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KarlBorromäus

Der heilige Karl im Gebet. Ölgemälde des Tessiner Künstlers Giuseppe Antonio Petrini, um 1750 (Pinacoteca cantonale Giovanni Züst, Rancate; Fotografie A. & G. Zimmermann, Genf).
Der heilige Karl im Gebet. Ölgemälde des Tessiner Künstlers Giuseppe Antonio Petrini, um 1750 (Pinacoteca cantonale Giovanni Züst, Rancate; Fotografie A. & G. Zimmermann, Genf). […]

2.10.1538 Arona, 3.11.1584 Mailand, aus Mailand. Sohn des Gilberto, Grafen von Arona, und der Margherita de Medici. Mütterlicherseits Neffe des Giovanni Angelo de Medici, dem späteren Papst Pius IV., und Cousin des Mark Sittich von Hohenems. Cousin des Federico Borromeo. Karl Borromäus wurde schon sehr früh für die kirchliche Karriere bestimmt; kaum zwölfjährig wurde ihm der Titel eines Kommendatarabts zuerkannt. Privatlehrer in Arona und Mailand vermittelten ihm seine Grundausbildung. Anschliessend studierte er weltliches und kirchliches Recht in Pavia und doktorierte 1559. Im gleichen Jahr bestieg sein Onkel mütterlicherseits als Pius IV. den Papstthron. Dieser berief Borromäus nach Rom, wo er – zum Kardinalsdiakon und 1560 zum Staatssekretär ernannt – einer seiner engsten Mitarbeiter wurde. 1560 wurde Borromäus auf Lebenszeit die Verwaltung des Erzbistums Mailand verliehen. Da er aber bis September 1565 in Rom bleiben musste, übertrug er diese Aufgabe den Weihbischöfen Sebastiano Donati (1561) und Gerolamo Ferragata (1562). In die Römer Epoche fiel ein geistiger Reifungsprozess (der vielleicht im Zusammenhang mit dem Tod seines Bruders 1562 steht), der ihn zuerst zur Priester- und 1563 zur Bischofsweihe führte. Ein Jahr darauf wurde er Kardinal von Santa Prassede in Rom. Ab 1566 residierte er im Erzbistum Mailand und ging sofort daran, die Beschlüsse des Konzils von Trient sorgfältig in die Tat umzusetzen.

Ausschnitt aus dem 21-teiligen Wandgemäldezyklus über das Leben des heiligen Karl Borromäus in der ihm geweihten Kapelle in Uors, Mitte 17. Jahrhundert (Denkmalpflege Graubünden, Chur).
Ausschnitt aus dem 21-teiligen Wandgemäldezyklus über das Leben des heiligen Karl Borromäus in der ihm geweihten Kapelle in Uors, Mitte 17. Jahrhundert (Denkmalpflege Graubünden, Chur).

Seine besondere Aufmerksamkeit galt den katholischen Orten der Eidgenossenschaft, vor allem den Tessiner Vogteien, die der geistlichen Gerichtsbarkeit Mailands unterstanden und die er im Laufe seines Episkopats mehrmals besuchte. Auf Antrag der katholischen Orte war er schon 1560 zum Protector Helvetiae ernannt worden. Seine Hirtenbesuche und diplomatischen Reisen in die katholischen Orte erlaubten es Borromäus, sich ein persönliches Bild von den kläglichen moralischen und materiellen Lebensumständen des Klerus und der Bevölkerung zu machen und die Grundlagen für eine weit greifende geistige Erneuerung zu legen. Um die Ausbildung und Disziplin des Klerus zu verbessern und gleichzeitig der Verbreitung des Protestantismus Einhalt zu gebieten, regte Borromäus 1579 die Errichtung einer ständigen Nuntiatur in der Schweiz an; da die römische Kurie aber zögerte, wurde diesem Begehren erst 1586 entsprochen. Er schlug auch die Gründung eines Jesuitenkollegs und eines Priesterseminars vor. Er selbst engagierte sich auf diesem Gebiet, indem er 1579 in Mailand das Collegium Helveticum gründete, das den Schweizer Klerus ausbilden sollte und das mit 50 Stipendien ausgestattet war; zudem unterstützte er die Gründung des Collegio Papio in Ascona (1584). Durch diese Beispiele ermutigt, liessen sich die Jesuiten in Luzern, später auch in Freiburg und Pruntrut nieder. Dank der Unterstützung durch den apostolischen Nuntius in der Schweiz, Giovanni Francesco Bonomi, eröffneten die Kapuziner ihre Missionen in der Innerschweiz (Altdorf, Stans, Luzern). Borromäus galt als Modellbischof im Sinne des Tridentinums. Er wurde am 1. November 1610 heilig gesprochen und ist Schutzpatron der katholischen Schweiz.

Quellen und Literatur

  • P. D'Alessandri, Atti di san Carlo riguardanti la Svizzera e i suoi territori, 1909
  • HS I/1, 42; I/6, 355 f.
  • DBI 20, 260-269
  • C. di Filippo Bareggi, «San Carlo e la Riforma cattolica», in Storia religiosa della Svizzera, hg. von F. Citterio, L. Vaccaro, 1996, 193-246
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Zitiervorschlag

Pablo Crivelli: "Borromäus, Karl", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.08.2021, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010211/2021-08-27/, konsultiert am 29.03.2024.