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RenéAuberjonois

Selbstporträt von René Auberjonois, vor der Staffelei sitzend. Bleistiftskizze, 1952 (ETH-Bibliothek Zürich, Graphische Sammlung).
Selbstporträt von René Auberjonois, vor der Staffelei sitzend. Bleistiftskizze, 1952 (ETH-Bibliothek Zürich, Graphische Sammlung).

18.8.1872 Lausanne, 11.10.1957 Lausanne, reformiert, von Yverdon und Jouxtens-Mézery. Sohn des Gustave, Agronomen, und der Pauline Augusta geborene d'Albis. 1) Madeleine Augusta Grenier, Tochter des William Auguste, Ingenieurs, 2) Hélène Champvent. Nach Abbruch einer Banklehre nahm René Auberjonois Violinunterricht, besuchte das Polytechnikum in Dresden und die Kensington School of Art in London (1895). Dann liess er sich in Paris nieder, wo er Schüler des Malers Luc-Olivier Merson (1896) und an der Ecole des Beaux-Arts (1897-1900) war. Auberjonois eignete sich anfangs einen postimpressionistischen Malstil an, bevor er sich ab 1912 mit Paul Cézanne auseinandersetzte. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz 1914 begann er zu experimentieren, hauptsächlich durch die Deformation von Figuren und durch mehrmalige Einschränkung und Verdüsterung seiner Farbpalette. 1916 schuf er die Bühnenbilder für «Guillaume le Fou» von Fernand Chavannes. 1918 arbeitete er für «Die Geschichte vom Soldaten» mit Igor Strawinsky und Charles Ferdinand Ramuz zusammen; er malte die Bühnenbilder und den Vorhang und entwarf die Kostüme, wodurch sein Interesse für Volkskunst geweckt wurde. Nach seinen Bühnenbildern zur Zweihundertjahrfeier des Aufstands von Jean Daniel Abraham Davel (1923) und für den Künstlerball von 1927 sowie Versuchen mit der Hinterglasmalerei (1928-1929, 1935) verzichtete er auf das künstlerische Streben nach einfachen und «primitiven» Formen, wie er sie in natura im Wallis oder in der Welt der Schausteller vorfand. Landschaften, Porträts, Stillleben, Tiere, weibliche Akte wurden die Hauptthemen bei seiner Suche nach einer Synthese von strengem räumlichen Aufbau und Ausdruckskraft. Seine Kunst zeigt eine langsame Reifung; nach frühen und bedeutenden Zeichnungen zu Beginn erreichte sie 1948 ihren malerischen Höhepunkt, bestimmt von düsteren Farben und Stierkampfszenen. Auberjonois hat zahlreiche Bücher illustriert, vor allem von Ramuz, den er 1905 in Paris kennengelernt hatte und mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Die Polemik um seine 1935 geschaffenen Wandbilder für das Weingut Abbaye du Dézaley machte deutlich, wie umstritten er in der Westschweiz war. Anerkennung fand er vor allem in der Deutschschweiz und im Ausland (1948 Biennale Venedig, 1955 Documenta Kassel). Mit seiner konsequent modernen Art der deformierenden Naturdarstellung, an der er in wiederum konservativer Weise festhielt, war Auberjonois nach Ferdinand Hodler eine weitere rätselhafte Leitfigur der Schweizer Kunst; er blieb jedoch ohne Nachfolge.

Quellen und Literatur

  • BCUL, Fonds
  • BLSK, 50-52, (mit Bibl.)
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 18.8.1872 ✝︎ 11.10.1957

Zitiervorschlag

Pierre-André Lienhard: "Auberjonois, René", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.12.2002, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009431/2002-12-20/, konsultiert am 28.03.2024.