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BrigZenden, Bezirk

Zenden der Landschaft Wallis bis 1798, Distrikt (Zenden) des helvetischen Kantons Wallis 1798-1802, Zenden der Republik Wallis 1802-1810, Kreis bzw. Kanton des französischen Departements Simplon 1810-1814, danach Zenden (1815-1848) bzw. Bezirk (seit 1848) des Kantons Wallis.

Die Ursprünge des Zenden Brig sind ungewiss; er war wohl ein Gerichts- und Verwaltungskreis der hochmittelalterlichen Grafschaft Wallis. Nicht auszuschliessen ist, dass er sich aus der urkundlich 1018 erstmals nachgewiesenen Grosspfarrei Naters entwickelt hat, die bis ins 17. Jahrhundert hinein einen grossen Teil des Zendengebiets umfasste. Allerdings reichte der Zehntbezirk der Pfarrkirche Visp in das Gebiet des Zenden Brig und die Grosspfarrei Naters wiederum in den Zenden Visp hinein. Kaiser Heinrich IV. schenkte 1079 den Hof Naters mit allen Zubehörden dem Bischof von Sitten. Der Bischof organisierte Gericht und Verwaltung mit Viztumen und Meiern, deren Ämter Erblehen wurden. Anfang des 14. Jahrhunderts vereinigte er beide Ämter in der Hand eines von ihm gewählten Kastlans mit Sitz auf der Burg auf der Flüe zu Naters. Die Zendenleute erlangten zunehmend Einfluss auf die Wahl des Kastlans und zogen sie 1418 ganz an sich. Ab 1358 entstammten die Kastlane, mit wenigen Ausnahmen, nichtadligen Geschlechtern. Der Zenden war eingeteilt in die 6 1/2 sogenannten Gumper (compra) Naters, Rischinen, Mund, Brig, Brigerberg, Simplon und Zwischbergen (Halbgumper). Neben dem Bischof von Sitten als Landesherr besassen im Mittelalter auch das Domkapitel Sitten, die Herren ab der Flue (de Saxo), von Aosta, von Ornavasso, von Weingarten, die Rod(i)er, von Mund, von Mörel und andere Herren Grundbesitz im Gebiet des Zenden.

Vom 14./15. Jahrhundert an verlief der Ablösungsprozess von der Herrschaft parallel zur Gemeindebildung. Die Hypothese einer umfassenden Urgemeinde Naters ist wenig plausibel. Wahrscheinlicher sind Konzentrationsvorgänge um eine Vielzahl alter Hofsiedlungen. Den so entstandenen Siedlungs- und Wirtschaftseinheiten folgten wohl im 13. Jahrhundert die rechtlichen Gemeinden mit eigenen Organen. Urkundlich in dieser Form nachgewiesen sind 1252 (?) Glis, 1306 auf der Flüe und (nicht genau lokalisierbar) ab Dorf, 1307 Naters und Simplon, 1320 Birgisch, 1321 Eggerberg, 1349 Ried (heute Gemeinde Ried-Brig) und Termen, 1354 Gamsen, im 14. Jahrhundert Alpjen und Gondo, 1427 Mund. 1552 waren auch die im Zenden Visp liegenden Täsch und Randa mit dem Zenden Brig verbunden.

Bis 1518 war Naters Zendenhauptort, dann Brig. Ein Siegel des Zenden ist 1341 erwähnt; das erste bekannte Siegel datiert von 1368. Der Galgen stand an der Strasse Glis-Gamsen. Das Zendenschwert stammte von 1638. 1418, 1459, 1518 und 1545 wurden Ordnungen erlassen über Gerichtsorganisation, Gerichtsverfahren und Schuldbetreibung, 1507 betreffend Brotpreise und Brotgewichte, 1540 Satzungen über das Fluchen, die Sonntagsheiligung und die Trunksucht, 1579 über das Zugrecht. Organe des Zenden waren die Zendenversammlung und der jährlich gewählte Kastlan, welcher der Verwaltung und dem Zendengericht vorstand. Ein Zendenrat behandelte, nach Instruktionen oder in Vorbereitung zur Zendenversammlung, die laufenden Geschäfte. Militärischer Kommandant war der in der Regel auf Lebenszeit gewählte Bannerherr und Zendenhauptmann. Neben dem Zendengericht bestanden die Gerichte der Unterkastlaneien Simplon (1352) und Zwischbergen (15. Jh.), die Freigerichte Wald (1407), Ganter (1437) und Finnen (1427) und die Kastlanei des Domkapitels im Wickert bei Glis (ca. 1320). Bündnisse und Verträge schloss der Zenden Brig selbständig handelnd unter anderem 1355 mit den Oberwalliser Gemeinden (Schutzvertrag), 1417 mit den drei Waldstätten (Burg- und Landrecht), 1383 mit Domodossola und 1615 mit Spanien. 2017 umfasste der Bezirk Brig die Gemeinden Brig-Glis, Eggerberg, Naters und Simplon.

Quellen und Literatur

  • D. Imesch, «Der Zenden Brig bis 1798», in BWG 7, 1930, 103-224
  • L. Carlen, Brig, 1968
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Louis Carlen: "Brig (Zenden, Bezirk)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.05.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008400/2017-05-04/, konsultiert am 19.03.2024.