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CossonayGemeinde

Politische Gemeinde des Kantons Waadt, Bezirkshauptort. Cossonay liegt auf einem Plateau, das steil zum rechten Ufer der ca. 130 m tiefer gelegenen Venoge abfällt. Das Gemeindegebiet umfasst Cossonay-Ville und den Weiler Allens. Die Grands Moulins und die Kabelwerke von Cossonay sowie der Bahnhof und die Ortschaft Cossonay-Gare befinden sich dagegen am Fuss eines Hügels auf dem Gebiet von Penthalaz. 1096 Cochoniacum, 1164 Cosonai. 1550 111 Haushalte; 1764 507 Einwohner; 1798 702; 1850 938; 1900 1'060; 1950 1'214; 1970 1'529; 1980 1'553; 2000 2'558.

Spuren eines römischen Gutshofs entdeckte man bei Ouffemaz. 1828 wurde ein frühmittelalterliches Gräberfeld zwischen Cossonay und Allens freigelegt. 1096 schenkte Ulrich, Herr von Cossonay, die auf seinem Allod gelegene Kirche dem Kloster Romainmôtier. In der Schenkungsurkunde wird auch eine im Osten des Fleckens gelegene Burg (in der frühen Neuzeit eine Ruine) erwähnt. Der Ort war befestigt; die Überreste dreier nacheinander errichteter Ringmauern datieren aus dem 11., dem 13. und dem 14. Jahrhundert. Cossonay war bis 1406 im Besitz des gleichnamigen Adelsgeschlechts und fiel danach an das Haus Savoyen. Im 13. Jahrhundert erhielten die Einwohner von Cossonay ein Stadtrecht und einige Freiheiten. Ende des 14. Jahrhunderts vernichtete ein Brand, der die Stadt grossteils zerstörte, die entsprechenden Urkunden, worauf ihnen Johanna von Cossonay 1398 erneut Privilegien gewährte. Bürgermeister und Ratsherren lenkten die Geschicke der Stadt. 1414 bestätigte der Graf von Savoyen Cossonay seine Freiheiten. Die Stadt entsandte spätestens ab 1430 Vertreter in die Waadtländer Landstände. Unter bernischer Herrschaft (1536-1798) gehörte Cossonay zur Vogtei Morges und war Sitz eines Kastlaneigerichts. Die Geschäfte der Stadt wurden von zwei Räten geführt, einem zwölf- und einem vierundzwanzigköpfigen, denen je ein Venner vorstand. 1798 wurde Cossonay zum Hauptort des nach ihm benannten neuen Bezirks. Im Jahr 2000 zählte die städtische Exekutive fünf, die städtische Legislative fünfundfünfzig Mitglieder, die auf einer gemeinsamen Liste kandidiert hatten. In Cossonay sind verschiedene Dienststellen des Kantons Waadt angesiedelt. Das Bezirksgericht wurde 2000 im Rahmen einer regionalen Neuorganisation nach Nyon verlegt.

Die Pfarrei- und Prioratskirche, St. Peter und Paul geweiht, ist seit 1096 urkundlich belegt. Bei Ausgrabungen 1909-1911 und 1971-1973 kamen zwei Vorgängerbauten zum Vorschein: Eine im 8. Jahrhundert erbaute Saalkirche mit einem trapezförmigen Chor und eine Dreiapsidenanlage aus dem 9. Jahrhundert. Die heutige Kirche, 1901 zum kantonalen Baudenkmal erklärt, ist wesentlich grösser als ihre Vorgängerinnen und weist cluniazensische Einflüsse auf. Die dreischiffige Anlage geht auf das 11. oder 12. Jahrhundert zurück, der Chor auf das 13. Jahrhundert. Der Glockenturm wurde an Ostern 1407 begonnen; die Vorhalle entstand im 20. Jahrhundert. Die Kirche wurde 1856-1860, 1913-1914 und 1921-1923 renoviert. Die 1228 belegte Pfarrei umfasste im 14. Jahrhundert Cossonay und Dizy. Im 15. Jahrhundert kamen La Chaux, das nach der Reformation eine Filiale wurde, sowie Lussery und Senarclens dazu. Die katholische Pfarrei, zu der Cossonay und Umgebung gehören und die insgesamt 32 Gemeinden umfasst, wurde 1949 geschaffen. Das Benediktinerpriorat, das die Herren von Cossonay vermutlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts gestiftet hatten, wurde 1228 erstmals erwähnt. Es war dem Priorat Lutry unterstellt, das wiederum Savigny im Lyonnais gehörte. 1387 schenkte Louis III. von Cossonay dem Prior das Erbe seines Bruders und seiner Schwester, dank dem die Zahl der Mönche von drei auf sechs erhöht werden konnte. Die Kapellen des heiligen Antonius und der Jungfrau Maria unterstanden dem Prior. Das Antonius-Spital, das Louis II. von Cossonay 1311 dem Priorat geschenkt hatte, wurde 1340 an die Gemeinde abgetreten, vermutlich eine Folge der aus den Schenkungsbedingungen (Gebäudeunterhalt, Bau einer Kapelle, deren Kaplan im Priorat Kost und Logis erhält, usw.) resultierenden Kosten. Die Erwähnung eines jüdischen Friedhofs 1493 lässt darauf schliessen, dass hier früher eine israelitische Gemeinde bestand.

