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LudwigSenfl

zwischen 1489 und 1491 Basel oder Zürich, zwischen Januar und März 1543 München. In verschiedenen (auch eigenhändig verfassten) Quellen ist Ludwig Senfl nur als «Schweizer» oder «genannt Schweitzer» ausgewiesen. Die Charakterisierung als «Ludwig Sennfli von Zürich» im Zürcher Glückshafenrodel von 1504 stellt die früheste Nennung dar und legt nahe, dass der Vater der aus Freiburg im Breisgau stammende Sänger Bernhard Senfly sein könnte, der 1488 als Zürcher Bürger nachgewiesen ist. Mit zehn Jahren kam Senfl als Chorknabe in die Hofkapelle König Maximilians I. und wurde am Hof von Heinrich Isaac unterrichtet, dem er später aus Dankbarkeit ein autobiografisches Lied («Lust hab' ich ghabt zur Musica») widmete. Vermutlich bereits als Chorknabe in den Klerikerstand erhoben und später mit Pfründen am Basler Münster und in Verona versorgt, hielt sich Senfl 1507-1509 mit Isaac und der Kapelle am Konstanzer Reichstag, 1515 in Wien und 1516-1518 am Reichstag in Augsburg auf. Nach Isaacs Tod (1517) trat Senfl als Sänger und Notator an dessen Stelle, bevor die Kapelle 1520, ein Jahr nach Kaiser Maximilians Tod, aufgelöst wurde. Zum Hofkomponisten wurde er offiziell nie ernannt. Ebenfalls 1520 wurde ein erster Band mit Motetten Senfls veröffentlicht («Liber selectarum cantionum»), der auch Werke seines Lehrers Isaac sowie der ihn stilistisch stark beeinflussenden franko-flämischen Komponisten (Josquin des Prés, Jacob Obrecht, Pierre de la Rue) enthält. 1523 trat Senfl – nach Aufenthalten in Augsburg und Passau – in die Dienste Herzog Wilhelms IV., dessen Münchner Hofkapelle er als musicus intonator bzw. als musicus primarius bis zu seinem Tod leitete. Die Korrespondenz mit Martin Luther und Herzog Albrecht von Preussen belegt Senfls reformatorische Gesinnung. Zudem stand Senfl mit den bedeutenden Gelehrten und Humanisten seiner Zeit (u.a. mit Glarean und Vadian) in engem Kontakt. Senfl gilt als der wichtigste Vertreter der niederländisch-deutschen Motette und des deutschen Lieds zur Reformationszeit. Sein überliefertes Werk umfasst sechs lateinische Messen, ein Magnificat, rund 100 Messproprien, 130 Motetten und gegen 300 deutsche Lieder, Kanons und Quodlibets. Bereits zu Lebzeiten erlangte Senfl im deutschsprachigen Raum grosse Anerkennung. Seine Werke wurden noch Jahrzehnte nach seinem Tod niedergeschrieben, gedruckt und aufgeführt, wovon unter anderem zahlreiche späte Intavolierungen seiner Lieder zeugen. Die liturgischen Werke wurden am Münchner Hof, die Motetten bis weit ins 17. Jahrhundert in protestantischen Kreisen und Lateinschulen weitergepflegt.

Quellen und Literatur

  • Sämtl. Werke, 11 Bde., 1937-74
  • K.C. Roberts, The music of Ludwig Senfl, 1965
  • W. Seidel, Die Lieder Ludwig Senfls, 1969
  • Die Musik in Gesch. und Gegenwart, Personentl. 15, 22006, 569-590
  • NDB 24, 2010, 254-256
Weblinks
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VIAF
Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ zwischen 1489 und 1491 ✝︎ zwischen Jan. und März 1543

Zitiervorschlag

Christoph Ballmer: "Senfl, Ludwig", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.11.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020746/2011-11-22/, konsultiert am 28.03.2024.