de fr it

Michelsamt

Territorium, in dem der Propst des Stiftes Beromünster gerichtsherrl. Rechte innehatte. Das M. umfasste um 1300 dem habsburg. Urbar zufolge Beromünster, Gunzwil, Neudorf, Pfeffikon, Schwarzenbach, die Exklaven Ermensee und Schongau sowie das Eiamt links und rechts des Sempachersees, bestehend aus Schenkon, Sigerswil (Gem. Grosswangen), Werligen (Gem. Neuenkirch) und den unteren Teilen der beiden Gem. Nottwil und Oberkirch. Gemäss der ersten Festschreibung der Rechte von Propst und Vogt 1036 oblag dem Vogt der Schutz der Herrschaftsrechte des Propstes, das Gericht über Diebstahl und Frevel im ganzen Amt ausser im Flecken Münster, der Bezug der Vogtsteuer und das Aufgebot zum Kriegsdienst (nur mit Einwilligung des Propstes). Dem Propst standen die niedere Gerichtsbarkeit, die Fertigung von Hypothekargeschäften, der Bezug von Fall und anderen Gebühren zu. 1415 erwarb Luzern die Reichsvogtei über das Stift und die Schirmherrschaft über das M. 1415-20 war Sursee im Besitz der hohen Gerichtsbarkeit im M., ab 1420 Luzern. Verträge von 1420 und 1469 regelten die Rechte zwischen Luzern und dem Stift, dessen Herrschaftsrechte indes ab dem 16. Jh. durch die Stadt sukzessive zurückgedrängt wurden. Der Landvogt des M.s gehörte immer dem Luzerner Kl. Rat an. Das M. war organisatorisch in die sieben Gerichte Gunzwil, Oberkirch, Rickenbach, Ermensee, Schongau, Pfeffikon und Neudorf sowie in den Flecken Beromünster gegliedert. 1443 wurden die Grenzen zu den Ämtern Ruswil und Rothenburg fixiert, nachdem die Ruswiler die Grenze des Eiamtes von den Höhen des Nottwiler- und Leidenbergs gegen den See hinunter verschoben hatten. Eich, um 1300 Teil des habsburg. Verwaltungsbezirks Sempach, wurde vor 1420 zum M. und innerhalb desselben im 17. Jh. zum Eiamt umgeteilt. In der Helvetik gehörten Nottwil und Eich zum Distrikt Sempach, Oberkirch und Schenkon zum Distrikt Sursee, das restl. M. zum Distrikt Münster. 1803 bzw. 1813 gelangten Ermensee und Schongau zum Amt Hochdorf, das übrige alte M. zum Amt Sursee.

Quellen und Literatur

  • F. Glauser, J.J. Siegrist, Die Luzerner Pfarreien und Landvogteien, 1977
  • G. Egloff, Herr in Münster: Die Herrschaft des Kollegiatsstiftes St. Michael in Beromünster in der Luzerner Landvogtei Michelsamt am Ende des Mittelalters und in der frühen Neuzeit (1420-1700), 2003
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anton Gössi: "Michelsamt", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.11.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007507/2008-11-13/, konsultiert am 19.03.2024.