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Niederdorf

Politische Gemeinde des Kantons Basel-Landschaft, Bezirk Waldenburg, ehemaliges Bachzeilendorf im Waldenburger- oder Vorderen Frenkental, an der Passstrasse über den Oberen Hauenstein gelegen, mit 14 seit dem frühen 19. Jahrhundert gegründeten Einzelhöfen sowie dem 1585 als Meyerhof erwähnten Arxhof (1960 vom Kanton erworben, seit 1971 Arbeitserziehungsanstalt). 1345/1389 Onoltzwil in dem [...] nidern dorff, 1453 Niderndorff. 1497 32 Einwohner; 1699 141; 1743 171; 1798 260; 1850 506; 1900 488; 1950 740; 2000 1933.

Niederdorf bildete mit Oberdorf das Dorf Onoldswil, bis ein Bergrutsch dieses 1295 teilweise zerstörte und Niederdorf von Oberdorf trennte. Im sogenannten Rappenkrieg (1591-1594) mit Basel führte Hans Siegrist von Niederdorf die Landbevölkerung. Die Kapelle St. Niklaus diente nach der Reformation (1529) als Wohnhaus und brannte im 17. Jahrhundert ab. Zu der Mühle, die wenigstens bis ins 14. oder 13. Jahrhundert zurückgehen dürfte, gehörte Mitte 18. Jahrhundert eine Säge sowie eine Öltrotte; sie war bis Mitte der 1960er Jahre in Betrieb. 1628 zerstörte eine Feuersbrunst 29 Häuser in Niederdorf, die Frenke überschwemmte unter anderem 1830, 1924 und 1926 das Dorf. Niederdorf zählte nur kurze Zeit zu den Zentren der Seidenbandweberei (1754 19 Webstühle; 1770 20; 1786 25; 1856 132; 1908 6). Wegen seiner Beziehungen zu Basler Verlegern stellte es sich gegen die Kantonstrennung; 1833 wurde es gegen seinen Willen dem Kanton Basel-Landschaft eingegliedert. Anlässlich der sogenannten Staatskassenaffäre 1798 und des sogenannten Waldenburger Aufruhrs, den die Absetzung des beliebten, aber nicht genügend qualifizierten Pfarrers Friedrich Jäck durch die Regierung 1834 ausgelöst hatte, erfolgten jeweils militärische Expeditionen gegen die aufgebrachten Einwohner. Die Eisenbahn Basel-Olten setzte dem Fernverkehr über den Oberen Hauenstein ein vorläufiges Ende; die Waldenburger Bahn garantierte ab 1880 die regionale Erschliessung. Den Rückgang der Heimweberei kompensierten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Bandfabrik, ab dem späten 19. Jahrhundert mehrere Fabriken für Uhren, Uhrenbestandteile und Feinmechanik und seit Ende 20. Jahrhundert solche für Medizinaltechnik. Die Elektrizitätsversorgung wurde 1904 eingerichtet. 2005 stellte der 2. Sektor aber nur mehr 27%, der 3. 66% der insgesamt knapp 700 Arbeitsplätze in der Gemeinde.

Quellen und Literatur

  • Die 74 Gem. des Baselbiets, [1960]
Von der Redaktion ergänzt
  • Gampp, Axel; Sommerer, Sabine: Der Bezirk Waldenburg, 2014, S. 230-243 (Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft, 4). 
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Bernard Degen: "Niederdorf", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 09.09.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001255/2010-09-09/, konsultiert am 29.03.2024.