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Burg (AG)

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Aargau, Bezirk Kulm, seit 2023 Teil der Gemeinde Menziken. Dicht bebautes Dörfchen im oberen Wynental am östlichen Abhang des Stierenbergs. 1764 154 Einwohner; 1850 463; 1900 563; 1950 883; 1970 1154; 1990 1142; 2000 991; 2010 993; 2020 1022.

Burg (AG): Situationskarte 2022 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2023 HLS.
Burg (AG): Situationskarte 2022 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2023 HLS.

Die Burg Untere Rinach, Stammburg der Herren von Reinach – einem Dienstmannengeschlecht der Habsburger – wurde vermutlich im 12. Jahrhundert erbaut, im Sempacherkrieg von den Eidgenossen zerstört und nicht mehr aufgebaut. 1412 werden «bei der Burg» zwei Höfe erwähnt. Schon um 1400 gingen die Herrschaftsrechte je zur Hälfte an den Deutschen Orden bzw. an das Geschlecht der Schultheiss von Lenzburg. 1415-1798 Untertanengebiet von Bern (Oberamt Lenzburg, Gericht Reinach), seit 1803 beim Aargauer Bezirk Kulm. Burg war bis 1751 ein Steckhof und erhielt dann vom Rat in Bern das Gemeinderecht (Gemeinde). Die Burgruine wurde 1872 abgebrochen und wich einem Schulhaus. Mit der von Bern eingeführten Reformation wurde Burg 1528 vom katholischen Pfarrverband Pfeffikon (Pfarrei) abgetrennt und bis zum Bau einer reformierten Kirche in Reinach (1529) Gontenschwil zugewiesen. Mit der Vollendung des Kirchenbaus in Menziken 1890 entstand die selbstständige Kirchgemeinde Menziken-Burg. Die Katholikinnen und Katholiken von Burg gehörten ab 1899 zur neu gegründeten römisch-katholischen Kirchgemeinde Menziken-Reinach.

Werbeplakat für die handgerollten Burger Stumpen, 1938 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).
Werbeplakat für die handgerollten Burger Stumpen, 1938 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).

Ab ca. 1720 kam die Baumwollverarbeitung in Heimarbeit auf; um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie durch die Tabakindustrie (Tabak) abgelöst, welche bald die ganze Region dominierte. Die Firma Burger Söhne (Burger) hatte ihren Sitz im Dorf und betrieb hier eine der letzten Tabakfabriken der Schweiz. Die Wohngebiete von Burg, Menziken, Reinach und Pfeffikon sind zu einer Agglomeration verschmolzen. Menziken-Burg war die Endstation der 1904 eröffneten Schmalspurbahn durch das Wynental.

Quellen und Literatur

  • Steiner, Peter: Das Gericht Reinach zur Zeit der Berner Herrschaft, 1956.
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Hans Walti: "Burg (AG)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.10.2023. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001718/2023-10-02/, konsultiert am 12.04.2024.