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Müllheim

Politische Gemeinde des Kantons Thurgau, Bezirk Steckborn. Dorf mit Maltbach und Grüneck am südlichen Seerücken. Die Munizipalgemeinde Müllheim (1803-1967) vereinigte sich 1967 mit den Ortsgemeinden Langenhart und Müllheim (1803-1967) zur Einheitsgemeinde Müllheim. 1254 Mulhain. Politische Gemeinde: 1970 1620 Einwohner; 2000 2398. Ehemalige Munizipalgemeinde: 1850 873 Einwohner; 1900 1464; 1950 1541; 1960 1511. Ehemalige Ortsgemeinde: 1831 863 Einwohner; 1850 783; 1860 1061; 1870 821; 1900 1397; 1910 1343; 1950 1486; 1960 1475.

Erwähnung der Ministerialen von Müllheim im 13. und 14. Jahrhundert. Die Grafen von Kyburg (später von Habsburg) übten in Müllheim die Schirmvogtei aus, die 1460 durch die Abtei Reichenau zurückgekauft wurde. Die Abtei und 1540-1798 ihr Rechtsnachfolger, der Bischof von Konstanz, waren Gerichts- und Grundherren (Offnung 1475). Kirchlich war Müllheim zunächst wohl Teil von Pfyn und entstand als Pfarrei beim Bau der Kirche um 1340. Zur Pfarrei gehörten Langenhart und bis 1483 auch Hüttlingen. 1528 kam es in Müllheim zur Reformation. 1540 gingen die Kollaturrechte an den Bischof von Konstanz über (1804 an den Kanton Thurgau, 1830 an die Kirchgemeinde). 1607 wurde die katholische Messe wieder eingeführt, und die Kirche St. Verena wurde von da an bis zum Bau der katholischen Kirche 1967 von beiden Konfessionen genutzt (paritätische Simultankirche). Im Verlauf des 20. Jahrhunderts ging der Anteil der Reformierten in Müllheim stark zurück und umfasste an der Wende zum 21. Jahrhundert noch etwa die Hälfte der Bevölkerung. Müllheim wählte bis 1798 drei Bürgermeister (Keller-, Seckel- und Thurmeister). Die Gemeinde hatte das Recht, Bussen und leichte Körperstrafen zu verhängen. 1800 gestattete sie den Auskauf der Weidgangrechte. In Müllheim wurde Acker-, Wein-, Obst-, Flachs- und Hanfbau sowie Forst- und Milchwirtschaft (Käserei) betrieben. Müllheim besass Handwerke und Gaststätten sowie zwei Jahrmärkte. Die 1855 eröffnete Bahnstation Müllheim-Wigoltingen begünstigte 1857 die Errichtung der Leinwandfabrik Grüneck. 1979 entstand die Weberei Grüneta AG, die 2004 Konkurs ging. Die 1870 gegründete Werkzeugfabrik Utilis Müllheim (1915 Aktiengesellschaft) beschäftigte 2000 40 Mitarbeiter. Weiter gab es unter anderem um 1900 Stickereien, 1909-1916 eine Drechslerei und 1906-1909 eine Maschinenfabrik. Seit 1954 fabriziert ein Unternehmen Stahlmöbel, ein anderes rezykliert seit 1991 Industrieabfälle. An den Verkehrsachsen mit Durchgangsverkehr haben Dienstleistungsfirmen das Handwerk abgelöst. Einfamilienhauszonen breiten sich aus und führen zu örtlichen Konflikten bezüglich der Quartierstrassen.

Quellen und Literatur

  • 700 Jahre Kirche St. Verena Müllheim, 1978
  • H. Blöchlinger, Zur Gesch. der Kath. Kirchgem. Müllheim, 1993
  • Kdm TG 6, 2001, 222-233
  • Thurgauer Ztg., 1.3.2004

Zitiervorschlag

Erich Trösch: "Müllheim", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.11.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001980/2009-11-19/, konsultiert am 29.03.2024.