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Elm

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Glarus bildet seit 2011 mit Betschwanden, Braunwald, Engi, Haslen, Linthal, Luchsingen, Matt, Mitlödi, Rüti, Schwanden, Schwändi und Sool die neue Gemeinde Glarus Süd. Hinterstes Dorf im Sernftal mit den Weilern Sulzbach, Schwändi, Müsli, Untertal, Vogelsang, Töniberg, Obmoos, Steinibach und Wald. Ausgangsort diverser kleinerer Alpenübergänge sowie des Panixerpasses. 1344 Elme. 1730 516 Einwohner; 1789 765; 1850 1051; 1900 913; 1950 867; 1990 791; 2000 761; 2010 626.

Elm: Situationskarte 2010 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.
Elm: Situationskarte 2010 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.

Ursprünglich der Kirche Glarus zugehörig, ab 1273 nach Matt kirchgenössig, das damals eine Pfarrkirche erhielt. 1493 päpstliche Erlaubnis zum Bau einer Filialkirche in Elm. 1528 Einführung der Reformation mit Bildersturm (22. März). 1594 Loslösung von der Mutterkirche Matt. Alpwirtschaft (Schafhaltung) schon für 1000 nachgewiesen. Bis ins 17. Jahrhundert hauptsächlich selbstversorgende Landwirtschaft, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Baumwollspinnerei in Heimarbeit ergänzt wurde. Im 17. Jahrhundert starke Zunahme der Alpsömmerung von Rindern für den Viehexport nach Oberitalien (Welschlandhandel), der 1750 in dieser Region seinen Höhepunkt erreichte. 1547 erste Erwähnung des Wichlenbads, das bis zu seiner Verschüttung 1762 rege benutzt wurde. Mehrere charakteristische Holzbauten sind erhalten, so das Grosshaus (1585/1586) und das Zentnerhaus (1799). Das Suworowhaus (1671 renoviert, 1772 erweitert) verdankt seinen Namen einer Übernachtung des russischen Generals Suworow, bevor dieser am 5. Oktober 1799 mit seinem Heer den Panixerpass überquerte. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts eigene Schule. Ab 1861 am Tschingelberg intensive Gewinnung von Schiefer, der zu Schreibtafeln und Griffeln verarbeitet wurde. Unsachgemässer Abbau führte am 11. September 1881 zum Bergsturz, der in drei Schüben 114 Menschen und 83 Gebäude unter sich begrub. Das 1898 eröffnete Kurhaus erlebte seine Blütezeit vor 1914; später wurde es das Altersheim der drei Sernftaler Gemeinden. Ab 1905 verband eine elektrische Strassenbahn Elm mit Schwanden; sie wurde 1969 durch einen Busbetrieb ersetzt. Die 1929 gegründete Mineralquellen Elm AG ist bis heute der einzige Industriebetrieb. Die touristische Erschliessung des Skigebiets am Schabell seit 1973, am Pleus seit 1982 und die Nutzung der Alp Wichlen ab 1978 als Panzerübungsplatz brachten wirtschaftlichen Aufschwung. Für die Erhaltung des Dorfbilds erhielt Elm 1976 eine Auszeichnung des Europarats und 1981 den Wakkerpreis. Bei einer land- und alpwirtschaftlichen Nutzfläche von 4600 ha zählte 2000 noch etwa ein Viertel der Arbeitsplätze zum 1. Sektor.

«An der Scheidecke des Martinslochs, Ostseite derselben, zuoberst im Flimserthal in Bünden, Pass nach Elm, den 22. Juli 1812». Aquarellierte Federzeichnung von Hans Conrad Escher von der Linth (ETH-Bibliothek Zürich, Graphische Sammlung).
«An der Scheidecke des Martinslochs, Ostseite derselben, zuoberst im Flimserthal in Bünden, Pass nach Elm, den 22. Juli 1812». Aquarellierte Federzeichnung von Hans Conrad Escher von der Linth (ETH-Bibliothek Zürich, Graphische Sammlung). […]

Quellen und Literatur

  • W. Fromm, « Vor 100 Jahren: Der Bergsturz von Elm», in Neujahrsbote für das Glarner Hinterland 15, 1981, 7-53
  • K. Hürlimann, «50 Jahre Mineralquellen Elm», in Neujahrsbote für das Glarner Hinterland 15, 1981, 137-143
  • U. Schelbert, «Elm und seine Schieferbrüche», in Neujahrsbote für das Glarner Hinterland 15, 1981, 54-107
  • W. Fromm, Chronik der Gem. Elm, 1985
  • Das Martinsloch zu Elm, 1996
  • Am Tag danach, hg. von C. Pfister, 2002, 113-130
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Karin Marti-Weissenbach: "Elm", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.11.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000762/2020-11-19/, konsultiert am 28.03.2024.