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Militärische Vereine

Die schweizerische Milizarmee (Armee) ist von der frühen Neuzeit an auf ausserdienstliche Ausbildung angewiesen, welche die militärischen Vereine übernehmen (Militärische Ausbildung). Entsprechend spielten Abteien, die das Schiessen mit der Armbrust oder Feuerwaffen übten, Kadetten sowie die Schützengesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts (1912 über 4000 mit rund 230'000 Mitgliedern) eine wichtige Rolle. In Zürich wurde 1686 eine Gesellschaft der Feuerwerker (auch «Artillerie-Kollegium») geschaffen, 1765 die Mathematisch-Militärische Gesellschaft, die sich auch mit dem Festungsbau und der Topografie befasste. 1781 erhielt eine Unterkommission der Helvetischen Gesellschaft, die den Zusammenschluss der kantonalen Kontingente erörtert hatte, den Namen Helvetisch-Militärische Gesellschaft.

Während der Restauration entstanden kantonale Offiziersvereine, so 1825 in Genf auf Betreiben des späteren Generals Guillaume-Henri Dufour, 1827 in Freiburg und Neuenburg, 1833 in Bern. Sie verstärkten die interkantonalen Kontakte, die ab 1819 an der Zentralmilitärschule Thun und an den Eidgenössischen Offiziersfesten (erstmals 1822 in Langenthal) geknüpft worden waren. Die 1833 gegründete Eidgenössische Militärgesellschaft änderte 1876 ihren Namen in Schweizerische Offiziersgesellschaft. Als Dachorganisation der kantonalen Sektionen, seit 1901 auch der Fachoffiziersgesellschaften, setzte sie sich zum Ziel, die Verteidigung der Eidgenossenschaft im Geist der Brüderlichkeit und Gemeinschaft zu fördern. 1862 zählte sie 2600 Mitglieder, 1913 6000, 1967 32'000, 1997 26'000, 2010 21'000. Die vom Eidgenössischen Militärdepartement unabhängige Organisation trug massgeblich zur Zusammenführung der kantonalen Milizen (Militärwesen) in die eidgenössische Armee bei und beteiligte sich an deren jeweiligen Ausrichtung auf die äusseren und inneren Bedrohungen. Sie nahm immer wieder Stellung zu Verteidigungsfragen und gelangte mit ihren Anliegen öffentlich oder diskret, manchmal gemeinsam mit anderen Vereinigungen, an die politischen und militärischen Behörden. Ihre offiziellen Organe sind die 1833 unter anderem Namen gegründete «Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift», die 1856 erstmals erschienene «Revue militaire suisse» und die seit 1928 bestehende «Rivista militare della Svizzera italiana».

1839 wurde in Zürich die erste Unteroffiziersgesellschaft gegründet, der in den nächsten Jahren weitere Gesellschaften in anderen Kantonen folgten. Der Schweizerische Unteroffiziersverband entstand 1864. 1910 existierte ein Freiwilliger Sanitätsdienst, Sanitätshilfskolonnen, ein Militärsanitätsverein sowie zahlreiche Vereine von Soldaten, Unteroffizieren und Offizieren. Der Feldweibel-, der Unteroffiziers- und der Küchenchefverband, die alle über eine eigene Zeitschrift verfügten, schlossen sich 2004 zur Schweizerischen Unteroffiziersgesellschaft zusammen, die jedoch nur kurz bestand; der Fourierverband hatte sich nicht daran beteiligt. Die Vereine der Militärfahrer, der motorisierten Truppen, der Pontoniere und der Übermittler bieten vor der Rekrutenschule nach wie vor Kurse im Führen von Motorfahrzeugen und Booten, in Morsen und Funktechnik an.

Dieses dichte Netz von Schützengesellschaften, militärischen Vereinen sowie geselligen Vereinen von Einheiten und Truppenkörpern, die keine staatlichen Subventionen erhielten, stärkte die Glaubwürdigkeit der schweizerischen Landesverteidigung und bezeugte die Verbundenheit der Bevölkerung mit ihrer Armee. Mit den Reformen der Armee 95 und der Armee XXI, die eine Verminderung des Bestands um gut drei Viertel und die Befreiung von der Militärpflicht ab etwa dem 30. Altersjahr mit sich brachten, schrumpfte auch die Mitgliederzahl der militärischen Vereine. Seither kommt es immer häufiger zu Auflösungen und Zusammenschlüssen.

Quellen und Literatur

  • U. Im Hof, N. Bernard, «Les relations des communautés linguistiques au sein des associations nationales suisses avant la création de la nouvelle Confédération de 1848», in Union et division des Suisses, hg. von P. Du Bois, 1983, 9-24
  • H. de Weck, «1833-1983: la Société suisse des officiers, une institution typiquement suisse», in SOG-SSO-SSU: 150 Jahre Schweiz. Offiziersges., 1983, 7-14
  • R. Graf, Fs. zum 125-Jahr-Jubiläum des SUOV, 1989
  • 175 Jahre Schweiz. Offiziersges., 2008
Weblinks

Zitiervorschlag

Hervé de Weck: "Militärische Vereine", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.11.2023, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008699/2023-11-28/, konsultiert am 17.04.2024.