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Schweizer Verband Volksdienst (SV-Service)

Verband Soldatenwohl

Unter dem Eindruck mangelhafter Unterkunft und Verpflegung der 1914 im Zuge des Ersten Weltkriegs mobilisierten Armee gründeten Zürcher Exponenten der Abstinenzbewegung um Susanna Orelli-Rinderknecht im Herbst 1914 den Verband «Gemeinnütziger Verein für alkoholfreie Verpflegung der Truppen», der im November mit Unterstützung der Armeeleitung und Bundesbehörden in den Schweizer Verband Soldatenwohl unter der Leitung von Else Züblin-Spiller überführt wurde. In rund 1000 sogenannten Soldatenstuben, die bis in die 1990er Jahre in geringer Zahl fortbestanden, versorgte der Verband Armeeangehörige in ihrer Freizeit mit preiswerter Kost sowie alkoholfreien Getränken und übernahm ab 1916 auch Fürsorgeaufgaben. 1918 verankerte die Organisation, welche ab 1920 Schweizer Verband Volksdienst hiess, mit dem Führen von sogenannten Arbeiterstuben ihr Angebot in der Industrie, erweitert um Schulmensen und Betriebskantinen im Dienstleistungsbereich. In der Westschweiz übernahm das christlich verwurzelte und männlich dominierte Département social romand ähnliche Aufgaben. Beide Institutionen sorgten im Zweiten Weltkrieg für eine Wiederbelebung der Soldatenstuben. Bis in die Nachkriegszeit prägte Züblin-Spiller den Schweizer Verband Volksdienst entscheidend. So band sie ihn in den 1920er Jahren in ihr Engagement für das Frauenstimmrecht sowie während des Zweiten Weltkriegs in ihre Tätigkeiten im militärischen Frauenhilfsdienst und dessen Fürsorgeaufgaben mit ein. Unternehmensschwerpunkt des Verbands blieb in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Führung von Personalrestaurants, was sich erst Mitte der 1990er Jahre mit dem Aufbau des Cateringbereichs, unter anderem für soziale Institutionen, verlagerte. Die Expansion ins deutschsprachige Ausland erfolgte im selben Zeitraum und 1999 wurde der Verband in die SV Group AG umgewandelt. Die Organisation erwirtschaftete 1920 mit 30 Stuben einen Umsatz von 719'000 Franken sowie 1985 mit 298 Betrieben 204,8 Mio. Franken. Im Jahr 2009 setzten gut 8000 Mitarbeitende (65% Frauen) der Gruppe in 545 Betrieben 616 Mio. Franken um (davon in der Schweiz 429 Mio. Franken in 322 Betrieben). Als Hauptaktionärin (90,8%) hat die SV Stiftung seit 1999 die Aufgabe, die Gründungsidee zu bewahren.

Quellen und Literatur

  • Tanner, Jakob: Fabrikmahlzeit. Ernährungswissenschaft, Industriearbeit und Volksernährung in der Schweiz 1890-1950, 1999, S. 273-382.
  • Gosteli, Marthe (Hg.): Vergessene Geschichte. Illustrierte Chronik der Frauenbewegung 1914-1963, Bd. 1, 2000, S. 8-9, 173, 181-186.
Von der Redaktion ergänzt
  • Ruetz, Bernhard: Die einzigartige Geschichte der SV Group. Pionierin der Gemeinschaftsgastronomie, 2014 (Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik, 101).
Weblinks

Zitiervorschlag

Cindy Eggs; Suzanne Schär Pfister: "Schweizer Verband Volksdienst (SV-Service)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.10.2021. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/027873/2021-10-18/, konsultiert am 18.04.2024.