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Frienisberg

Ehemaliges Zisterzienserkloster, Gem. Seedorf BE. Diözese Konstanz. Mutterkloster: Lützel. Tochterklöster waren Tennenbach (Schwarzwald, bis 1179/81), Fraubrunnen, Steinen und Tedlingen (Detligen). Gründung 1131-38. Ab Mitte des 13. Jh. wurde F. auch Aurora genannt. Marienpatrozinium. Aufhebung 1528.

Der bernische Landvogteisitz im ehemaligen Kloster. Aquarell von Albrecht Kauw, 1671 (Bernisches Historisches Museum) © Fotografie Stefan Rebsamen.
Der bernische Landvogteisitz im ehemaligen Kloster. Aquarell von Albrecht Kauw, 1671 (Bernisches Historisches Museum) © Fotografie Stefan Rebsamen.

Um 1131 schenkte Gf. Udelhard von Saugern der Zisterzienserabtei Lützel seinen Besitz am F. Die Besiedlung erfolgte 1138 von Lützel aus. Nach stockenden Anfängen nahm das Kloster in der 1. Hälfte des 13. Jh. dank Schenkungen einen grossen Aufschwung; 1233 wurden Güter in F., Allenwil, Ried, Tedlingen, Niederwiler, Werd, Gäserz bei Ins und Montils bei Nugerol als Grangien bezeichnet. Ab Mitte des 13. Jh. kam es zu einem allmähl. Übergang von der Eigen- zur Zinsen- und Zehntenwirtschaft. In der 2. Hälfte 13. Jh. beteiligte sich das Kloster F. an der Gründung der Frauenklöster Fraubrunnen, Steinen und Tedlingen. Der Grundbesitz umfasste ausser dem Klosterhof ca. 300 Schupposen mit über 5'000 Jucharten Land in 45 Dörfern im Westen von Bern sowie ca. 282 Mannwerk Reben am Bielersee. Das Kloster besass die Kirchensätze von Rapperswil (BE), Seedorf, Nieder-Lyss, Bargen, Schüpfen und Grossaffoltern. Die Niedergerichte in Rapperswil, Seedorf, Baggwil, Lobsigen, Büetigen und Schüpfen wurden 1365 dem bern. Landvogt in Aarberg zur Verwaltung überlassen. Nutzniesser des wirtschaftl. Niedergangs im 14. Jh. war die Stadt Bern, welche das Kloster 1386 in ihr Burgrecht aufnahm. In den Jahren vor der Reformation kam es zu einer intensiven Bautätigkeit. Der letzte Abt, Urs Hirsinger, entzog sich der Säkularisation durch Flucht nach Hauterive (FR). 1534 wurde die Klosterkirche abgebrochen. Das ehemalige Kloster war ab 1533 eine Spital- und Pfrundanstalt sowie bis 1798 Sitz des bern. Landvogts. 1834 wurde F. zu einer Taubstummenanstalt, 1889 zu einem Alters- und Pflegeheim, als welches es heute noch dient.

Quellen und Literatur

  • HS III/3, 128-141
  • Zisterzienserbauten in der Schweiz 2, 1990, 41-56
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Kathrin Utz Tremp: "Frienisberg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.03.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008440/2005-03-10/, konsultiert am 28.03.2024.