Breil/Brigels

Politische Gemeinde des Kantons Graubünden, Region Surselva. Die Gemeinde umfasst das auf einer Terrasse nördlich über dem Vorderrheintal gelegene Hauptdorf Breil/Brigels, die Fraktionen Dardin und Capeder unterhalb des Dorfs, Danis und Tavanasa im Talgrund sowie seit 2018 auch Andiast und Waltensburg/Vuorz. 765 in Bregelo, romanisch Breil, deutsch Brigels (bis 1943 offizieller Name). 1850 1086 Einwohner; 1888 848; 1900 859; 1910 1033; 1950 1169; 1960 1272; 2000 1187; 2010 1298; 2018 1757; 2020 1704.

Breil/Brigels: Situationskarte 2018 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.
Breil/Brigels: Situationskarte 2018 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.

Der Landesausbau erfolgte in römischer und frühmittelalterlicher Zeit. 765 schenkte der Churer Bischof Tello dem Kloster Disentis seinen Grosshof mit Herrenhaus in Brigels mitsamt Gütern und Eigenleuten in Dardin, Danis, Schlans und Trun. Auf dem Hügel Sogn Sievi finden sich Reste einer frühmittelalterlichen Befestigung mit Kirche (St. Eusebius). Marmarola im östlichen Ortsteil war wahrscheinlich ein Meierturm der Abtei; er brannte 1496 nieder (heute Ruine). Im Dorf lebten viele sogenannte äussere Freie von Laax (ca. 200 Personen), die sich 1536 in das Hochgericht Cadi einkauften und 1542 ein eigenes Statthaltergericht bekamen. Zusammen mit Medel bildete Brigels in der Cadi den dritten Hof. 1851-2000 war die Gemeinde Teil des Kreises Disentis im Bezirk Vorderrhein bzw. 2001-2015 im Bezirk Surselva. Der Weiler Tomahüs (romanisch Cathomen) wurde 2003 von Brigels abgetrennt und Obersaxen zugewiesen.

Pestzüge forderten 1550 316 Tote, 1556 180 und 1631 130 Opfer. 1738 lösten die Einwohner die Zehntrechte ab. Die Pfarrkirche Santa Maria in Brigels ist wohl frühmittelalterlichen Ursprungs und wird 1185 urkundlich im Besitz des Klosters Disentis erwähnt. 1491 wurde sie Disentis inkorporiert. Bis ins 17. Jahrhundert war Santa Maria Mutterkirche für Dardin, Danis und Schlans. Insgesamt standen zwölf Kirchen und Kapellen auf Gemeindeboden von Brigels. Das traditionelle Bauerndorf pflegte über den Kistenpass engere Beziehungen zu Glarus und war dank der Familie de Latour vom 17.-19. Jahrhundert ein politisches Zentrum der Cadi. Die Strasse von Brigels nach Waltensburg (1870) und die Kantonsstrasse von Tavanasa nach Brigels (1890) dienten auch dem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzenden Sommertourismus (Tourismus, v.a. Bildungsreisende). 1945 wurde in Brigels ein Schiessplatz der Fliegerabwehr eingerichtet und seit 1946 unterhält die Elektrizitätswirtschaft hier und in Tavanasa Ausgleichsbecken und Zentralen (Stauwerke). Mit dem Ausbau der Skilifte Pez d'Artgas (1972) begann die Entwicklung zum Wintersportzentrum. 1990 beschäftigte der 1. Sektor 15% der Erwerbstätigen, der 2. Sektor 35% und der 3. Sektor 50%. Der rätoromanische Sprachanteil betrug 1990 83%. Seit 1911 besteht das Naturschutzgebiet Scatlè nordwestlich von Brigels.

Quellen und Literatur

  • Poeschel, Erwin: Die Täler am Vorderrhein, 1. Teil. Das Gebiet von Tamins bis Somvix, 1942, S. 342-482 (Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, 4).
  • Condrau, Leo: «Die Kraftwerke Vorderrhein», in: Terra Grischuna, 1962/5, S. 352-356.
  • Müller, Iso: Geschichte der Abtei Disentis von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1971.
  • Menolfi, Jakob: Die Gemeinden Graubündens, 1985.
Weblinks
Weitere Links
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VIAF
Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
765: in Bregelo
Endonyme/Exonyme
Breil (romanisch)
Brigels (deutsch)

Zitiervorschlag

Adolf Collenberg: "Breil/Brigels", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.01.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001613/2020-01-07/, konsultiert am 28.03.2024.