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Gottstatt

Ehemalige Prämonstratenserkloster mit Maria als Patronin in der Gemeinde Orpund BE und der Diözese Lausanne, die einzige deutschsprachige Abtei der Ordenszirkarie Burgund. Lateinisch Locus Dei. Gottstatts Mutterkloster war zunächst Bellelay, dann Lac de Joux.

Die ehemalige Abtei an der Zihl. Lavierte Tuschzeichnung von Karl Ludwig Zehender, 1794 (Bernisches Historisches Museum) © Fotografie Stefan Rebsamen.
Die ehemalige Abtei an der Zihl. Lavierte Tuschzeichnung von Karl Ludwig Zehender, 1794 (Bernisches Historisches Museum) © Fotografie Stefan Rebsamen. […]

Nachdem ein erster Versuch, ein von der schwäbischen Abtei Weissenau abhängiges Prämonstratenserkloster zu errichten, 1247 erfolglos geblieben war, gründete Graf Rudolf I. von Neuenburg-Nidau 1255 in Stadowe, einer Flussschlaufe der Zihl, das heute am Nidau-Büren-Kanal gelegene Gottstatt als gräflich-nidauisches Hauskloster. Die Besiedlung erfolgte um 1260 von Bellelay aus. Die Kirche wurde zur Grablege der Stifterfamilie, der Grafen von Nidau. Diese besassen bis zu ihrem Aussterben 1375 auch die Klostervogtei, die dann an Kyburg-Burgdorf und 1388 an Bern überging. Ablassbriefe von 1295, 1309 und 1314 standen im Zusammenhang mit einer Wallfahrt und reger Bautätigkeit. Von Beginn an wurde in Gottstatt eine Klosterschule geführt. Unter den 22 bekannten Äbten befindet sich kein Adeliger. Nach schweren Zerstörungen durch die Gugler 1375 wurde das Kloster wieder hergestellt; die letzte klösterliche Bautätigkeit fiel in die Amtszeit des Abts Konrad Meyer (1504-1514).

Durch Gründungsdotation und spätere Erwerbungen besass Gottstatt grossen Streubesitz im Seeland, hauptsächlich in den Herrschaften Nidau und Strassberg (nahezu geschlossene Grundherrschaft in Scheuren), Weinberge in Vingelz ("Gottstatterhaus"), Häuser in Biel, Sutz, Kappelen, Büren, Nidau und Bern. Mit Nidau, Bern und Solothurn bestanden Burgrechtsverträge. Neben der Pfarrei Gottstatt, die Orpund, Safneren und Scheuren umfasste, gehörten der Abtei von Anfang an die Kirchensätze von Bürglen mit der Filiale Nidau (bis 1482) und Kappelen, Büttenberg (1258), später auch jene von Sutz (1289), Mett (1305), Dotzigen, Täuffelen (1357), Selzach und Arch (1375). Der Besitz dieser Patronatsrechte bot im Spätmittelalter den Kanonikern von Gottstatt – laut Testament Graf Rudolfs IV. von Nidau von 1375 betrug der Sollbestand neben dem Abt zwölf Stellen – ein bevorzugtes Wirkungsfeld als Pfarrer. Nach der Aufhebung des Klosters in der Reformation 1528 kamen die Güter und Kirchensätze an Bern. Die Klostergebäude dienten 1528-1798 als Sitz einer Schaffnerei (sogenannte kleine Landvogtei Gottstatt); ein Amtmann übte die niedere Gerichtsbarkeit über den ehemaligen Klosterhof aus und verwaltete den früheren Klosterbesitz. Die Anlage mit Kreuzgang, Kapitelsaal und Kirche (heute reformierte Pfarrkirche Gottstatt) ist grossenteils erhalten; die Gebäude werden teils als Wohnraum und teils von der Kirchgemeinde benutzt.

Quellen und Literatur

  • P. Aeschbacher, Das Kloster Gottstatt, 21949
  • N. Backmund, Monasticon Praemonstratense I/2 21983, 460 f.
  • O. Noser, «Gottstatt und Lohn», in JbSolG 55, 1982, 145-188
  • HS IV/3, 383-410
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Ernst Tremp: "Gottstatt", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.11.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008442/2005-11-30/, konsultiert am 28.03.2024.