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UznachGemeinde

Politische Gemeinde des Kantons St. Gallen, Region See-Gaster. Städtchen am Nordrand der Linthebene und an der Strassengabelung Richtung Walensee bzw. über den Rickenpass ins Toggenburg. 741 Huzinaa, 744 Utcinaha, 821 Uhzinruida, 1228 Uzena. 1850 1536 Einwohner; 1900 1920; 1950 2791; 2000 5369.

Die alemannische Siedlung und die Galluskirche lagen zwischen Aabach und Ernetschwilerbach. Die Grösse der mittelalterlichen Pfarrei – sie umfasste neben Uznach das Gebiet der ehemaligen Gemeinden Ernetschwil, Goldingen und grosse Teile von St. Gallenkappel – deutet auf ein grundherrliches Verwaltungszentrum hin. Zur Siedlung gehörten auch zwei Mühlen am Uznaberg und in Dattikon. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts brachten die Herren von Toggenburg das Gebiet zwischen Ricken und Zürichsee unter ihre Herrschaft und gründeten das Städtchen Uznach auf dem kleinen Nagelfluhhügel, 500 m östlich der alten Siedlung. 1228 ist Uznach erstmals als Stadt bezeugt. Der Wehrturm diente den Grafen von Toggenburg ab dem 14. Jahrhundert als Verwaltungs- und Wohnsitz. Die 50 bis 80 Haushalte des Städtchens mit Wochen- und Jahrmarkt lebten von Kleinhandel, Handwerk und Landwirtschaft. 1298 wird erstmals ein Schultheiss, 1405 werden der Rat und die Bürger genannt. Das Stadtrecht wurde erst nach dem Tod Friedrichs VII., des letzten Toggenburger Grafen, von dessen Erben 1437 aufgezeichnet und 1439 durch einen Freiheitsbrief ergänzt. 1469-1798 stand Uznach innerhalb der gleichnamigen Landvogtei unter der Herrschaft von Schwyz und Glarus, die aber den Freiheitsbrief und das Recht auf den Wochenmarkt anerkannten. Sie vereinigten 1490 das Stadtgericht und den Stadtrat mit demjenigen des Landes zum Landrat, in dem die Stadt ein Drittel der Mitglieder stellte. Uznach war bis 1798 Sitz dieses Landrats. 1762 zerstörte eine Brandkatastrophe das ganze Städtchen samt Rathaus, Kirche und Antönierhaus.

1798 wurde Uznach dem Kanton Linth, 1803 dem Kanton St. Gallen (Bezirk Uznach) zugeteilt. 1814 bemühte sich die Gemeinde umsonst um den Anschluss an den Kanton Schwyz. 1831-2002 bildete es den Hauptort des Seebezirks. Neben der Ortsgemeinde, die für das Schul- und Armenwesen aufkam, und der Burgerkorporation, welche die grossflächigen Allmenden (Wald und Ried) beanspruchte, hatte die neue politische Gemeinde anfangs einen schweren Stand.

