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Tagwen

Mit Tagwen (Tagewerk, Fronarbeit, Gemeinwerk) wurden vermutlich schon im 12. Jahrhundert die Fronbezirke des Klosters Säckingen bezeichnet. Aber erst mit der Übergabe des klösterlichen Meieramts an die Habsburger 1288 fand der Begriff Eingang in glarnerische Urkunden. Aus den 25 bestehenden klösterlichen Frontagwen wurden nun auch 25 habsburgische Steuertagwen gebildet, wobei zu den säckingischen Frontagwen nur die Hörigen des Klosters, zu den habsburgischen Steuertagwen aber alle Glarner innerhalb des Bezirks gehörten. In der Folgezeit kam es zu Neueinteilungen. Die glarnerischen Landsatzungen von 1387 nennen 15 Wahltagwen (Wahlbezirke), eine Art Wirtschaftseinheit mit eigener Allmende und meistens auch eigenem Wald. Es waren dies die sogenannten fünf grossen Tagwen Glarus (inklusive Riedern), Rüti (inklusive Ennetlinth), Schwanden, Näfels und Kerenzen-Bilten, die fünf mittleren Tagwen Niederurnen-Oberurnen, Mollis, Netstal, Betschwanden (inklusive Diesbach, Hätzingen und Haslen) und Matt (inklusive Engi) und die fünf kleinen Tagwen Elm, Linthal (Dorf und Matt), Mitlödi (inklusive Sool und Schwändi), Ennenda und der Eschentagwen, bestehend aus den Gemeinden Luchsingen und Nidfurn. Auch einzelne Teilgemeinden eines Wahltagwens übernahmen später diesen Begriff. Bis 1938, als sich Braunwald vom Gemeindegebiet Rüti löste, entstanden so insgesamt 31 glarnerische Tagwen. Der Tagwen wurde mit der Zeit zu einer rein bürgerlichen Verwaltungs- und Nutzungsgemeinde (Bürgergemeinde), deren Verwaltungstätigkeit sich in eine interne zugunsten der Tagwensbürger und eine externe zugunsten des öffentlichen Wohls gliederte. Oberstes Organ des Tagwens war die Tagwensversammlung, die sämtliche ortsanwesende Bürger umfasste und üblicherweise im Anschluss an die Ortsgemeinde gehalten wurde. Mit der Kantonsverfassung von 1988, die erstmals Einheitsgemeinden zuliess, schrumpfte die Zahl der Tagwen bis 2009 auf neun zusammen und mit den von der Landsgemeinde 2006 beschlossenen drei Grossgemeinden wurden 2011 alle Tagwen aufgelöst.

Quellen und Literatur

  • SSRQ GL IV
  • R. Stüssi, Gesch. des glarner. Land- und Tagwenrechts, 1912
  • K. Luchsinger, Der Tagwen im Rahmen des glarner. Gemeindewesens, 1941
Weblinks

Zitiervorschlag

Hans Laupper: "Tagwen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.03.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009822/2012-03-05/, konsultiert am 29.03.2024.