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Kilchberg (ZH)

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Horgen. Agglomerationsgemeinde am linken Seeufer bei Zürich. Die Gemeinde wuchs aus der spätmittelalterlichen Dorfschaft Bendlikon (1250 Benklinkon), einer Fraktion des Kirchspiels Kilchberg. 1248 Hilchberch, 1250 Kilchperch. 1467 43 Haushalte; 1634 286 Einwohner; 1671 515; 1722 617; 1836 958; 1850 1141; 1900 1951; 1950 5474; 1970 7546; 1990 7081; 2000 7197.

Im Gebiet der politischen Gemeinde Kilchberg befinden sich drei Siedlungen: Das Dorf Bendlikon entlang des Bachs mit senkrechter Siedlungsachse zum See, der Kirchenbezirk auf einer Anhöhe sowie ein Weiler- und Hofgebiet mit Mönchhof (vom Familiennamen Münch, 1482) und Schooren. 1406 kam Kilchberg als Teil des Amtes Horgen hoch- und niedergerichtlich zu Zürich: Bis 1798 gehörte es zur Obervogtei Horgen und Untervogtei Thalwil-Kilchberg. Die Herren von Hottingen besassen vor 1257 die Patronatsrechte der Pfarrkirche St. Peter in Kilchberg. Zudem erwarben sie 1305 den Meierhof Kilchberg, ein Erblehen der Fraumünsterabtei Zürich. Durch Heirat gelangten 1357 die Herren von Seon in Besitz von Meierhof und Kirche, die beides 1408 ans Zisterzienserkloster Kappel verkauften. Mit der Reformation zog die Stadt Zürich Kollatur und Zehnten (Amt Kappel) an sich. Aus der grossflächigen Kirchgemeinde lösten sich 1702 Wollishofen, 1721 Rüschlikon und 1896 Adliswil. Die römisch-katholische Pfarrei besteht seit 1935, die Kirchgemeinde seit 1957. Die Allmend wird 1407 erwähnt, aber bereits 1559 war sie aufgeteilt. 1675-1837 diente der Gasthof zum Löwen als Gemeindehaus.

Die Porzellanmanufaktur im Schooren, vom See aus gezeichnet von Johann Jakob Hofmann. Ausschnitt aus einer lavierten Federzeichnung, 1771/1772 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv).
Die Porzellanmanufaktur im Schooren, vom See aus gezeichnet von Johann Jakob Hofmann. Ausschnitt aus einer lavierten Federzeichnung, 1771/1772 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv). […]

Im ausgehenden 18. Jahrhundert (Zehntenplan von 1787) wurden 13% des Landes als Rebflächen, 34% als Wiesen, 26% als Weiden (auf den Anhöhen), 16% als (nicht verzelgte) Äcker und nur 11% als Wald genutzt. Die textile Heimindustrie brachte im 17. und 18. Jahrhundert Verdienst nach Kilchberg, zuerst die Seidenproduktion, dann die Baumwollspinnerei (1787 125 Personen) und die Mousselineweberei (1787 88 Stühle). In Schooren wurde 1763-1791 das sogenannte Zürcher Porzellan hergestellt, danach bis 1897 Fayencen und Steingut. Um 1895 erfolgte die Gründung des Fotoverlags Wehrli (1924 Fusion mit Photoglob AG). 1899 verlegte die Firma Sprüngli ihre Schokoladenfabrik nach Kilchberg (im gleichen Jahr Zusammenschluss mit Lindt zu Lindt & Sprüngli).

Verkehrsmässig wurde Kilchberg durch die Seestrasse (1837), die Dampfschiffgesellschaft vom linken Ufer des Zürichsees (1864), die Eisenbahn (1875), eine Autobuslinie nach Zürich (1947) und die Autobahn A3 (1966) erschlossen. 1913 erfolgte der Anschluss ans Kanalisationsnetz der Stadt Zürich. Die 1916 beschlossene Anwendung des kantonalen Baugesetzes für städtische Gebiete leitete die geschlossene Überbauung des ganzen seeseitigen Abhanges ein. 1929 lehnte Kilchberg die Eingemeindung in die Stadt Zürich ab. Es entwickelte sich zu einer steuergünstigen, wohlhabenden Vorortsgemeinde. 1867 wurde die Psychiatrische Privatklinik Sanatorium Kilchberg gegründet, 1975 das Privatkrankenhaus Sanitas von Zürich nach Kilchberg verlegt. 1943 erwarb die Gemeinde mit Unterstützung des Kantons Zürich das Landhaus von Conrad Ferdinand Meyer, um ein Ortsmuseum und eine Gedenkstätte für den Dichter einzurichten. Ab 1954 lebten Thomas Mann (1955) und seine Familie in Kilchberg. 1977 wurde die hydrobiologische-limnologische Forschungsstation der Universität Zürich (heute Limnologische Station) in Kilchberg gegründet.

Quellen und Literatur

  • G. Binder, Gesch. der Gem. Kilchberg, 21948
  • Njbl. Kilchberg, 1960-
  • C. Oertli-Cajacob, Chronik der Gem. Kilchberg, 1998
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Kilchberg (ZH)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.10.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000098/2008-10-16/, konsultiert am 16.04.2024.