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RegensbergGemeinde

Ansicht der Stadtanlage von Nordwesten. Braun lavierte Federzeichnung, um 1730 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv).
Ansicht der Stadtanlage von Nordwesten. Braun lavierte Federzeichnung, um 1730 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv). […]

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Dielsdorf. Landstädtchen auf einem Sporn des Juraausläufers Lägern. 1250 in clivo castri novi Reginsberg (Neu-Regensberg). 1764 248 Einwohner; 1850 343; 1900 379; 1950 440; 1980 639; 2000 487.

Mittelsteinzeitliche Fundstelle Im Breistel. Der Gründungsvorgang liegt weitgehend im Dunkeln. Bei der benachbarten, vor 1410 abgegangenen Burg Mandach könnte es sich um eine Vorgängersiedlung handeln. Nach gewissen Indizien gründete um 1244 Lütolf VI. von Regensberg die Burg- und Stadtanlage. Gleichzeitig mit dem markanten Rundturm (Spitzhelm 1766 abgebrannt) wurden der Palas (Neubau 1585) und das Vorburgstädtchen (heute Oberburg genannt) angelegt. Dieses brannte 1540 ab und wurde neu aufgebaut. Es besteht aus zwei Häuserzeilen von ungefähr je zwölf Einheiten, deren rückwärtige Front die Stadtmauer bildet. Wohl im 14. Jahrhundert entstand in der Senke zwischen Lägeren und Kernstadt eine Vorstadt, die Unterburg, welche nicht in den Befestigungsgürtel von 1689 einbezogen wurde. Archäologische Sondierungen bezeugten unter anderem einen mittelalterlichen Kalkbrennofen in der Vorstadt, eine Fäkaliengrube und frühneuzeitliche Abwasserkanäle. Der 57 m tiefe Ziehbrunnen wurde zwar von einer Quellwasserversorgung (Oberburgbrunnen 1632) abgelöst, blieb aber aus fortifikatorischen Gründen wichtig. Die Taverne zur Krone, die kurz nach 1540 als Teil des Stadttors erbaut wurde, diente als Gemeinde- und Gesellenhaus. Mit dem Niedergang der Freiherren Ende des 13. Jahrhunderts kam Regensberg durch einen wahrscheinlich erzwungenen Verkauf zu Habsburg. 1409 nahm Zürich Regensberg in Pfandschaft und 1417 kaufte es die Herrschaft; die Burg diente fortan bis 1798 als Vogteisitz.

Einzelne Bürger treten schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Erscheinung. Um 1300 verfügte die Bürgerschaft über ein eigenes Siegel. Ihren Vorsteher, den Amtmann, seit 1308 Schultheiss, setzten die Habsburger ein. Offenbar verliehen sie Ende des 14. Jahrhunderts dieses Wahlrecht an die Herren von Mandach, die es vor 1569 an die Bürgerschaft abtraten. Ein ausgebildetes Stadtrecht erhielt Regensberg nie, aber 1362, 1376 und 1501 beschränkte Privilegien. Erst von 1694 an durfte Regensberg jeweils im Frühling und Herbst einen Vieh- und Warenmarkt halten. Das Hochgericht blieb stets in Händen der jeweiligen Landesherrschaft, das Niedergericht oblag dem Schultheiss. Zum Herrensitz Regensberg gehörte die 1255 erwähnte Johanneskirche. Sie besass das Taufrecht und wurde vor 1360 anstelle von Kloten und Lengnau (AG) Zentrum des Dekanats Regensberg, blieb aber dennoch bis 1658 formalrechtlich Filiale von Dielsdorf. Über die Patronatsrechte verfügte vor 1551 das Kloster St. Gallen, dem laut Habsburger Urbar auch die Oberburg grundzinspflichtig war. Nach der ökonomischen Tabelle von 1764 waren neben dem Kanzleipersonal landstädtische Handwerker wie Färber, Gerber, Küfer, Schlosser, Hafner, Glaser und Ziegelbrenner vertreten. Die Landnutzung (ohne Gemeindewald) gliederte sich zu jener Zeit in 53% Acker- und 39% Wiesland sowie 7% Reben und 1% Wald. 1831-1871 war Regensberg Bezirkshauptort.

Die Stiftung Schloss Regensberg, ein Heim für Jugendliche mit Lernbehinderungen (1883), geht auf eine Gründung der Gemeinnützigen Gesellschaft zurück, die Stiftung Hirzelheim, eine Einrichtung für gehörlose Frauen, auf das Vermächtnis der Elise Hirzel-von Schwerzenbach (1912). Der Gesteinsabbau durch die 1873 gegründete Lägernsteinbruch AG beeinträchtigte die Nordflanke des Stadthügels. 1946 erliess der Regierungsrat eine Schutzverordnung für das Städtchen und dessen Umgebung. Seit 1956 bemüht sich auch die Vereinigung Pro Regensberg um den Denkmalschutz. Schutzbestimmungen verhinderten eine grössere Bautätigkeit, lassen aber eine Anpassung der historischen Bausubstanz an moderne Wohnbedürfnisse zu.

Quellen und Literatur

  • A. Ziegler, Beitr. zur Rechtsgesch. von Regensberg, 1931
  • E. Eugster, «Regensberg», in Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch, Ausstellungskat. Stuttgart, Zürich, 1992, 157-163.
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Regensberg (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.12.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000075/2011-12-23/, konsultiert am 28.03.2024.