de fr it

EmileJaques-Dalcroze

Karikatur von Godefroy aus der Genfer Satirezeitung Le Nouveau Panthéon, 1908 (Privatsammlung).
Karikatur von Godefroy aus der Genfer Satirezeitung Le Nouveau Panthéon, 1908 (Privatsammlung).

6.7.1865 Wien, 1.7.1950 Genf, reformiert, von Sainte-Croix, ab 1925 Ehrenbürger von Genf. Sohn des Jules Jaques, Uhrenfabrikanten. Marie Anna Starace (Künstlername Nina Faliero), Sängerin aus Italien. Emile Jaques besuchte ab 1873 die Schulen, das Konservatorium und die Universität in Genf, studierte dann bei Anton Bruckner in Wien sowie bei Léo Delibes und Gabriel Fauré in Paris, wo er zudem Kurse an der Comédie Française besuchte. 1886 lernte er als Dirigent des Theaters in Algier die arabische Musik kennen, deren Rhythmen ihn faszinierten. Etwa zu dieser Zeit nahm er den Doppelnamen Jaques-Dalcroze an. Ab 1892 war Jaques-Dalcroze Professor für Musiktheorie am Genfer Konservatorium und entwickelte die sogenannte rhythmische Gymnastik, mit der die Gestalt und das Wesen der Musik erlebt und dadurch gleichzeitig alle seelisch-schöpferischen Kräfte gelöst und gesteigert werden sollten. Diese Bewegungsschule übte in der Folge einen starken Einfluss auf die Musikerziehung, die Heilpädagogik sowie auf die Entwicklung des modernen Ausdruckstanzes und das Pantomimentheater aus. Jaques-Dalcroze stellte seine Methode, die Gehörbildung und Improvisation einschliesst, in über 350 Publikationen und Vorträgen in ganz Europa vor. 1911 gründete er in Hellerau bei Dresden die Bildungsanstalt für Musik und Rhythmus, deren künstlerische Leitung er bis 1914 innehatte. Persönlichkeiten wie Paul Claudel, Bernhard Shaw, Upton Sinclair, Adolphe Appia, Waslaw Nijinski und weitere Startänzer der Ballets Russes von Sergei Diaghilew besuchten diese Schule. Schülerinnen waren unter anderem Mary Wigman, Suzanne Perrottet, Katja Wulff und Mimi Scheiblauer. 1914 kehrte Jaques-Dalcroze nach Genf zurück, um sein Festspiel «La fête de juin» zur 100-Jahr-Feier des Beitritts Genfs zur Eidgenossenschaft zu dirigieren. Ein Jahr später eröffnete er hier das Institut Jaques-Dalcroze, dem er bis zu seinem Tod vorstand. Der Schwerpunkt des vielfältigen kompositorischen Œuvre von Jaques-Dalcroze liegt bei ca. 1200 Liedern und der Klaviermusik. Erstere sind in der französischen Schweiz bis heute weit verbreitet. Mit Werken wie «Poème alpestre» (1896-1998), «Festival Vaudois» (1903) und «La fête de la Jeunesse et de la Joie» (1923) trug er zum Aufschwung des Festspiels bei. Die Association Emile Jaques-Dalcroze – France besteht seit 1992. Jaques-Dalcroze erhielt zahlreiche Auszeichnungen: Offizier der französischen Ehrenlegion (1929), Dr. h.c. der Universität Chicago (1937), Clermont-Ferrand (1948), Lausanne (1945) und Genf (1948), 1947 Genfer Musikpreis.

Quellen und Literatur

  • J. Tchamkerten, Catalogue de l'œuvre musical d'Emile Jaques-Dalcroze, 1995-99
  • M. Bablet, Catalogue des écrits d'Emile Jaques-Dalcroze, 1999
  • Institut Jaques-Dalcroze, Genf
  • G. Giertz, Kultus ohne Götter, 1975
  • M.-L. Bachmann, La rythmique Jaques-Dalcroze, 1984
  • E. Vanderspar, The Dalcroze Handbook, 1984
  • J.-C. Mayor, Rythme et joie avec Emile Jaques-Dalcroze, 1996
  • J. Gobbert, Zur Methode Jaques-Dalcroze, 1998
  • Emile Jaques-Dalcroze, hg. von J. Tchamkerten, 2000
  • A. Berchtold, Emile Jaques-Dalcroze et son temps, 2000
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF
Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 6.7.1865 ✝︎ 1.7.1950

Zitiervorschlag

Regula Puskás: "Jaques-Dalcroze, Emile", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.03.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009499/2010-03-10/, konsultiert am 28.03.2024.