Die 856 erstmals erwähnte Galluskirche in der früheren Siedlung bzw. die zwischen 1494 und 1505 an ihrer Stelle erbaute Kreuzkirche war bis 1870 Pfarrkirche. Deren Name geht auf das im 14. und 15. Jahrhundert verehrte romanische Kruzifix und die grosse Kreuzbruderschaft zurück. Graf Kraft von Toggenburg stiftete vor 1317 die St. Michaelskapelle (später Antoniuskirche) samt Seelsorgerpfründe im Städtchen. 1373 und 1385 erweiterten die Grafen Donat und Diethelm IV. von Toggenburg die Pfrundstiftung in der Stadt und übergaben sie dem Antönierorden mit dem Auftrag, eine Klostergemeinschaft zu gründen und den Gottesdienst in Kapelle und Pfarrkirche allzeit sicherzustellen. 1470 wurde die Pfarrpfrund dem Orden integriert. Dieser errichtete das Antönierhaus, das aber nicht als Kloster, sondern als Verwaltungs- und Armenhaus diente. Nach der Reformation ging das Stift ein und das Antönierhaus wurde durch einen Verwalter unter Aufsicht von Schwyz und Glarus als Gutsbetrieb, Armenhaus und Herberge für Bettler weitergeführt. Obwohl der Uznacher Jakob Kaiser 1529 als Pfarrer in Kaltbrunn auch in Uznach den neuen Glauben verkündete, blieben Stadt und Land katholisch und standen treu zu Schwyz. Die Konfessionsgrenzen hielten danach Zürcher Bauern und Händler vom Uznacher Markt ab. 1919 eröffneten Missionsbenediktiner in Uznach eine Hilfsstation, seit 1982 besteht in Uznach die selbstständige Abtei St. Otmarsberg. Die zugezogenen Protestanten gründeten erst 1920 eine eigene Kirchgemeinde und bauten 1956 für Uznach und die angrenzenden Gemeinden eine eigene Kirche.

Die Anfänge der Primarschule und einer Lateinschule (später Real- bzw. Sekundarschule) reichen ins Mittelalter zurück. 1762 ist ein Schulhaus in der Stadt bezeugt. Die Industrialisierung begann mit dem Schieferkohleabbau, den August Friedrich Georg Könlein, Bergbaufachmann aus Bayern, um 1830 zur Blüte brachte. Der Abbau wurde bis zum Zweiten Weltkrieg betrieben. Die älteste Textilfabrik war die Färberei und Baumwolldruckerei Rotfarb, die 1828 von Benedikt Schubiger, Anselm Rüegg und Anton Hofstetter gegründet wurde und sich ab 1875 bis zur Betriebseinstellung 1993 im Besitz der Familie Hofmann befand. Der Tröckneturm dient seit 1997 als Kulturtreff Rotfarb. Die Spinnerei am Uznaberg entstand 1833 auf Initiative der Fabrikantenfamilie Brändlin aus Jona und wurde 2004 geschlossen. 1858 eröffnete Emil Schubiger eine Seidenweberei, die zeitweise über 300 Arbeitskräfte zählte und bis 1993 existierte. Rund 300 Betriebe (Schirmfabrik Strotz AG seit 1851, Streuli Pharma AG seit 1867, Mettler-Toledo, Spritzgiesswerkzeuge Otto Hofstetter AG, Schuhgrossverteiler Karl Vögele AG) boten 2011 3400 Arbeitsplätze. Der Hauptsitz der Bank Linth, 1848 als Leih- & Spar-Kassa des See-Bezirks gegründet, befindet sich in Uznach 1895 erfolgte der Bau des kantonalen Krankenhauses (1970 erneuert, seit 2003 Spital Linth). Am alten Handelsweg über die Bündnerpässe gelegen, war Uznach seit je ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt. 1830-1834 wurde die Rickenstrasse erweitert und 1859 erhielt Uznach einen Anschluss an die Bahnstrecke Rapperswil-Weesen. Durch die Rickenbahn ist Uznach seit 1910 mit St. Gallen verbunden. Für das Linthgebiet nimmt die Gemeinde zahlreiche Aufgaben als Regionalzentrum wahr.

Quellen und Literatur

  • L. Kilger, «Gesch. der Pfarrei Uznach bis zum Brande von 1762», in Pfarrkirche Uznach, 1940, 5-53
  • Kdm SG 4, 1966, 538-610
  • P. Oberholzer, Gesch. der Stadt Uznach, 1969
  • R.A. Rothlin, Beschreibung der Stadt Uznach, 1975
  • O.P. Clavadetscher et al., Die Stadt Uznach und die Gf. von Toggenburg, 1978
  • B. Schubiger, Uznach in alten und neuen Ansichten, 1978
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Alois Stadler: "Uznach (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.03.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001374/2017-03-16/, konsultiert am 16.04.2024.