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UznachGrafschaft, Vogtei

Im Mittelalter Herrschaft und Grafschaft, 1437-1469 pfandweise und 1469-1798 definitiv gemeine Herrschaft von Glarus und Schwyz, 1798-1803 Teil des Kantons Linth, 1803-1831 Bezirk (mit Gaster) im Kanton St. Gallen, 1831-2002 Teil des Bezirks See, seit 2003 Teil der Region See-Gaster.

Im 11. und 12. Jahrhundert dehnten die Herren von Toggenburg ihre Herrschaft ins Zürcher Oberland und Linthgebiet aus. Ob Diethelm von Toggenburg Ende des 12. Jahrhunderts durch die Heirat mit Guta, möglicherweise der Tochter eines Grafen von Rapperswil, Güter und Rechte im Gebiet von Uznach erwarb, bleibt unsicher. Ab 1209 führte er den Grafentitel. Die Grafen von Toggenburg bauten Uznach zur Stadt aus und intensivierten ihre Herrschaft im umliegenden Territorium. Im Konflikt mit dem Kloster St. Gallen wurde ihre Burg Uznaberg 1268 vermutlich zerstört. Im 14. Jahrhundert residierten die Grafen für die wichtigsten Rechtshandlungen jeweils beim Turm im Städtchen Uznach. Für weitere Verwaltungstätigkeiten standen Ammänner in ihren Diensten.

Erst nachdem Friedrich VII. von Toggenburg 1436 kinderlos gestorben war, erhielt die Herrschaft Uznach, im Streit um das Erbe, schriftliche Ordnungen. So stellten die Freiherren Hildebrand und Petermann von Raron als mütterliche Erben während des Alten Zürichkriegs 1439 der Stadt Uznach sowie den Dörfern und Höfen am Uznaberg und 1442 auch dem Dorf Schmerikon Freiheitsbriefe aus. Indes verpfändeten sie die Herrschaft etappenweise 1437, 1438 und 1440 an die eidgenössischen Orte Schwyz sowie Glarus und verkauften sie ihnen 1469 endgültig.

Schwyz und Glarus bestätigten den Bewohnern das Gewohnheitsrecht und gewährten ihnen eine weitgehende kommunale Selbstorganisation, obwohl diese nun Untertanen in einer gemeinen Herrschaft waren. Sie unterstanden der Landeshoheit und der hohen Gerichtsbarkeit der beiden eidgenössischen Orte, denen sie Zinsen, Fall und Bussen schuldeten. Die gemeinsam verwaltete Landvogtei umfasste die Stadt Uznach sowie die Dörfer, Weiler und Höfe der Tagwen Schmerikon, Eschenbach, Goldingen, St. Gallenkappel, Ernetschwil und Gommiswald. Ein Landeshauptmann aus Schwyz befehligte die vier Kompanien mit einheimischen Offizieren. Die Reformation wehrte Schwyz erfolgreich ab; ab 1638 waren alle Landvögte katholisch.

Der Landvogt erschien nur zur Erledigung wichtiger Angelegenheiten in Uznach. Dann führte er den Vorsitz der Landvogtei und waltete als höchster Richter. Er entschied zusammen mit den einheimischen Vertretern, dem Landammann, Landschreiber und dem von der Obrigkeit allein gewählten Untervogt. Diese erledigten als sogenannter Samstagsrat die täglichen Verwaltungsgeschäfte. Als Kontroll- und Appellationsinstanz bestellten Schwyz und Glarus den sogenannten Syndikat, der aus zwei Ehrengesandten und den beiden regierenden Landvögten von Uznach und Gaster bestand; er tagte jeweils im Januar und alle zwei Jahre im Mai in Uznach.

Die Gemeinde und das Land verfügten über eine gewisse Autonomie. Die Stadt und die sechs Tagwen wählten ihre Räte, Weibel und den Grossteil der Geistlichen. Burger und Landleute versammelten sich alle zwei Jahre zur Landsgemeinde, erkoren Landrat, Landgericht, Landammann, Landschreiber und Landweibel. Sie konnten Mandate erlassen und durften das Landrecht an Zuzüger verleihen. Ab 1490 waren Amtsstellen und der Finanzhaushalt zu einem Drittel den Stadtbürgern und zu zwei Dritteln den Landleuten zugeteilt.

Angesichts der Helvetischen Revolution versuchten die Bewohner im März 1798, mit Gaster, March und Rapperswil einen sogenannten Kanton unter dem Walensee zu gründen, was der Franzoseneinfall und das Ausscheren Rapperswils verhinderten. 1803 wurde die ehemalige Grafschaft dem Kanton St. Gallen zugeschlagen, obwohl einheimische Repräsentanten einen Anschluss an den Kanton Schwyz vorgezogen hätten.

Quellen und Literatur

  • P. Oberholzer, Gesch. der Stadt Uznach, 1969
  • O.P. Clavadetscher et al., Die Stadt Uznach und die Gf. von Toggenburg, 1978
  • A. Stadler, H. Keller, Gesch. der Gem. Schmerikon, 2000
  • SGGesch. 3, 184-188, 197 f.
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Alois Stadler: "Uznach (Grafschaft, Vogtei)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.01.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007643/2014-01-14/, konsultiert am 29.03.2024.