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EugèneGrasset

Titelmotiv der Weihnachtsausgabe von Harper's Magazine, das auch für ein Plakat verwendet wurde. Chromolithografie, 1892 (Privatsammlung).
Titelmotiv der Weihnachtsausgabe von Harper's Magazine, das auch für ein Plakat verwendet wurde. Chromolithografie, 1892 (Privatsammlung). […]

25.5.1845 Lausanne, 23.10.1917 Sceaux (Ile-de-France), reformiert, von L'Abergement, ab 1891 Franzose. Sohn des Samuel Joseph, Kunsttischlers und Bildhauers, und der Jeanne Louise Marguerite geborene Burnens. Ledig. Mittelschule in Lausanne (1857, Schüler von François Bocion), 1861-1863 abgebrochenes Architekturstudium am Eidgenössischen Polytechnikum Zürich (Schüler von Gottfried Semper). 1863-1865 Praktikum beim Architekten und Bauunternehmer Félix Wanner in Lausanne. Nach einer Ägyptenreise 1866-1867 arbeitete Grasset als Bildhauer und Maler in Lausanne. Seine ersten Illustrationen waren geprägt von Gustave Doré und einer wissenschaftliche Neugier an Natur und der Welt des Mittelalters (Kostüme, Architektur). 1869-1870 schuf er die Innen- und Aussendekoration des Lausanner Theaters. 1871 zog er nach Paris und gab die Malerei zugunsten der angewandten Kunst auf. Seine Arbeiten waren international erfolgreich, namentlich in den USA. Zu seinen Auftraggebern zählten unter anderem Künstler (Sarah Bernhardt), Theater, Kaufleute, Fabrikanten, Eisenbahnunternehmen, Kunstgalerien sowie Gesellschaften. Grasset widmete sich allen Bereichen von Kunsthandwerk und Grafik. Er schuf unter anderem ein historisierendes Möbel für den Buchdrucker Charles Gillot (1879), führte Kunstschmiede- und Schlosserarbeiten für das Kabarett Chat-Noir aus, gestaltete Stoffe, Tapeten, Keramiken, Glasfenster, Mosaiken sowie Schmuck für Henri Vever und Partituren für Jules Massenet. Er zeichnete typografische Ornamente und schuf einen neuen Schrifttypus, der nach ihm benannt wurde. Geprägt vom Symbolismus, den Präraffaeliten und dem Japanismus folgten seine Plakate dem Leitmotiv Weiblichkeit-Natur-Kunst. Grasset arbeitete für den Verlag Larousse (1890 gestaltete er die berühmte Säerin im Verlagslogo), die französische und die Schweizer Post (Briefmarken), grosse Einkaufszentren wie La Belle Jardinière und Au Bon Marché (Kataloge, Kalender), für französische Zeitschriften («L'Estampe et l'affiche», «Art et Décoration») und amerikanische Magazine («Harper's») . In seinen Illustrationen zu Erzählungen («Le Petit Nab» 1882), zum Mittelalterepos «L'Histoire des quatre fils Aymon» (1883), zu «Balthasar» von Anatole France (1909) machen sich der keltische Einfluss, die Prägung durch Viollet-le-Duc, die Liebe zum Detail, zur Anekdote, zum Orient und zur kühnen Seitengestaltung bemerkbar. Die Synthesen seiner theoretischen Überlegungen zu Geometrie und Zeichenkunst, «La Plante et ses applications ornementales» (1896) und «Méthode de composition ornementale» (1905), sind Muster- und Modellsammlungen. 1891-1903 wirkte Grasset als Lehrer für Industriedesign und dekorative Gestaltung an der Ecole Guérin und 1904-1913 an der Académie de la Grande Chaumière, 1917 für Schriftkunde und -zeichnung an der Ecole Estienne (alle in Paris). Grasset unterrichtete unter anderem Augusto Giacometti, Otto Ernst, Maurice Pillard Verneuil und Paul Berthon. Er beeinflusste Alphonse Mucha, Louis John Rhead und Le Corbusier wesentlich und korrespondierte mit Edouard Rod sowie Auguste Baud-Bovy. 1895 Ritter, 1911 Offizier der Ehrenlegion. Grasset setzte als Erster in Frankreich den Appell William Morris' nach einer Kultivierung des Alltags konkret um und wurde zu einem Vorreiter des Jugendstils.

Quellen und Literatur

  • A. Murray-Robertson-Bovard, Grasset: pionnier de l'Art nouveau, 1981
  • BLSK, 427-429
  • Eugène Grasset: une certaine image de la femme, Ausstellungskat. Gingins, 1998
  • M.-E. Scheurer, Eugène Grasset (1845-1917), enseignant et théoricien, Diss. Neuenburg und Sorbonne, 2004
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Zitiervorschlag

Anne Murray-Robertson-Bovard: "Grasset, Eugène", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.07.2007, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021884/2007-07-17/, konsultiert am 17.04.2024.