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Gonten

Bezirk des Kantons Appenzell Innerrhoden, Innerer Landesteil. Umfasst das Strassendorf Gontenbad sowie die Weiler Gontenbad und Jakobsbad. Der Bezirk Gonten entstand 1873 aus Gebieten der Rhode Gonten und den Halbrhoden Stechlenegg und Rinkenbach. Um 1200 Gumbton. Rhode Gonten: 1713 910-955 Einwohner; 1850 1202; Bezirk Gonten : 1880 1556; 1900 1594; 1910 1621; 1950 1462; 1970 1209; 1990 1419; 2000 1379.

Spätbesiedeltes land- und forstwirtschaftlich genutztes Einzelhofgebiet mit dem Siedlungskern Gonten, der um 1800 bloss 21 Häuser zählte. Die Kirche St. Verena wurde 1452 gebaut. 1531 zogen die Gontner bewaffnet nach Appenzell, um den katholischen Gottesdienst wieder einzuführen, wodurch Appenzell paritätisch (bis 1588) wurde. 1647 trennte sich die Kaplanei Gonten von Appenzell und wurde zur selbstständigen Pfarrei. Im 17. und 18. Jahrhundert war Gonten ein bekannter Wallfahrtsort (Maria zum Trost). Seit 1464 ist die St.-Jakobs-Kapelle auf dem Kronberg belegt. 1863-1865 entstand in Gonten die neugotische Pfarrkirche nach den Plänen von Joseph Spalt aus Ruggell (FL) mit Unterstützung von Theodosius Florentini. Seit 1873 besteht die Kirchgemeinde, die sich nicht mit dem Bezirk deckt. Erst 1895 wurde die Schul- von der Kirchgemeinde getrennt.

Der Weiler Gontenbad verdankt seine Entwicklung dem seit 1576 belegten Badebetrieb. Nach dessen Einstellung 1933 entstand daraus ein Altersheim. Schon 1931 begann die Mineralquelle Gontenbad AG mit dem Verkauf von Alpstein-Sprudel und Appenzeller Citron. Eine gewisse Entwicklung erlebte Gonten durch den Anschluss an die Appenzeller Bahn 1886. Der Bau der Luftseilbahn von Jakobsbad auf den Kronberg 1963-1964 förderte den Wandertourismus. 1993-1997 wurde ein Golfplatz errichtet. Nach 1973 wuchs das Dorf Gonten dank gezielter Baulandpolitik (Wohn- und Gewerbebauten). An die bis in die 1970er Jahre betriebene Torfstecherei erinnert der Ortsname (vom romanischen Lehnwort gallischer Herkunft gonton = "Wasserlache"). Während des Zweiten Weltkriegs waren etwa 100 Personen im Torfabbau beschäftigt. Wirtschaftliche Basis ist bis heute die Landwirtschaft mit Spezialisierung auf Gras- und Milchwirtschaft sowie Schweinezucht. Dank Letzterer konnten sich viele der zum Teil hoch verschuldeten Betriebe halten. Bis in die 1960er Jahre war die Handstickerei der Frauen eine wichtige Einkommensquelle. 1954-1987 entstanden vier Holzbaubetriebe und ein Sägereiwerk.

Quellen und Literatur

  • AppGesch 1 und 3
  • Kdm AI, 1984, 403-420, 431-436
  • F. Stark, Aus Heimat und Kirche, 1993
  • A. Weishaupt, Gesch. von Gonten, 2 Bde., 1997
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Hermann Bischofberger: "Gonten", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.11.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001314/2005-11-28/, konsultiert am 28.03.2024.