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Dürnten

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Hinwil. Die am Südwesthang des Bachtels gelegene Gemeinde umfasst Dürnten, Oberdürnten und Tann. 743/747 Tunriude. 1671 977 Einwohner; 1792 1382; 1850 1663; 1900 3094; 1941 3006; 1950 3390; 2000 6082.

Ein Gräberfeld aus dem 7. Jahrhundert bei Ettenbol belegt eine frühmittelalterliche Besiedlung. Mehrere Güterschenkungen an das Kloster St. Gallen (erstmals bezeugt 743/747) führten zur Bildung des Dinghofs Dürnten, einem Schwerpunkt der St. Galler Grundherrschaft im Zürcher Oberland. Als Teil des Amts Grüningen kam Dürnten 1273 an die Habsburger, die in der Folge das Hoch- und Niedergericht besassen. Das Niedergericht über Oberdürnten und Tann übte vom Ende des 13. Jahrhunderts bis 1525 das Kloster Rüti aus. Die Verwaltung von St. Galler, Toggenburger und Rapperswiler Gütern wurde vom 1212-1360 erwähnten Ministerialengeschlecht Meyer von Dürnten mit Sitz in einer nördlich von Oberdürnten gelegenen Burg besorgt. 1408 kam Dürnten mit dem Amt Grüningen an Zürich und verblieb bis 1798 in der Zürcher Landvogtei Grüningen. Erste Offnungen stammen aus den Jahren 1480 (Dürnten) und 1485 (Oberdürnten), ein Einzugsbrief aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. 1798 wurde die politische Gemeinde gebildet und dem Distrikt Grüningen zugeteilt, 1803 dem Bezirk Uster, 1814 dem Oberamt Grüningen und 1831 dem Bezirk Hinwil. Aus den alten Dorfschaften entwickelten sich die Zivilgemeinden Dürnten, Oberdürnten und Tann.

Die erste, archäologisch gefasste Steinkirche in Dürnten entstand um 700; um 750 gehörte sie zur Hälfte dem Kloster St. Gallen. Die Kollatur gelangte von diesem wahrscheinlich 1273 an die Habsburger, 1359 an das Kloster Rüti, welchem die Kirche aber erst 1414 inkorporiert wurde, und 1525 an Zürich. Die Pfarrei umfasste ursprünglich auch Fägswil (seit 1710 bei Rüti) und Wolfhausen (seit 1811 bei Bubikon). 1517-1521 Neubau der Kirche mit prachtvoll geschnitzter Decke und Wandmalereien im Chor. 1879 Bau einer katholischen Kirche in Tann für die Katholiken von Dürnten, Rüti und Bubikon (Neubau 1965-1967).

In der sich in der Übergangszone zwischen Korn- und Weidegebiet befindenden Gemeinde verbreitete sich im 18. Jahrhundert die textile Heimarbeit (v.a. die Baumwollspinnerei), die 1787 49% der Bevölkerung ein Auskommen erlaubte. Die Tradition der Heimarbeit setzte sich nach 1850 mit der Seidenweberei, nach 1880 mit der Stickerei fort. 1820-1890 wurde westlich von Dürnten Schieferkohle abgebaut, 1825 die Spinnerei Pilgersteg eröffnet, 1852 die mechanische Dreherei bei Tann; 1866 und ca. 1870 entstanden Zwirnereien bei Edikon. Im Gefolge der Industrialisierung Rütis wurde Tann zum Arbeiterdorf und erfuhr einen starken Bevölkerungszuwachs. 1901-1948 war der Bahnhof Dürnten an der Uerikon-Bauma-Bahn in Betrieb, 1930 wurde die Station Tann an der Bahnlinie Rüti-Wald eröffnet. Seit 1947 verfügt Dürnten über den Sportflugplatz Hasenstrick. Vor allem in den 1960er und 1980er Jahren setzte nach längerer Stagnation eine vermehrte Bautätigkeit ein, wobei sich Tann zu einem halbstädtischen Ort entwickelte, während Dürnten, Oberdürnten und die neue Siedlung Breitenmatt ihren ländlichen Charakter beibehielten. Bei relativ kleinem Arbeitsplatzangebot (2000: 1230) lag der Wegpendleranteil 2000 bei gut zwei Dritteln.

Quellen und Literatur

  • M. Stromer et al., Dürnten, 1995
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Ueli Müller: "Dürnten", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.10.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000085/2005-10-17/, konsultiert am 28.03.2024.