de fr it

Limmat

Fluss in den Kantonen Zürich und Aargau. Die Limmat tritt bei Zürich aus dem Zürichsee und mündet nach 34 km zwischen Turgi und Untersiggenthal in die Aare (Gefälle 81 m). Sie fliesst in mehreren Windungen – vor der Kanalisierung waren die Mäander noch stärker ausgeprägt – zunächst durch eine breite Talsohle und durchbricht dann zwischen Baden und Wettingen bzw. Ennetbaden die Lägernfalte, den östlichsten Ausläufer des Kettenjuras. Nach der Stadt Baden öffnet sich die Talung wieder etwas. 870 Lindimacus.

Wappenscheibe der Zürcher Niederwasserschiffer, 1581 (Schweizerisches Nationalmuseum).
Wappenscheibe der Zürcher Niederwasserschiffer, 1581 (Schweizerisches Nationalmuseum). […]

Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Quellen bezeichnen die innerhalb der Stadt Zürich gelegene Flussstrecke auch als «Aa» oder «See». Der Fluss lieferte der Stadt Trink- und Brauchwasser – auf der Münster- und der Rathausbrücke befanden sich zwei Schöpfräder –, diente aber von der Römerzeit an auch als Kloake. Im Mittelalter galten die Flussläufe als Reichsstrassen; die Oberhoheit über sie stand spätestens ab 1158 dem deutschen König zu. Im 12. und 13. Jahrhundert sind gelegentliche Fahrten der Zürcher Schiffer bis nach Koblenz am Niederrhein bezeugt. 1447 erteilte Kaiser Friedrich III. Zürich das Recht, die Schifffahrt limmat- und rheinabwärts zollfrei zu betreiben; von da an kontrollierte die Stadt regelmässig auf Inspektionsfahrten, ob die Limmat auch über eine Breite von ca. 11 m für die Schiffspassage offen gehalten werde. Brücken bestanden im Spätmittelalter nur in Zürich und Baden, von 1765 an auch beim Kloster Wettingen. Bei den Klöstern Fahr und Wettingen sowie bei Dietikon verkehrten Fähren. Die Niederwassergesellschaft der Zürcher Schiffleutezunft betrieb die wegen Geländestufen und künstlichen Hindernissen (Wuhren, Fache) schwierige Schifffahrt. Strömung und Topografie erlaubten es in der Regel nicht, flussaufwärts zu fahren oder die Lastkähne hochzutreideln. Am Ende der Fahrt, d.h. in Baden oder gar in Basel, wurden die Schiffe wieder verkauft, wie Verträge aus dem 15. Jahrhundert zeigen. Auf der Limmat wurde auch Flösserei betrieben. Allerdings durfte nach einem Zürcher Ratsbeschluss von 1292 ohne Bewilligung keinerlei Nutzholz das Stadtgebiet passieren. Damit wollte sich die Limmatstadt den eigenen Bedarf sichern. Infolge des stetigen Niedergangs der Flussschifferei, der im ausgehenden Mittelalter einsetzte, beschränkte der Zürcher Rat 1461 und 1509 die Zahl der Niederwasserschiffer auf 16 bzw. 8 Meister. Bis in das 19. Jahrhundert hinein wurden allerdings Kurgäste mit Weidlingen von Zürich nach Baden geführt. Anfang der Zwischenkriegszeit bemühte sich der Linth-Limmat-Verband vergebens um eine Öffnung der Limmat für die Grossschifffahrt.

In Zürich gab es im Spätmittelalter acht verschiedene Fischrechte, darunter die Bürgerfischenz oder «untere Allmend», die vom Zürichsee bis Wipkingen reichte (1304 erwähnt, 1805 vom Kanton an die Stadt Zürich). Von Oberengstringen bis Dietikon besass das Kloster Fahr die Fischrechte (1324 erwähnt, von den Regensbergern erhalten), daran angrenzend bis zur Brücke Baden das Kloster Wettingen (1259 erwähnt, von den Habsburgern erhalten). Im untersten Flussabschnitt gab die Grafschaft Baden die Fischerei Ende des 15. Jahrhunderts frei.

Ab dem Spätmittelalter wurde die Wasserkraft der Limmat genutzt, allein in der Stadt Zürich überspannten zwei Stege mit mehreren Mühlen die Limmat, in der frühen Neuzeit unter anderem auch Walk-, Papier- und Pulvermühlen. In Baden trieb der Fluss eine Säge an. Die ersten Fabrikbauten im aargauischen Limmattal waren ganz an die Wasserkraft gebunden, so unter anderem die Spinnereien in Turgi (1826) und In der Aue bei Baden (1837-1904). Das elektrische Kraftwerk Kappelerhof in Baden wurde 1892 angelegt. Wichtig war die Wasserkraft der Limmat auch für die Industrialisierung der Stadt Zürich, wo zum Beispiel die 1805 gegründete Aktiengesellschaft Escher-Wyss zahlreiche Wasserrechte erwarb. 1875 errichtete die Stadt Zürich das Wasserkraftwerk Letten, das die Energie mechanisch mittels Seilzügen verteilte (ab 1892 elektrisches Kraftwerk). Der Kanton Zürich liess 1880 und 1895-1906 den Flusslauf korrigieren. Der Bau des Wettinger Stauwehrs 1933 durch die Elektrizitätswerke der Stadt Zürich verwandelte die Limmat streckenweise in ein stehendes Gewässer, das sehr rasch eutrophierte, weil sich hier alle Schmutzfrachten aus der Stadt sammelten. Dies gab Anlass zu zaghaften Massnahmen für den Gewässerschutz. Allerdings ermöglichte erst der Ausbau des städtischen Klärwerks Werdhölzli 1969 bzw. 1986 eine wirkliche Verbesserung der Wasserqualität.

Quellen und Literatur

  • O. Vollenweider, Gesch. des Verkehrs auf der Wasserstrasse Walenstad-Zürich-Basel, 1912
  • O. Mittler, Gesch. der Stadt Baden 2, 1965, 253-291
  • H. Grossmann, Flösserei und Holzhandel aus den Schweizer Bergen bis zum Ende des 19. Jh., 1972, 30-43
  • M. Illi, Von der Schîssgruob zur modernen Stadtentwässerung, 1987
  • U. Amacher, Zürcher Fischerei im SpätMA, 1996
  • M. Baumann, Stilli, 21996, 80-90
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Limmat", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.11.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008761/2008-11-27/, konsultiert am 19.03.2024.