de fr it

Spanischer Erbfolgekrieg

Der Konflikt um das Reich des letzten spanischen Habsburgers, das sich auf die iberische Halbinsel, Kontinentaleuropa und nach Übersee erstreckte, führte 1701-1714 zu einem ersten transatlantischen «Weltkrieg». Er brach aus, weil Karl II. von Spanien (1700) in seinem zweiten Testament den Enkel Ludwigs XIV. von Frankreich, Philipp von Anjou (später Pilipp V.), zum Alleinerben erklärte. Kaiser Leopold I. (Sekundogenitur für zweiten Sohn Karl) und das Reich sowie die Seemächte England und die Generalstaaten traten in der Haager Allianz vom 7. September 1701 einer neuen Universalmonarchie der französischen Bourbonen entgegen. Der Allianz schlossen sich später auch Preussen, Portugal und Savoyen an. Während die Stimmung der katholischen Orte den Bourbonen, diejenige der reformierten Städte den Alliierten zuneigte und Schweizer Soldtruppen in beiden Lagern zum Einsatz kamen (ca. 20'000 für die Allianz und 23'000 für Frankreich), erklärte die Eidgenossenschaft am 22. Juli 1701 wie in früheren europäischen Kriegen ihre Neutralität, die von Frankreich und vom Kaiser anerkannt wurde, und bot aufgrund des Defensionales von 1668 Grenztruppen auf. Die einvernehmliche Neutralisierung von Nachbargebiet gelang hingegen dauerhaft nur für die österreichischen Waldstädte am Hochrhein durch zwei eidgenössische Regimenter. Die katholischen Orte erneuerten 1705 das mit Spanien bestehende Mailänder Kapitulat mit dem bourbonischen Thronanwärter Philipp V. Nachdem der Kaiser aber in der Schlacht von Turin 1706 die Franzosen aus Italien vertrieben hatte, verhängte er über die katholischen Orte ein Handelsembargo. Im Erbstreit um das Fürstentum Neuenburg siegte 1707 mit Hilfe Berns und des Waadtländer Diplomaten François-Louis de Pesmes de Saint-Saphorin der preussische König gegen diverse französische Prätendenten, sodass an der Juragrenze eine neutrale «Vormauer» entstand. Die schwerste Verletzung der Schweizer Neutralität geschah 1709, als das kaiserliche Reiterkorps des Generals Claudius Florimund Mercy links des Rheins die Stadt Basel umging und ins Elsass einfiel. Im selben Jahr nahm der Spanische Erbfolgekrieg mit der Schlacht von Malplaquet eine entscheidende Wende zugunsten der Alliierten. Im Schatten der Verhandlungen für den Frieden von Utrecht, aber noch vor Ende des Kriegs, lösten Zürich und Bern 1712 den Zweiten Villmergerkrieg gegen die Fürstabtei St. Gallen und die inneren Orte aus. Den im Frieden von Aarau vom 11. August 1712 von den reformierten Siegern diktierten Veränderungen in der Eidgenossenschaft drohte zwei Jahre später die Restauration der Vorkriegsverhältnisse durch die katholischen Vormächte Kaiser und Frankreich: Diese besiegelten im Frieden von Baden vom 7. September 1714 die Teilung des spanischen Erbes, wagten aber keine konzertierte Intervention gegen die reformierten Orte.

Quellen und Literatur

  • R. Feller, Die Schweiz und das Ausland im span. Erbfolgekrieg, 1912
  • Bonjour, Neutralität 1
  • J. Holenstein, Eidg. Politik am Ende des Span. Erbfolgekrieges, 1975
  • HbSG 2, 684-687
Weblinks

Zitiervorschlag

Rolf Stücheli: "Spanischer Erbfolgekrieg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.01.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008912/2013-01-08/, konsultiert am 29.03.2024.