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Unterkulm

Politische Gemeinde des Kantons Aargau, Hauptort des Bezirks Kulm, seit 1818 Marktort. Im mittleren Wynental gelegenes Dorf in ausgeprägter Streubauweise; drei ehemalige Steckhöfe Wannenhof, Zinsental und Kabishof (früher Wolfsbüel). 1045 Chulenbare (für Unterkulm und Oberkulm als Ganzes), 1303 ze Nideren-Kulme (erste nur Unterkulm betreffende Erwähnung). 1764 811 Einwohner; 1850 1730; 1888 1424; 1900 1448; 1950 1814; 2000 2690.

Römische Fragmente bei der Kirche, spätrömische Münzen (564) beim Sonnenhof. Bis 1566 bildeten Unterkulm und Oberkulm einen Zehntbezirk, doch erfolgte ihre Trennung vermutlich früher. Als Landesherren folgten sich im 12. und 13. Jahrhundert die Lenzburger, die Kyburger und die Habsburger. Um 1300 gehörten die Klöster Schänis, Beromünster und Engelberg sowie lokale Adelsgeschlechter zu den zahlreichen Grundbesitzern der Herzöge von Österreich, im 14. und 15. Jahrhundert kamen noch die Johanniterkommenden Klingnau und Biberstein, das Stift Zofingen und weitere hinzu. Nach der Eroberung durch Bern 1415 blieb Unterkulm bis 1798 beim Gericht Kulm im Oberamt Lenzburg. 1798-1803 war es Distriktshauptort. Die 1045 erwähnte Kirche (bedeutender Freskenzyklus aus dem frühen 14. Jh.) ist dem heiligen Martin von Tours geweiht. Ihr Turm beherbergt die älteste in Betrieb stehende Turmuhr (1530) des Winterthurer Uhrmachers Laurentius Liechti. 1528 wurde in der Pfarrei Kulm die Reformation eingeführt, der Unterkulm, Oberkulm und Teufenthal angehörten sowie bis 1614 auch Dürrenäsch. Die katholische Pfarrei Unterkulm ist Teil der katholischen Kirchgemeinde Menziken-Reinach und besitzt seit 1957 eine eigene Kirche. 1565 wird erstmals eine Schule in Unterkulm erwähnt. Gegen Mitte des 18. Jahrhunderts traten die Baumwollspinnerei und -weberei neben die Landwirtschaft. In den 1780er Jahren waren von rund 1000 Einwohnern ca. 280 Personen in der Baumwollverarbeitung tätig. Ab 1800 war ein Rückgang der Dreizelgenwirtschaft zu verzeichnen, doch setzte der Aufschwung der Milchwirtschaft erst 1893 mit der Gründung der Käsereigesellschaft ein. Seit 1854 besteht eine Bandfabrik. 1874 erfolgte die Gründung einer Musikdosenfabrik, die den Betrieb 1897 auf die Herstellung von Armaturen umstellte (ab 1986 KWC). Ausserdem werden in Unterkulm seit 1928 Schulmöbel und Saalbestuhlungen fabriziert. 2005 stellte der 2. Sektor 52% und der 3. 38% der Arbeitsplätze in der Gemeinde.

Quellen und Literatur

  • J.-J. Siegrist, Die Gem. Unterkulm und das Kirchspiel Kulm, 1957
  • Unterkulm: 100 Jahre in Bildern, 1998
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Hans Walti: "Unterkulm", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.01.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001731/2013-01-30/, konsultiert am 29.03.2024.