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Basel-Landschaft

Baselland

Wappen des Kantons Basel-Landschaft
Wappen des Kantons Basel-Landschaft […]
Oro- und hydrografische Karte des Kantons Basel-Landschaft mit den wichtigsten Ortschaften
Oro- und hydrografische Karte des Kantons Basel-Landschaft mit den wichtigsten Ortschaften […]

Seit der Trennung des Kantons Basel in die beiden Halbkantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft 1833 Halbkanton der Eidgenossenschaft. Der amtliche Name lautet seit der Verfassung vom 27. April 1832 "Kanton Basel-Landschaft", französisch Bâle-Campagne, italienisch Basilea-Campagna, romanisch Basilea-Champagna. Amtssprache ist Deutsch, Hauptort Liestal.

Struktur der Bodennutzung im Kanton Basel-Landschaft

Fläche (1994)517,5 km2 
Wald / bestockte Fläche216,3 km241,8%
Landwirtschaftliche Nutzfläche213,9 km241,3%
Siedlungsfläche84,3 km216,3%
Unproduktive Fläche3,1 km20,6%
 Struktur der Bodennutzung im Kanton Basel-Landschaft -  Arealstatistik der Schweiz

Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur des Kantons Basel-Landschaft (ab 1995 inkl. Bezirk Laufen)

Jahr 1850190019501990a
Einwohner 47'88568'497107'549233'488
Anteil an der Gesamtbevölkerung der Schweiz2,0%2,1%2,3%3,4%
SpracheDeutsch 66'402102'301200'927
 Französisch  6072'1244'024
 Italienisch 1'4502'64510'721
 Rätoromanisch      6 146 325
 Andere    32 33317'491
KonfessionProtestantisch38'81852'76378'786119'598
 Katholisch (bis 1900 inkl. Christkatholisch)9'05215'56426'74178'555
 christkatholisch  1'115 988
 Israelitisch   15 130 148 339
 Andere und konfessionslos     0   40 75934'008
 davon konfessionslos   22'973
NationalitätSchweizer46'10361'001100'923197'292
 Ausländer1'7827'4966'62636'196
Jahr 1905193919651995
Beschäftigte im Kt.1. Sektor14'10116'0224'2294'758b
 2. Sektor16'53618'65445'40044'624
 3. Sektor4'1676'83318'46965'556
Jahr 1965197519851995
Anteil am schweiz. Volkseinkommen2,9%3,6%3,5%3,7%

a Einwohner 2000 259'374; erst Gesamtzahlen verfügbar

b gemäss landwirtschaftl. Betriebszählung 1996

Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur des Kantons Basel-Landschaft (ab 1995 inkl. Bezirk Laufen) -  Bundesamt für Statistik; Bundesamt für Landwirtschaft; Historische Statistik der Schweiz

Der Staat

Verfassungs- und politische Geschichte

Freiheitsbaum in Binningen am 23. Juli 1832, anonyme Karikatur (Burgerbibliothek Bern).
Freiheitsbaum in Binningen am 23. Juli 1832, anonyme Karikatur (Burgerbibliothek Bern). […]

Nach der Totaltrennung durch den Tagsatzungsbeschluss vom 26. August 1833 konzentrierte sich die Politik im neuen Kanton Basel-Landschaft zunächst auf die Verteilung von Macht und Kompetenzen auf der Basis der Verfassung vom 27. April 1832. Bald bildeten sich die beiden Gruppierungen, die bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts die parlamentarischen Auseinandersetzungen bestimmten, die vorerst dominierende "Ordnungspartei" und die "Bewegungspartei". Geführt wurden sie um die Jahrhundertmitte durch Stephan Gutzwiller, Verfechter einer starken Regierung, bzw. Emil Remigius Frey, der sich für eine weiter gehende Demokratisierung einsetzte. Bis in die 1860er Jahre gelang es nur der Bewegungspartei, ihre Anhänger vorübergehend in Vereinen zu organisieren (Patriotischer Verein 1833-1835, Nationalverein 1835-1836, Volksverein 1846-1847, Patriotischer Verein Helvetia 1858-1860). Das Volk war schon früher, vor allem während der Trennungswirren, durch Widerstand gegen die Obrigkeit aufgefallen. Dieses politische Verhalten setzte sich fort, das alte Misstrauen wurde auf die neue Staatsgewalt übertragen. Tradierte kommunale Bindungen spielten bis ins 20. Jahrhundert eine grosse Rolle und hemmten den Aufbau einer kantonalen Infrastruktur. Die Gemeinden waren häufig konstitutives Element oppositioneller Volksbewegungen. So wehrten sich in den 1830er Jahren Muttenz (1833), Waldenburg (1834) und Oberwil (1834-35) gegen Anordnungen des Kantons zur Pfarrwahl. Im sogenannten Gemeindejoggeliputsch von Gelterkinden (1840) rief ein "Komitee der Vaterlandsfreunde" die Gemeinden auf, Ausschüsse zu wählen, um den als zu progressiv und zu verschwenderisch empfundenen kantonalen Behörden Widerstand zu leisten. Daraufhin setzte die Regierung Truppen ein. Auf eidgenössischer Ebene gehörte Basel-Landschaft zu den radikalsten Kantonen. An den Freischarenzügen (1844-1845) und am Kampf gegen den Sonderbund (1847) beteiligten sich Baselbieter Gemeindekontingente.

