de fr it

Degersheim

Polit. Gem. SG (bis 31.12.2002 Bez. Untertoggenburg). D. umfasst neben dem Dorf die Orte Magdenau mit der Abtei, Wolfertswil (838 Wolfrideswilare), Hinterschwil, zahlreiche Einzelhöfe sowie die Exklave Obergampen. 837 Tegarascai. Der ursprüngl. Name "Tegerschen" ist in der Mundart weiterhin gebräuchlich. Seit 1803 ist D. der amtl. Name. 1816 1'067 Einw.; 1850 1'620; 1900 3'414; 1910 3'766; 1941 2'966; 1950 3'186; 2000 3'952.

Der südöstl. Teil wurde im HochMA von Freibauern bewohnt, welche zur Freiweibelhube Oberuzwil gehörten und vom SpätMA an ein eigenes Freigericht bildeten. Kirchlich gehörten sie zu Oberglatt. Der nordwestl. Teil bestand aus Gericht und Pfarrei Magdenau (Verenakirche), deren Pfarrrecht 1950 an Wolfertswil überging (Kirche 1952 erbaut). Westl. von Magdenau stand die Burg der Schenk von Landegg. Zu Beginn des 15. Jh. wurde D. in das Unteramt der Grafschaft Toggenburg eingegliedert, welche 1468 unter die Herrschaft der Fürstabtei St. Gallen kam. Nach 1528 schloss sich D. mehrheitlich dem ref. Bekenntnis an. 1708 wurde eine evang., 1763 eine kath. Kirchgem. gegründet. Die 1494 erbaute Dorfkapelle wurde zur parität. Kirche, ebenso der Neubau von 1818. 1909 entstand eine neue ref. Kirche (Jugendstilbau von Robert Curjel und Karl Coelestin Moser), 1923 an Stelle der Kirche von 1818 eine kath. Kirche (2000 44% kath., 40% ref. Einw.). Die Bevölkerung von D. lebte ursprünglich von Viehzucht und Getreidebau (Mühle östl. des Dorfes 1447 erw.); um 1750 setzte die Baumwollweberei ein. 1804 schlossen sich Magdenau und D. zusammen. Nach dem Brand von 1818 wurde das Dorf schachbrettartig neu erbaut. Nach 1860 führte die Stickereiindustrie D. in eine wirtschaftl. Blüte (1890 429 Maschinen, ca. 900 Beschäftigte). Isidor Grauer-Frey gründete 1904 das Kurhaus Sennrüti und förderte den Bau der Bahnlinie St. Gallen-Wattwil, zu der D. 1910 Anschluss erhielt. An die Stelle der in der Krise der 1920er Jahre geschlossenen Stickereien traten nach 1930 mittelständ. Gewerbe (v.a. Metall- und Holzverarbeitung).

Quellen und Literatur

  • J.G. Hagmann, Tegerschen und D., 1922
  • J. Ledergerber, 200 Jahre St. Jakobspfarrei D., 1963
  • C. Principe, Wirtschaftl. Entwicklung und Sozialstruktur, 1965
  • D., 1987
  • Degersheimer Buch, 1997
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Beat Bühler: "Degersheim", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.06.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001392/2015-06-19/, konsultiert am 29.03.2024.