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GuillaumeFarel

Holzschnitt von Guillaume Farel aus dem Werk Les portraits des hommes illustres [...], das 1673 in Genf bei Pierre Chouet veröffentlicht wurde (Bibliothèque de Genève).
Holzschnitt von Guillaume Farel aus dem Werk Les portraits des hommes illustres [...], das 1673 in Genf bei Pierre Chouet veröffentlicht wurde (Bibliothèque de Genève).

1489 Gap (Dauphiné), 13.9.1565 Neuenburg. Sohn des Antoine, päpstlichen Notars, und der Anastasie d'Orcières. 1558 Marie Thorel, Tochter eines französischen Glaubensflüchtlings. 1509 ging Guillaume Farel nach Paris und studierte an der Artistenfakultät. Als Professor für Grammatik am Collège Cardinal Lemoine wurde er entscheidend vom Humanisten Lefèvre d'Étaples beeinflusst. 1521-1523 gehörte er zur evangelischen Bewegung im Bistum Meaux. Aufgrund seiner religiösen Überzeugungen, die denen Huldrych Zwinglis glichen, emigrierte er 1523 nach Basel. Dort wurde er jedoch 1524 ausgewiesen, weil ihm Erasmus von Rotterdam, der die Reformation ablehnte, feindselig gegenüberstand. Darauf wurde Farel Prediger in Montbéliard. Nach Aufenthalten in Strassburg, wo er mit Martin Bucer zusammentraf, und in Metz predigte er den neuen Glauben in Aigle, Lausanne, Orbe, Grandson, Yverdon und Genf. Dank seinen Anstrengungen ging die Stadt Neuenburg 1530 zur Reformation über. 1532 nahm Farel an der Synode von Chanforan (im Val d'Angrogne im Piemont) teil, welche zum Anschluss der Waldenser an die Reformation führte. 1532-1536 predigte er wiederholt in Genf. Nachdem er dort zuerst feindlich empfangen worden war, gewann er immer mehr Anhänger, sodass der Generalrat im Mai 1536 die Reformation einführte. Farel war ein leidenschaftlicher Prediger, aber ihm fehlten Weitsicht und Organisationstalent, um in Genf ein neues Kirchenwesen aufzubauen. Daher überzeugte er zwei Monate nach der Einführung der Reformation den auf der Durchreise in Genf weilenden Johannes Calvin, in der Rhonestadt zu bleiben und ihm beim Aufbau der reformierten Kirche zu helfen. Im Oktober 1536 nahm Farel als Leiter der reformierten Pfarrer an der Lausanner Disputation teil, in deren Gefolge die Reformation auch im Waadtland eingeführt wurde. In Genf gerieten Farel und Calvin sehr bald in Streit mit der Regierung über die Machtverteilung zwischen Kirche und Staat sowie mit der Bürgerschaft, die nicht hinnehmen wollte, dass zwei fremde Prediger ihre Freiheiten einschränkten. An Ostern 1538 ging Farel nach Neuenburg, wo er Erster Pfarrer wurde und bis zu seinem Tode ansässig blieb. Von dort aus machte er zahlreiche Reisen nach Deutschland, Frankreich und in die Schweiz.

Zusammen mit Calvin und Pierre Viret bildete Farel – nach dem Wort von Martin Bucer – das "Triumvirat" der französischsprachigen Reformation. Während Calvin und Viret vor allem als Schriftsteller wirkten, tat sich Farel als Vorkämpfer der reformatorischen Bewegung hervor. In Meaux, Basel, Metz, Strassburg, Neuenburg, Genf und Lausanne gab er die ersten Impulse. Er bewegte Calvin und Viret dazu, Pfarrer von Genf und Lausanne zu werden. Wie Luther war ihm die Bedeutung des Buchdrucks für die Reformation bewusst. 1533 rief er Pierre de Vingle, den ersten reformatorischen Drucker, nach Neuenburg, 1536 Jean Girard, welcher der Drucker Calvins werden sollte, nach Genf. Farel verfasste 15 Werke, alle in französischer Sprache. Auch hier war er Pionier: "Le Pater noster et le Credo en françoys" (1524) ist der erste Reformationsbericht französischer Sprache überhaupt, sein "Summaire et briefve declaration ..." (1529, nicht 1525) die erste französische Darstellung der reformatorischen Lehre, und "La maniere et fasson qu'on tient en baillant le sainct baptesme" (1528?) das erste reformatorische Liturgietraktat. Farels Lehre ist christozentrisch – eine Schrift heisst bezeichnenderweise "Jesus sur tout et rien sur lui" (1530). In der Abendmahlslehre war er wie Zwingli der Meinung, dass Brot und Wein blosse Zeichen von Fleisch und Blut Christi seien.

Farels Heirat im Alter von 69 Jahren mit einem 18-jährigen Mädchen 1558 erregte grosses Aufsehen. Sie bedeutete das Ende der freundschaftlichen Beziehungen mit Calvin, der es ablehnte, die Ehe zu segnen. Guillaume Farel gab jedoch nicht nach; auch hier zeigte sich sein unnachgiebiger Charakter. Noch im hohen Alter setzte er sich rückhaltlos für die Reformation ein. Auf Bitten der Gläubigen von Metz reiste er im Winter 1565 dorthin. Die durch die mühevolle, lange Reise hervorgerufene Erschöpfung führte zu seinem Tod.

Quellen und Literatur

  • Guillaume Farel, 1489-1565, 1930
  • Actes du Colloque Guillaume Farel, hg. von P. Barthel et al., 2 Bde., 1983
  • TRE 11, 30-36
  • Biogr.NE 1, 76-82
Weblinks
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GND
VIAF

Zitiervorschlag

Francis Higman: "Farel, Guillaume", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.03.2006, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011113/2006-03-27/, konsultiert am 29.03.2024.