Erst die zweite und die dritte Verfassung beseitigten 1838 bzw. 1850 die Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Behörden. Die Verfassung von 1850 schränkte die Gemeindeautonomie ein und löste in der Regierung das Kollegial- durch das Direktorialsystem ab. Da sie den Volkswünschen kaum Rechnung trug, machte sich ein Gefühl der Ohnmacht gegenüber Regierungsentscheiden breit. Das rücksichtslose Vorgehen der Schweizerischen Centralbahn bei Landkäufen und Enteignungen (1853) unter dem Schutz der Regierung verstärkte die Unzufriedenheit. 1854 verlor die Ordnungspartei erstmals seit 1838 die Mehrheit im Regierungs- und im Landrat. Allerdings musste das nachfolgende "Knorzregiment", das sich auf eine heterogene Basis ohne kantonales Programm stützte, schon 1857 wieder abtreten.

Die schroffe Ablehnung der Stadtbasler Wiedervereinigungsofferte durch den Landrat ("Niemalsbeschluss" 1861) stiess in weiten Kreisen auf Unverständnis. Die latente Unzufriedenheit brachte dem Verfassungsrevisions-Programm von Christoph Rolle Unterstützung (1861) und liess mit dem Revisionsverein erstmals eine straff organisierte Partei entstehen. Der Erfolg der sogenannten "Revi" mit der Parole "mehr Freiheit, wohlfeilere Gerechtigkeit und grössere Sparsamkeit" zwang die Anhänger der Ordnungspartei, die sogenannten "Anti", sich 1862 im Patriotischen Verein zu organisieren. Rolle brachte seine Verfassungsrevision im zweiten Anlauf 1863 durch. Diese vierte Verfassung gab dem Volk gegenüber der Regierung und dem Landrat Kontrollmöglichkeiten wie in keinem anderen Kanton und markierte damit den ersten grossen Durchbruch der Demokratischen Bewegung in der Schweiz. Zwar gewannen die "Revi" auch die Landrats- und Regierungsratswahlen, wirkten aber mangels kantonalem Programm wenig erfolgreich und mussten schon 1866 die Mehrheit wieder an die "Anti" abgeben. Die Errungenschaften der Demokratischen Bewegung aber, die Volksrechte, blieben im Wesentlichen bis heute bestehen. Ende der 1860er Jahre weichten sich die Fronten auf, und 1873 vereinigten sich die Anhänger der Ordnungs- und der Bewegungspartei im Schweizerischen Volksverein. Dieser vereinte den Freisinn in seiner ganzen Breite, löste sich aber bereits Ende der 1870er Jahre wieder auf.

Durch die revidierte Bundesverfassung von 1874 wurden die gesetzlichen Ehebeschränkungen, in einer kantonalen Abstimmung 1879 die "Geschlechtsvormundschaft" für ledige, geschiedene und verwitwete Frauen in Basel-Landschaft abgeschafft. Die Verfassungsrevision von 1887-1892 sollte vor allem die seit der Kantonsgründung hängige Steuerfrage klären, wurden doch zuvor alle unbefristeten Steuergesetze verworfen. Die Mittel aus der Vermögensteilung bei der Kantonstrennung, die Haupteinnahmen aus dem Salzregal, verschiedene Patentgebühren und gelegentlich befristete Steuern reichten aber nicht mehr aus. Die fünfte Verfassung bot die Grundlage für die Erhebung einer provisorischen Staatssteuer, Bestimmungen zur Hebung der Wohlfahrt sowie das obligatorische Finanzreferendum und die Volkswahl des Ständerats. Ein ordentliches Steuergesetz erhielt Basel-Landschaft als letzter Kanton erst 1928, nachdem die notwendigsten Einnahmen 1919, 1923 und 1926 erneut mit Sondergesetzen erhoben worden waren.

