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HelvetiaStudentenverbindung

Die Studentenverbindung H. wurde 1832 von einigen Dutzend radikalen Mitgliedern der Luzerner, Berner und Zürcher Sektionen der Zofingia (Schweizerischer Zofingerverein) gegründet, deren Ziel es war, sich von der gemässigten polit. Linie der Mutterverbindung zu distanzieren. Um 1848 spielte die H. innerhalb des helvet. Radikalismus eine bedeutende Rolle, obwohl das Leben ihrer Sektionen von Auflösungen, Ausschlüssen, Fusionen und Neugründungen geprägt war. 1858 riefen die Sektionen von Lausanne, Bern und Aarau den rund 40-köpfigen Zentralverein ins Leben. Im 19. Jh. entstanden auch in Zürich und Basel recht beständige Sektionen, während die Genfer Sektion keine kontinuierl. Entwicklung kannte und die Sektionen von Luzern, Aarau, Freiburg, Solothurn und Neuenburg nur kurzlebig waren.

Der Zentralverein, der sich gemäss Statuten an radikal-demokrat. Grundsätzen orientierte, entschied sich 1859 für den Wahlspruch "Vaterland, Freundschaft, Fortschritt". Während des 1. Weltkriegs betonte er die patriot. Ausrichtung, um dem wachsenden Gegensatz zwischen der West- und der Deutschschweiz zu begegnen. Wie andere universitäre Studentenverbindungen war die H. nicht nur im Bereich der Bildung von zentraler Bedeutung, sondern funktionierte auch im polit. und im gesellschaftl. Bereich als Netzwerk. Ehemalige Helveter spielten eine wichtige Rolle im öffentl. Leben, v.a. in den Kt. Bern und Waadt, wo die Verbindung lange Zeit eine Rekrutierungsbasis für polit. Führungskräfte war.

1900 zählten die fünf Sektionen 106 Aktive und rund 600 Altherren (ehem. Studenten, die lebenslang Mitglied bleiben). 1950 waren es 213 Aktive und 861 Altherren, 1965 203 bzw. 907. Die Mitgliederzahl sank in den 1970er beträchtlich auf durchschnittlich zwei bis drei Neueintritte pro Jahr. Die H. ist immer noch ein reiner Männerbund mit Sektionen in Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich, zu denen 2005 rund 100 Aktive und 1000 Altherren zählten. Die Helveter sind parteipolitisch neutral, betonen die Traditionspflege und das student. Brauchtum.

Quellen und Literatur

  • Vaterland, Freundschaft, Fortschritt, 1982
  • O. Meuwly, Histoire des sociétés d'étudiants à Lausanne, 1987
  • L. Blattmann, «Studentenverbindungen - Männerbünde im Bundesstaat», in Männerbund und Bundesstaat, hg. von L. Blattmann et al., 1998, 138-155
Weblinks

Zitiervorschlag

Marco Marcacci: "Helvetia (Studentenverbindung)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.09.2006, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/025747/2006-09-14/, konsultiert am 28.03.2024.