1672 gab Bern die ehemaligen Prioratsgebäude dem Herrn von Penthaz zu Lehen. Darin wurden die Gefängnisse und der Getreidespeicher untergebracht. Das in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts neu errichtete Gebäude gelangte 1804 in den Besitz der Stadt und befindet sich heute in privater Hand. Das Château Cossonay oder Maison Delessert war der Privatwohnsitz mehrerer örtlicher Notablen, bis es 1693 von der Familie Delessert erworben wurde, die es bis 1879 besass.

Ansicht der Gewerbezone von Cossonay. Fotografie von Emile Gos, um 1940 (Bibliothèque cantonale et universitaire Lausanne) © Musée de l'Elysée, Lausanne.
Ansicht der Gewerbezone von Cossonay. Fotografie von Emile Gos, um 1940 (Bibliothèque cantonale et universitaire Lausanne) © Musée de l'Elysée, Lausanne. […]

Viehzucht und Getreidebau waren in Cossonay zu allen Zeiten vorherrschend, doch wurde bis ins 15. Jahrhundert auch Weinbau betrieben. Noch im Mittelalter entstand am Ufer der Venoge eine Gewerbezone (heute im Gemeindegebiet von Penthalaz). Die ab dem 17. Jahrhundert als Grands Moulins bezeichneten Mühlen gehen vermutlich auf das beginnende 15. Jahrhundert zurück. Auch die Mühle von L'Ilette stammt aus dem Mittelalter. Für den Bau und Unterhalt des Entreroches-Kanals und den Betrieb der Mühlen wurden grosse Mengen Holz benötigt. Im 17. Jahrhundert verpachtete Bern der Kanalgesellschaft einen Teil des Eichenwalds von Le Sépey, der fortan Bois du canal hiess. Im 19. Jahrhundert erfuhr die Gewerbezone eine Modernisierung und Diversifizierung. Mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecken Morges-Yverdon 1855 und Cossonay-Vallorbe 1870 wuchsen die Betriebe am Venogeufer; die Mühlen wurden ausgebaut, eine Kondensmilchfabrik, ein Kabelwerk und eine Besenfabrik siedelten sich an. Das Städtchen Cossonay erlangte einen gewissen Wohlstand und zu den Bauern und Kleingewerblern gesellten sich nun auch Arbeiter. Anfang des 20. Jahrhunderts war Cossonay Sitz einer der fünf französischsprachigen Sektionen des Schweizerischen Metall- und Uhrenarbeiterverbands. In der Gemeinde blühte der Einzelhandel auf. 1897 wurden eine Standseilbahn, welche den Bahnhof mit der Stadt verbindet, und ein Kasino eingeweiht; Letzteres wurde 1922 in ein Kino umgewandelt. Auch die seit jeher betriebene Viehzucht entwickelte sich weiter. Die Jahr- und Viehmärkte von Cossonay gehörten Anfang des 20. Jahrhunderts bis zur Schaffung des Comptoir suisse (1920) zu den bedeutendsten des Kantons. Die 1923 gegründete Société des Câbleries et Tréfileries S.A., heute Alcatel Cable Suisse SA (Câbles Cortaillod), brachte dem Ort einen beachtlichen Aufschwung. 1948 beschäftigte das Unternehmen 650 Arbeiter und Angestellte. Mit der Eröffnung der Autobahn A1 zwischen Lausanne und Yverdon Anfang der 1980er Jahre kamen viele Pendler nach Cossonay. Die Gemeinde modernisierte ihre Infrastruktur. 1982-1989 wurde das interkommunale Schulzentrum Pré-aux-Moines errichtet, 1984 der Zonenplan erstellt. 1982 schenkte der Architekt Alberto Sartoris sein Haus sowie sein Architektur- und Kunstgeschichtsarchiv dem Bund; die ETH Lausanne verwaltet diese Sammlung. In der Zwischenkriegszeit wurde das Naturschutzgebiet Etang du Sépey in einer nach dem Ersten Weltkrieg aufgegebenen Tongrube der örtlichen Ziegelei angelegt.

Quellen und Literatur

  • E. Recordon, Histoire des Grands Moulins de Cossonay, 1941
  • P. Benz, Cossonay, 1954
  • E. Chabanel, Cossonay 1798-1950, 5 Bde., 1979-1992
  • H. Rieben et al., Portraits de 250 entreprises vaudoises, 1980, 116-120
  • F. Charlet, Cossonay, un bourg, une dynastie, 1985
  • HS III/1, 458-470
  • N. Descœudres, Cossonay: architecture publique et privée, 1650-1850, Liz. Lausanne, 1996
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Paola Crivelli: "Cossonay (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.02.2018, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002327/2018-02-05/, konsultiert am 29.03.2024.