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts entstanden erste Vereine, die sich längerfristig um politische Belange kümmerten. In den 1870er Jahren bildeten sich im Kulturkampf katholische Vereine (auf kantonaler Ebene Zentralkomitee der birseckischen Katholiken), in den 1880er Jahren Grütlivereine (ein kurzlebiger Arbeiterverein als Sektion der Internationalen Arbeiter-Assoziation wurde bereits 1867 gegründet). 1892 wurde unter Führung von Stephan Gschwind der Bauern- und Arbeiterbund ins Leben gerufen, der Arbeiter und verschuldete Bauern vertreten, eine Hypothekarreform erkämpfen und eine genossenschaftlich orientierte Konsumentenpolitik erreichen wollte (als Bewegung bis 1898, als Organisation und Zeitung bis 1915). Nach der Verfassungsrevision von 1892 wurde die Regierung zunehmend konservativer und geriet in Konflikt mit dem reformfreudigeren Landrat, wobei die Basellandschaftliche Zeitung die Regierungspartei (Ordnungspartei), der "Landschäftler" die Landratspartei (Bewegungspartei) vertrat. 1905 gründeten Anhänger der Landratspartei die Jungfreisinnige Partei, 1908 Freisinnige Volkspartei genannt. Im Landrat schloss sich diese mit Vertretern der Katholiken und Arbeiter zur Demokratischen Fortschrittsfraktion zusammen, was die Regierungspartei 1910 ebenfalls zur Organisierung in der Demokratisch-volkswirtschaftlichen Vereinigung zwang. Damit befehdeten sich zwei freisinnige Parteien, von denen die eine die Regierung, die andere die Parlamentsmehrheit stellte. Der Verband Basellandschaftliche Grütli- & Arbeitervereine, der sich vom Bildungs- zum politischen Verein entwickelte, nannte sich ab 1913 Sozialdemokratische Partei (SP). Ein 1916 abgespaltener neuer Grütliverein erreichte nach dem Landesstreik eine kurze Blüte und wurde 1925 wieder aufgelöst. Ebenfalls 1913 entstand die Katholische Volkspartei, die sich nach mehreren Namenswechseln seit 1970 Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) nennt. 1919 schlossen sich die zuvor gegnerischen freisinnigen Parteien unter dem Eindruck des Landesstreiks, der vor allem in den industrialisierten Gemeinden stark befolgt wurde, und des sich ankündigenden Proporzes in der Demokratischen Fortschrittspartei, ab 1927 Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP), zusammen. Die erstmals im Proporzsystem durchgeführten Landratswahlen von 1920 ergaben massive Gewinne der SP (+24) und Verluste des Freisinns (-21).

In der Zwischenkriegszeit und in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg trat eine Vielzahl loser Parteigruppierungen auf. Sie vertraten entweder Bauern oder mittelständische Bevölkerungsgruppen, die sich weder von der FDP noch von der SP vertreten fühlten: die Evangelische Volkspartei (ab 1921), die Vereinigung freisinniger Bürger Liestal, Freisinnige Partei (1923-1929), die Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (Unterbaselbiet, 1925), die Oberbaselbieter Bauernpartei (1925-1939), die Bauernliste (1925-1935), die Schuldner-, Pächter- und Mieterliste, Aktionskomitee für Brechung der Zinsknechtschaft (Unterbaselbiet, 1925-1939), die Bürger-, Bauern- und Gewerbepartei (Unterbaselbiet, 1932-1945), der Bund für wirtschaftlichen Aufbau (Schweizer Freiwirtschaftsbund, EVP, Bauernpartei des Bezirks Waldenburg, Jungbauern, 1935-1944), der Landesring der Unabhängigen (ab 1937), die Freie demokratische Vereinigung (1938-1944), die Baselbieter Bauernpartei (1938-1953), Mittelgruppen (1944-1945), die Demokratische Partei (1945-1950) und die Freien Demokraten, Freie politische Vereinigung (1950-1959). Die Kommunistische Partei Baselland (1921-1940) spaltete sich von der Sozialdemokratie ab; 1944 bildete sich aus Linkssozialisten, Kommunisten und zuvor Parteilosen die Partei der Arbeit (bis 1989 aktiv).

