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Gstaad

Siedlung in der Gemeinde Saanen BE. Bereits im Mittelalter hatte die Bäuert Gstaad in der Grosspfarrei Saanen an der Gabelung der Saumrouten ins Wallis und die Waadt einen dörflichen Kern mit Landhaus (Taverne) und Sust in Gstaad-Bissen (13./14. Jh.), an die man nach 1490 eine Herberge anbaute. Von 1402 stammt die von Saanen aus bediente Nikolauskapelle mit Wandmalereien aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Tourismusplakat von Alex Walter Diggelmann, 1933 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).
Tourismusplakat von Alex Walter Diggelmann, 1933 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).

Die grosse touristische und bauliche Entwicklung des bis dahin von Vieh- und Alpwirtschaft geprägten Gebiets setzte nach dem Dorfbrand 1898 ein und wurde durch den Bau der Montreux-Berner-Oberland-Bahn 1905 und das Aufkommen des Skisports beschleunigt (1905 bzw. 1907 Gründung der Skiklubs Saanen und Gstaad). Bergbauern eröffneten Pensionen und fungierten als Skilehrer; eigentliche Skischulen bestanden ab 1923. In kurzer Zeit standen in der Region über 1000 Hotelbetten zur Verfügung. Der internationale Ruf Gstaads ist das Resultat enormer Anstrengungen von Hoteliers, Geschäftsinhabern und Verkehrsvereinen (heute Tourismusverband Gstaad-Saanenland) als Promotoren des Tourismus; dazu gehörten der Aufbau der touristischen Infrastruktur mit Eisbahnen, Tennisplätzen, Schwimmbädern, Skischanze und die Erschliessung der Ski- und Wandergebiete mittels verschiedener Transportmittel wie der Funi (1934-1944, von seilbahnähnlicher Konstruktion gezogener Schlitten), Raupenautos, Gondelbahnen, Ski- und Sessellifte. 1942 wurde der Flugplatz Saanen-Gstaad für Militär- und Zivilaviatik sowie für Helikopterflüge angelegt; seit 1980 werden auch Ballonflüge angeboten. Imagebildend wurde das reiche Angebot zur Unterhaltung der Gäste: Internationale und nationale Konkurrenzen wie Skirennen, Tennismeisterschaften (Swiss Open) und Pferderennen auf Schnee sowie Segelfluglager trugen ab 1917 den Namen Gstaads in die Welt hinaus, ebenso das kulturelle Angebot mit dem 1956 erstmals durchgeführten internationalen Menuhin-Festival (heute "Musiksommer Gstaad-Saanenland"). Das 1913 erstellte Palace-Hotel wurde zum Highsociety-Treff. Die Tourismuskrise während der Weltkriege und der 1930er Jahre führte zur Schliessung oder Umstrukturierung vieler Hotels und Pensionen. Während bis 1940 die Hotellerie den Ort prägte, gewann mit dem Wiederaufschwung nach 1945 die Parahotellerie (Chalets, Apartementhäuser, Residences) an Bedeutung; heute überwiegt Letztere deutlich. Holzbauweise prägt den Kurort mit traditioneller wie moderner Chaletarchitektur, auch bei Kongresszentrum, Hallenbad und Tennishalle. Die stark wachsenden neueren Tourismusorte Saanenmöser und Schönried bleiben auf Gstaads Ladengeschäfte und Restaurants ausgerichtet. Gstaad war seit jeher für die ganze Region ein wichtiger Arbeitgeber, neustens mit der "Super Skiregion Gstaad", einem Verbund der Bergbahnen aus dem Saanenland und dem Oberen Simmental. Einen Namen machte sich Gstaad auch als Standort internationaler Privatschulen und Camps. Die katholische Kirche besteht seit 1930.

Quellen und Literatur

  • Beitr. zur Heimatkunde der Landschaft Saanen, 1955
  • R. Marti-Wehren, Im Saanenland, 1968
  • A. von Grünigen, Saanenland – Sonnenland, 1974
  • E. Walter, 50 Jahre Gstaad, 1987
  • 150 Jahre "Posthotel Rössli" Gstaad, 1995
  • M. Gyger, Gstaad for Gourmets, 2003
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Gstaad", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.03.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008327/2007-03-06/, konsultiert am 29.03.2024.