutralismus im September 1939 unter dem Slogan des «imperialistischen Kriegs» sowie die Unterstützung der sowjetischen Invasion Finnlands schwächten die KP. Das Verbot kommunistischer Aktivitäten und der Propaganda im August 1940 sowie der KP selbst im November 1940 liess die Mitgliederzahl auf etwa 350 fallen. Ein Wiederaufschwung erfolgte erst nach der Auflösung der Komintern im Mai 1943 und der Vereinigung mit der Fédération socialiste suisse von Léon Nicole sowie durch die Gründung der Partei der Arbeit (PdA) im Oktober 1944, in der die KP aufging.

Im Vergleich zu ihrer Grösse übte die KP für die Komintern wichtige Funktionen aus. Sie bot dem internationalen kommunistischen Apparat einen Pool von qualifizierten politischen Kadern, welche die Moskauer Verantwortlichen zum Teil persönlich kannten. In den 1930er Jahren diente sie als Rückzugsstellung für eine Exilleitung der KPD (Abschnittsleitung Süd) sowie für Teile der in Deutschland installierten Presseagenturen der Komintern, als Fluchtort für Parteifunktionäre, Mitglieder und Kapitalien und als Durchgangsweg für Freiwillige zur Zeit des Spanischen Bürgerkriegs. Chiffrierte Telegramme von 1939 bis 1941 zeigen, wie die KP trotz Illegalität den Kontakt mit der Komintern und anderen kommunistischen Parteien aufrechtzuerhalten versuchte.

Quellen und Literatur

  • P. Stettler, Die Kommunistische Partei der Schweiz, 1921-1931, 1980
  • B. Studer, Un parti sous influence, 1994
  • H. Wichers, Im Kampf gegen Hitler, 1994
  • B. Studer, Sous l'œil de Moscou, 1996
  • A. Rauber, Histoire du mouvement communiste suisse, 2 Bde., 1997-2000
  • Moscou Paris Berlin: télégrammes chiffrés du Komintern (1939-1941), hg. von D. Peschanski, 2003
Weblinks

Zitiervorschlag

Brigitte Studer: "Kommunistische Partei (KP)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.05.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/040168/2010-05-20/, konsultiert am 29.03.2024.