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CarloCattaneo

Eine Ausgabe der politischen Schriften, erschienen 1892 in Florenz, mit einem Porträt Carlo Cattaneos auf dem Titelblatt (Archivio di Stato del Cantone Ticino, Bellinzona).
Eine Ausgabe der politischen Schriften, erschienen 1892 in Florenz, mit einem Porträt Carlo Cattaneos auf dem Titelblatt (Archivio di Stato del Cantone Ticino, Bellinzona). […]

15.6.1801 Mailand, 5.2.1869 Castagnola (heute Lugano), katholisch, aus Mailand, österreichisch, dann italienischer Staatsangehöriger. Sohn des Melchiorre, Goldschmieds, und der Maria Antonia Sangiorgi. Anne Woodcock, Engländerin. Nach Schulen in Mailand und Rechtsstudium in Pavia bei Gian Domenico Romagnosi (1824 Dr. iur.) arbeitete Carlo Cattaneo bis 1835 als Lehrer an einem Gymnasium in Mailand; später wurde er mit seiner Zeitschrift «Il Politecnico» (1839-1844, 1860-1863/1865) und durch Tätigkeit unter anderem für die Eisenbahnlinie Mailand-Venedig zu einem wichtigen Propagator des Fortschritts in der Lombardei. Während der Revolution von 1848 geriet er als Verfechter demokratischer Anliegen in Opposition zur gemässigten Mailänder Führung. Nach der Rückkehr der Österreicher (August 1848) lebte er bis zu seinem Tod im Tessiner Exil. Hier verarbeitete er die Revolutionserfahrungen in verschiedenen, in der Tipografia elvetica gedruckten Schriften (insbesondere im «Archivio triennale»). 1852 wurde er Philosophielehrer am neu gegründeten Liceo cantonale in Lugano, an dessen Unterrichtsgrundlagen er massgebenden Anteil hatte. Daneben widmete sich Cattaneo der Melioration der Magadinoebene und der Alpenbahnfrage, in der er neben Pasquale Lucchini zum Hauptbefürworter der Gotthardvariante im Tessin wurde. 1858 erhielt er vom Grossen Rat das Tessiner Ehrenbürgerrecht, überwarf sich aber in der Frage der Zufahrtslinien mit dem Luzerner Gotthardkomitee und der Tessiner Regierung, so dass er 1865 den Schuldienst quittierte. Die Schaffung des italienischen Staates verfolgte er aus kritischer Distanz und, aufgrund seiner föderalistischen Position, auch innerhalb der demokratischen Linken als Einzelgänger. Zu Problemen der italienischen und Tessiner Tagespolitik nahm er brillant, aber ätzend Stellung. 1860 und 1867 wurde Cattaneo in die italienische Deputiertenkammer gewählt, ohne jedoch an den Parlamentssitzungen je teilzunehmen. Cattaneo gilt in Italien neben Giuseppe Mazzini als wichtigster Gegenspieler des liberal-moderaten Establishments und als einer der Grossen des Risorgimento. Im Tessin war er Anreger und Mentor der liberal-radikalen Führungsgruppe der 1850er und frühen 1860er Jahre. Verfasser zahlreicher politischer, ökonomischer, historischer, philosophischer und literaturkritischer Schriften.

Quellen und Literatur

  • Scritti, 16 Bde., 1956-81
  • Epistolario, hg. von R. Caddeo, 4 Bde., 1949-56
  • Il Politecnico 1839-1844, hg. von L. Ambrosoli, 2 Bde., 1989
  • Carteggi di Carlo Cattaneo, 2001-
  • Museo del Risorgimento, Mailand, Nachlass (Mikrofilmkopien im StadtA Lugano)
  • C. Moos, L'"altro" Risorgimento, 1992
  • G. Armani, Carlo Cattaneo, 1997
  • G. Armani, Gli scritti su Carlo Cattaneo: Bibliografia 1836-2001, 2001
  • A. Gili, Carlo Cattaneo (1801-1869), un "Italiano svizzero", 2001
Weblinks
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 15.6.1801 ✝︎ 5.2.1869

Zitiervorschlag

Carlo Moos: "Cattaneo, Carlo", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 01.02.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010128/2005-02-01/, konsultiert am 28.03.2024.