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AubonneHerrschaft, Bezirk

Vom 11. Jahrhundert bis 1701 Adelsherrschaft, bis 1798 bernische Vogtei, dann helvetischer Distrikt bzw. ab 1803 Bezirk des Kantons Waadt, der sich von den Rebhängen am Genfersee bis zu den Jurahöhen erstreckt. Die erste gesicherte Erwähnung eines Herrn d'Aubonne fällt in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts, genealogische Zusammenhänge werden erst im 12. Jahrhundert genauer fassbar. Von den drei Brüdern, die 1234 der Stadt Aubonne ihre Freiheiten bestätigten, verkaufte der älteste, Guerricus, 1255 Burg, Stadt und Spital dem Grafen Peter II. von Savoyen, dem der Sohn seines Bruders Jakob, Begründer der Linie der Mitherren von Aubonne, bereits 1242 gehuldigt hatte. Die Herrschaft Aubonne fiel später als savoyisches Lehen an die Thoire-Villars, danach an die Alamandi und schliesslich an Wilhelm von Grandson. 1393 wurde sie dessen Sohn Otto III. entfremdet und den Grafen von Greyerz verliehen. Bis zum Rückkauf der Freiherrschaft Waadt durch den Grafen von Savoyen 1359 und bis zur Ausdehnung des Waadtländer Landrechts gehörte Aubonne zur Grafschaft Genf. Danach sassen die Herren von Aubonne, die sich als Freiherren bezeichneten, in den Waadtländer Landständen. Von den Burgunderkriegen blieb Aubonne 1476 verschont, da der Graf von Greyerz ein Verbündeter der Eidgenossen war. 1536 unterwarf sich Aubonne widerstandslos den bernischen Truppen, blieb aber bis 1553 im Besitz der Grafen von Greyerz. In der Folgezeit wechselte die Herrschaft häufig den Besitzer. 1670 kaufte sie der Franzose Jean-Baptiste Tavernier, 1685 Henri Duquesne, der sie 1701 Bern verkaufte. Die Mitherrschaft Aubonne blieb zunächst noch in den Händen einer Linie des Hauses d'Aubonne. Als diese 1448 im Mannesstamm ausstarb, kam die Mitherrschaft im Erbgang an die de Menthon, welche ihrerseits 1556 ihre Besitzungen innerhalb der Stadt Aubonne dem damaligen Herrn von Aubonne verkauften. Die zur Mitherrschaft gehörigen Besitzungen ausserhalb der Stadt (hors les franchises) wechselten häufig den Besitzer und wurden schliesslich von Gabriel-Henri de Mestral 1754 Bern verkauft. Die Vogtei Aubonne war eher klein. Verglichen mit dem Bezirk Aubonne gehörten nicht zu ihr: Apples (Exklave der Vogtei Romainmôtier), Berolle, Bière, Mollens, Saint-George, Saint-Oyens und Bougy (Teil der Vogtei Morges, heute Bougy-Villars). Dagegen gehörten zur Vogtei Aubonne: Burtigny (heute Bezirk Rolle), Etoy, Lavigny und Yens (alle drei heute Bezirk Morges). Die Vogtei verfügte über drei Gerichte (Aubonne, Etoy, Gimel) und weitere Lehnsgerichte. Kirchlich bildete Aubonne ein Kolloquium im Kapitel Morges. 1798 wurde Aubonne ein Distrikt des helvetischen Kantons Waadt. Die bestehenden Grenzen des Bezirks Aubonne wurden jedoch erst 1803 festgelegt. Er umfasst heute 17 Gemeinden, die drei Gerichtsbezirke Aubonne, Ballens und Gimel.

Quellen und Literatur

  • L. de Charrière, Les dynastes d'A., 1870
  • G. Castelnuovo, L'aristocrazia del Vaud fino alla conquista sabauda, 1990

Zitiervorschlag

Jean-Jacques Bouquet: "Aubonne (Herrschaft, Bezirk)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.10.2009, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007567/2009-10-08/, konsultiert am 19.03.2024.