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MentonaMoser

Mentona Moser, fotografiert 1908 in Zürich (Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V., Freiburg im Breisgau, Nachlass Fanny Moser).
Mentona Moser, fotografiert 1908 in Zürich (Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V., Freiburg im Breisgau, Nachlass Fanny Moser).

19.10.1874 Badenweiler, 10.4.1971 Köpenick (Ostberlin), reformiert, von Schaffhausen. Tochter des Heinrich Moser, Unternehmers, und der Fanny geborene von Sulzer-Wart. Schwester der Fanny Moser, Zoologin, Halbschwester des Henri Moser-Charlottenfels, Forschers und Sammlers. 1909 Hermann Balsiger, Beamter und Sozialdemokrat. Mentona Moser wuchs in Badenweiler und auf Schloss Wart bei Winterthur auf, 1887 übersiedelte die Familie ins Schloss Au am Zürichsee. Gegen den Willen der Mutter belegte sie als Hospitantin Vorlesungen über Zoologie an der Universität Zürich. Dann besuchte sie in London ein Mädchenpensionat und arbeitete als Hilfslehrerin an Abendschulen und als Pflegerin in einem Spital. Im Verlangen, die Lebensumstände der Arbeiterklasse zu verbessern, wurde Moser zur überzeugten Sozialistin. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz 1903 widmete sie sich ganz der Sozialarbeit, hielt Vorträge über Wohlfahrt und Kinderfürsorge, gründete einen Blindenverein, plante Arbeitersiedlungen und Kinderspielplätze und war Mitgründerin der Fürsorgestelle für Tuberkulose. 1907 trat sie der Sozialdemokratischen Partei (SP) bei. Daneben pflegte sie Freundschaften mit Herman GreulichFerdinand Hodler und später mit Fritz Platten. Nach ihrer Scheidung 1917 nahm sie wieder ihren Mädchennamen an.

Mentona Moser, Mitte der 1930er Jahre (Privatarchiv Roger Nicholas Balsiger).
Mentona Moser, Mitte der 1930er Jahre (Privatarchiv Roger Nicholas Balsiger).

Mit grossem Interesse verfolgte Moser die politischen Umwälzungen in Russland und trat 1919 zu den Altkommunisten über. Während fünf Jahren amtierte sie als Leiterin der Mütter- und Säuglingsfürsorge der Pro Juventute. Danach hielt sie sich in Russland und Berlin auf. Sie war Schweizer Delegierte beim Exekutivkomitee der Komintern, gründete ein Kinderheim in der Nähe von Moskau und schloss Bekanntschaft mit der deutschen Politikerin Clara Zetkin. Der Aufstieg der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) behinderte und verunmöglichte schliesslich Mosers Aktivitäten für die kommunistische Partei in Berlin und führte zum Verlust eines grossen Teils ihres Vermögens. 1934 flüchtete sie in die Schweiz und liess sich in Morcote nieder. Die Kriegsjahre verlebte sie in Zürich. 1950 erhielt Mentona Moser das Ehrenbürgerrecht der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), übersiedelte daraufhin nach Ostberlin und trat der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) bei. 1959 wurde sie mit der Clara-Zetkin-Medaille ausgezeichnet.

Quellen und Literatur

  • Moser, Mentona: Unter den Dächern von Morcote. Meine Lebensgeschichte, hg. von Ilse Schiel, 1985 (postum).
  • Moser, Mentona: Ich habe gelebt, Nachwort von Roger Nicholas Balsiger, 1986 (postum).
  • Balsiger, Roger Nicholas: «Mentona Moser», in: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte, 58, 1981, S. 179-192.
  • Gotovitch, José; Narinski, Mikhaïl (Hg.): Le Komintern. L'histoire et les hommes. Dictionnaire biographique de l'Internationale communiste en France, en Belgique, au Luxembourg, en Suisse et à Moscou (1919-1943), 2001, S. 433.
Von der Redaktion ergänzt
  • Hasler, Eveline: Tochter des Geldes. Mentona Moser – die reichste Revolutionärin Europas. Roman eines Lebens, 2019.
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF
Kurzinformationen
Variante(n)
Luise Moser (Taufname)
Mentona Balsiger
Mentona Balsiger-Moser
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 19.10.1874 ✝︎ 10.4.1971

Zitiervorschlag

Susanne Peter-Kubli: "Moser, Mentona", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.03.2021. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009359/2021-03-03/, konsultiert am 28.03.2024.