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MaienfeldGemeinde

Politische Gemeinde des Kantons Graubünden, Kreis Maienfeld, Bezirk Landquart. Die Stadtgemeinde Maienfeld besteht aus Maienfeld, Rofels und Bovel. Die beiden Letzteren gehörten bis 1633 zur Walsergemeinde Im Berg. Der Kreishauptort liegt am Schnittpunkt der historischen Heer- und Transitstrassen des Rheintals und der Walenseeroute. 4. Jahrhundert Magia (Tabula Peutingeriana), um 840 Lupinis (Churrätisches Reichsgutsurbar), 1282 Maginvelt (Kopie), 1295 ze Meienvelt, romanisch Maiavilla. 1850 1232 Einwohner; 1900 1240; 1950 1568; 2000 2368.

Prähistorische Funde wurden unter anderem auf St. Luzisteig gemacht. Die etwa im 3. Jahrhundert gebaute römische Strassenstation Magia (wohl mit Siedlung) befand sich an der Stelle der im Reichsgutsurbar erwähnten curtis Lupinis (Herrenhof) respektive des heutigen Schlosses Brandis. Von ca. Mitte des 10. Jahrhunderts bis Mitte des 12. Jahrhunderts regierten die Grafen von Bregenz in Maienfeld. 1270/1275 errichteten die von Aspermont die Burg Maienfeld, die später von Friedrich VII. von Toggenburg und um 1465 von den Brandis ausgebaut wurde und heute das Wahrzeichen von Maienfeld ist. Ab 1355 waren die Toggenburger Herren von Maienfeld; nach deren Aussterben 1436 beteiligte sich Maienfeld an der Gründung des Zehngerichtenbundes. Herrschaft und Stadt gingen als Erbschaft an die von Brandis. Noch im 13. Jahrhundert versahen die Ritter von Aspermont Maienfeld mit Mauer und Graben. 1346 wird Maienfeld erstmals als Stadt bezeichnet, doch bildeten sich weder eine städtische Organisation noch Zünfte heraus. 1438 schloss die Stadt einen Stadtrechtsvertrag (Freiheitsvertrag) mit den von Brandis und erweiterte die niederen Gerichtsrechte in Anlehnung an Malans und Jenins. Der Stadtrat wird erstmals 1437 erwähnt, und seit 1447 tagt die Gemeinde im historischen Rathaus. 1510 ist erstmals eine Stadtschule bezeugt. Das älteste erhaltene Stadtsiegel datiert von 1610. Im 14. und 15. Jahrhundert entstand auf Maienfelder Boden die Walsergemeinde «Im Berg» mit Sonderrecht und Selbstverwaltung; diese umfasste die Siedlungen Stürfis, Rofels, Bovel, Vatscherinenberg und Mutzen/Guscha. Das Bürgerrecht der Stadt Maienfeld erhielten die Bewohner dieser Weiler erst im 17. Jahrhundert. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde Maienfeld von alemannischen und Walser Zuwanderern germanisiert.

Um 840 wird in Lupinis eine ecclesia cum decima erwähnt, eine Eigenkirche des Klosters Pfäfers. 1105 wird das Patrozinium St. Amandus der Pfarrkirche von Maienfeld erstmals dokumentiert. Dieser Kirche war St. Luzi (auf der Steig) als Filiale zugehörig. 1529 schloss sich Maienfeld der Reformation an.

1509 kauften die Drei Bünde die Herrschaft Maienfeld den letzten Erben von Brandis ab. Bis zur Helvetik besass diese einen Doppelstatus: Als Glied der Herrschaft Maienfeld war sie den Drei Bünden untertänig und als Gericht des Zehngerichtenbundes souveräner Teil dieses Bundes. Ab 1803 war sie souveräne Gemeinde des Hochgerichts Maienfeld, ab 1851 des Kreises. Maienfeld zählte bis 2000 zum Bezirk Unterlandquart; seit 2001 gehört es zum Bezirk Landquart. 1601 erfolgte die Ausscheidung von Wald und Weide mit Fläsch, 1610 eine Grenzbereinigung mit Jenins. Seit der Spätantike wurde der Rheinübergang der Reichsstrasse aus dem Raum Zürichsee zwischen Ragaz und Maienfeld durch eine Fähre für Mann, Ross und Wagen sichergestellt. Nur bei niedrigem Wasserstand und bei Eisbildung trat eine Winter- oder eine Notbrücke an die Stelle der Fähre. Maienfeld war ab dem Spätmittelalter Zollstätte. 1480 wird eine Sust bzw. ein Kaufhaus im Stadtrodel erwähnt (1911 wurde das Kauf- und Zollhaus bei der Gerichtslinde abgerissen), und ab 1504 bestand eine Umladepflicht für Handelsgüter nach Chur, da Maienfeld ein Transportmonopol besass. Ab 1575 wickelte sich der gesamte Verkehr Richtung Walensee bzw. Zürich über die weiter flussaufwärts gelegene Tardisbrücke (Mastrils) ab. Nach 1851 wurde der Zoll auf der Luziensteig erhoben, 1858 aufgehoben. Im selben Jahr erfolgte Maienfelds Anschluss an die Eisenbahn Rorschach-Chur. Seit 1885 besteht eine direkte Brückenverbindung nach Bad Ragaz. 1861 siedelte sich eine inzwischen abgegangene Zwirnerei an. Maienfelds Wirtschaft ist von Landwirtschaft (Weinbau) und Gastgewerbe geprägt. Zudem ist die Gemeinde ein historisches Zentrum von Pferdezucht und Viehhandel; 1897 lebten hier 145 Grossviehbesitzer, 1980 noch 25. 1961-1964 wurde eine Alpmelioration durchgeführt. Der Steighof ist eine Maienfelder Enklave in Fläsch. 1981 wurde das Altersheim der Bündner Herrschaft errichtet, 1991 die Autobahnraststätte Heidiland. Maienfeld, das in den letzten Jahren die Ansiedlung von Industrie gefördert hat, verfügt über ein Kreisschulzentrum und eine gut ausgewogene Berufs-, Erwerbs- und Bevölkerungsstruktur.

Quellen und Literatur

  • Kdm GR 2, 1937 (19752), 11-14, 32-38
  • J. Fulda, Zur Entstehung der Stadtverfassung von Maienfeld, 1972
  • P. Meinherz, Maienfeld, 1980
  • J. Schwarz, Maienfeld einst und jetzt, 1982
  • J. Fulda, «Aus der Kirchengesch. von Maienfeld und Fläsch», in Terra plana, 2007, Nr. 3, 45-52
Weblinks
Weitere Links
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Zitiervorschlag

Adolf Collenberg: "Maienfeld (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.03.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001606/2017-03-10/, konsultiert am 29.03.2024.