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Adelboden

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Frutigen. Fremdenkurort auf 1350 m. Die ausgedehnte Gemeinde im obersten Teil des Engstligentals umfasst die sogenannten Bäuerten oder Schulkreise Innerschwand (heute Dorf Adelboden), Ausser- und Stiegelschwand, Hirzboden und Boden. 1404 Adelboden, 1453 Adelboden alias silva. 1764 1051 Einwohner; 1850 1513; 1900 1564; 1910 2163; 1950 2873; 2000 3634.

Der Tourismusort im Winter. Fotografie aus den 1930er Jahren (Schweizerische Nationalbibliothek, Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Sammlung Photoglob).
Der Tourismusort im Winter. Fotografie aus den 1930er Jahren (Schweizerische Nationalbibliothek, Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Sammlung Photoglob).

Das spätbesiedelte Rodungsgebiet mit schon früher bestossenen Alpen (Engstligen 1232, Sillern 1290 erwähnt) lag auch im Interessenbereich der Walliser. Als Bestandteil der Talschaft und Pfarrei Frutigen (u.a. unter den Herren von Kien, Wädenswil, vom Turn) kam Adelboden 1400 an Bern unter die Gerichtsbarkeit der bernischen Kastlanei Frutigen, kaufte sich dann aber von der Herrschaftssteuer frei. Im 15.-16. Jahrhundert löste es sich auch kirchlich und kommunal von Frutigen: Nach dem Bau einer eigenen Kirche (vor 1433, mit älterem, ursprünglich profanem Turm) wurde Adelboden 1439 dank kommunaler Pfrundstiftung (1433) selbstständige Kirchgemeinde mit Kollaturrecht, trotz weiter bestehendem Filialverhältnis zu Frutigen. Von 1478 an hatte Adelboden ein Wochengericht, das im Landhaus (Gemeindehaus mit Tavernenrecht) tagte. 1528 wurde die Reformation zwangsweise eingeführt; die Kollatur ging an Bern über. Die Gemeinde besorgte Armenwesen und Schule und übte die Aufsicht über Bannwald (1617) und Wege (1621) aus. Existenzgrundlage waren die Viehwirtschaft im Tal- und genossenschaftlicher Alpbetrieb auf Gemeinde- und Lehenalpen (z.B. Engstligenalp 1232-1816 im Besitz der Bischöfe von Sitten) sowie der Viehhandel (Jahrmarkt 1686 erwähnt). Im 19. Jahrhundert zwang Übervölkerung zu starker Abwanderung. Die Heimarbeit mit Holzschnitzerei, Holzmalerei, Spinnen und Weben brachte zu wenig ein. Die Wende kam mit der Erschliessung durch die Fahrstrasse nach Frutigen (1884) und ab 1917 mit der Busverbindung zur Eisenbahn in Frutigen, die dem Tourismus das Tor öffneten. Seit den 1870er Jahren ist Adelboden Sommer-, seit 1901 auch Winterkurort. 1887 entstand das erste Hotel. Die Infrastruktur umfasst heute unter anderem ein Schwimmbad (1931), eine Skischule (1933), zahlreiche Lifte (ab 1936), die Luftseilbahn Engstligenalp (1937) und eine Kunsteisbahn (1959). Seit 1904 führt Adelboden alpine Skirennen durch. 1908 wurde die englische, 1923 die katholische Kirche errichtet. Der Ausbau von Hotellerie und einheimischem Gewerbe, nach 1950 auch der Bau von Zweithäusern und -wohnungen, erfolgte in Schüben (1898-1914, seit 1960), führte zur starken Überbauung einzelner Bäuerten (v.a. Inner-, Ausserschwand, Boden) und schuf neue Arbeitsplätze, wovon 1990 56% zum 3. Sektor zählten.

Quellen und Literatur

  • K.J. Aellig, Die wirtschaftl. Verhältnisse im Frutigland unter besonderer Berücksichtigung des Fremdenverkehrs, 1957
  • A. Bärtschi, Adelboden, 1966 (21972)
  • J. Aellig, 100 Jahre Kurort Adelboden, 1972
  • J. Aellig, 100 Jahre Kur- und Verkehrsverein Adelboden 1888-1988, 1988
  • H. Wyssmüller, Erinnerungen an Erlebnisse bei Viehtransporten ins Ausland, 1990
  • E. Klopfenstein, Adelboden im Engstligental, 1992
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Adelboden", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.11.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000319/2009-11-12/, konsultiert am 28.03.2024.