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ThalSG

Politische Gemeinde des Kantons St. Gallen, Region Rorschach. Umfasst seit 1803 die Dörfer Thal, Altenrhein, Buechen, Buriet, Staad und verschiedene Weiler. Haufendorf in der Ebene zwischen Appenzeller Vorderland, Buchberg und Bodensee. 1163 curtis tale. 1850 2748 Einwohner; 1900 3546; 1950 4025; 1970 4919; 2000 5996.

Der Bischof von Konstanz verkaufte den aus Thal, Buechen, Heiden, Lutzenberg, Rheineck, Staad und Wolfhalden bestehenden Hof Thal samt Pfarrkirche 1163 an Rudolf von Pfullendorf, der den 1209 in die Reichsvogtei Rheineck umgewandelten Reichshof an Kaiser Friedrich I. vererbte. Die erste Kirche dürfte um 700 erbaut worden sein. Niedergericht, Kirchensatz und Kelnhof Thal wurden 1341 an die Herren von Sulzberg verpfändet. 1429 löste sich Kurzenberg von Thal. 1598 wurde eine Allmendteilung zwischen dem Hof Thal und Kurzenberg durchgeführt. 1498 erfolgte die definitive Abtrennung der Stadt Rheineck, 1770 eine Allmendteilung im Buriet unter den Dorfgenossen. 1490-1798 war Thal Teil der Landvogtei Rheintal. 1798-1803 gehörte Thal zum helvetischen Distrikt Rheintal, dann 1803-1831 zum gleichnamigen sankt-gallischen Bezirk bzw. 1831-2002 zum Bezirk Unterrheintal. Die Pfarrei Thal mit der Kirche Unserer Lieben Frau umfasste Thal, Buechen, Staad, Rheineck sowie die appenzellischen Gemeinden Heiden, Lutzenberg und Wolfhalden. 1529-1532 war Thal reformiert, dann paritätisch. 1712 erfolgte die Teilung des Kirchengutes. 1716 entstand die reformierte Pfarrei Thal-Lutzenberg, 1790 wurde die reformierte Kirche Buechen-Staad erbaut. Ab dem 16. Jahrhundert entstanden hier Schlösser und Landhäuser von Adligen und Bürgern der Stadt St.Gallen. Der Rhein und die Bäche aus dem Appenzeller Vorderland richteten immer wieder Schaden an (1889-1897 Verbauungen). Ein Brand zerstörte 1806 49 Gebäude. Bis zum Zweiten Weltkrieg lebte Thal hauptsächlich von der Landwirtschaft, vor 1850 vor allem vom Ackerbau (12 Mühlen). Seit dem Spätmittelalter wird zudem Sandstein gewonnen. Bereits im 10. Jahrhundert ist Rebbau am Buchberg belegt (1886 96 ha Rebfläche, 1992 20 ha). 1916 wurde die Weinbaugenossenschaft Thal gegründet. Daneben siedelte sich schon früh Industrie an: 1813 Zwirnerei, 1891 Angliederung einer Färberei, 1836 Seidengazenfabrik (Fabrik- und Heimarbeit), 1862 Kartonfabrik. Mit dem ehemaligen Fremdenkrankenhaus von 1885 (1916 zum Gemeindekrankenhaus, 1979 zum regionalen Pflegeheim umgewandelt) und dem Gymnasium Marienburg (1930) der Steyler Missionare bietet Thal Dienstleistungen für die Region an. Topografie und Siedlungsweise erfordern eine aufwendige Infrastruktur. Dank dem 1973 erfolgten Autobahnanschluss liessen sich diverse Industrie- und Gewerbebetriebe (2005 insgesamt 3142 Arbeitsplätze) vor allem im Buriet nieder, während sich in Buechen Wohnquartiere, Schul- und Freizeitanlagen konzentrieren.

Quellen und Literatur

  • P. Bütler, «Gesch. des St. Gall. Rheintals bis zum Jahre 1500», in Mitt. zur vaterländ. Gesch. 36, 1920, 207-284
  • R. Dornbierer, Geschichtliches über den Hof Thal, 1975
  • Unser Rheintal, 1992, 210-249

Zitiervorschlag

Peter Müller: "Thal (SG)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.02.2023. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001338/2023-02-06/, konsultiert am 29.03.2024.