In der krisenhaften Zeit zwischen den beiden Weltkriegen baute der Kanton Basel-Landschaft seine Leistungen massiv aus: Er verbesserte die Sozialgesetzgebung (kantonales Einigungsamt 1918, Heimarbeitergesetz 1922, obligatorische Arbeitslosenversicherung 1930), intervenierte mit Stützungsmassnahmen (Notstandsarbeiten im Hoch- und Tiefbau, Stellenvermittlung, Umschulungskursen für Posamenter/-innen) und griff wie kaum ein anderer Kanton Not leidenden Gemeinden unter die Arme (Gemeindehilfegesetz 1932, finanziert mit dem "Krisenopfer"). Die Wirtschaftskrise war Anstoss für eine machtvolle Wiedervereinigungsbewegung mit Basel-Stadt, die bis in die 1960er Jahre das ablehnende Ober- und das befürwortende Unterbaselbiet polarisierte und das politische Leben beherrschte.

Plakat für die Volksabstimmung vom 23. Februar 1936, von Louis Moor (Plakatsammlung der Schule für Gestaltung Basel, Münchenstein).
Plakat für die Volksabstimmung vom 23. Februar 1936, von Louis Moor (Plakatsammlung der Schule für Gestaltung Basel, Münchenstein).

Nach 1960 wurde die Infrastruktur derart verbessert, dass die Wiedervereinigungsidee ihren Schwung verlor: Es wurden Gymnasien, Spitäler und Strassen (Bau der A2, Planung der T18) gebaut oder in Angriff genommen, die Sozialgesetzgebung (u.a. 1973 Gesundheitsgesetz) nochmals ausgebaut und gemeinsam mit dem Kanton Basel-Stadt neue regionale Aufgaben (z.B. Rheinhäfen, Trinkwasserversorgung, Lufthygieneamt, Tarifverbund, Lastenausgleich) angepackt. Die Regierung begann systematisch zu planen und legte unter anderem das "Leitbild Baselland" (1968) vor, stellte einen Finanzplan auf, erarbeitete einen Strassennetzplan, ein Energieleitbild, ein Konzept für den öffentlichen Verkehr und auch ein Alterspflege-Leitbild.

Nach ablehnenden Entscheiden 1926 (Schul-, Kirchen- und Armensachen), 1946, 1955 (kantonale Ebene) und 1959 (eidgenössische Abstimmung) sowie nach den Kantonen Genf, Waadt, Neuenburg und Basel-Stadt nahmen die Baselbieter Stimmberechtigten 1967/1968 (Verfassung/Gesetz) das Frauenstimmrecht an.

Wachsende Infrastrukturkosten, vor allem im Bildungs- und Gesundheitsbereich, und ein Steuerabbau führten von 1965 an zu Defiziten im Staatshaushalt. Nach drei verworfenen Zuschlagssteuergesetzen (1966, 1968, 1972) fand eine sozialdemokratische Reichtumssteuer-Initiative, die höhere Einkommen mit massiven Zuschlägen belegte, 1972 die Zustimmung des Volkes. In der Folge einigten sich die Parteien auf ein neues Steuergesetz, das die Reichtumssteuer 1974 ablöste. Nachdem die Verfassung ab 1892 in über zwei Dutzend Abstimmungen abgeändert worden war, wurde 1978 eine Totalrevision in Angriff genommen. Die sechste Verfassung, 1984 beschlossen und seit 1987 in Kraft, erweiterte mit dem Planungsreferendum, der Einheitsinitiative und der Einführung eines Ombudsmanns die Volksrechte.

Plakatentwurf der Gemeinde Kaiseraugst für die eidgenössische Abstimmung vom 23. September 1984, von Romano Hänni (Plakatsammlung der Schule für Gestaltung Basel, Münchenstein).
Plakatentwurf der Gemeinde Kaiseraugst für die eidgenössische Abstimmung vom 23. September 1984, von Romano Hänni (Plakatsammlung der Schule für Gestaltung Basel, Münchenstein).

Von den 1970er Jahren an setzte sich die Bevölkerung mehrmals gegen staatliche und wirtschaftliche Interessen zur Wehr. 1975 besetzten Gegner des geplanten Atomkraftwerks im aargauischen Kaiseraugst das Baugelände und verhinderten damit diesen Bau unmittelbar an der Grenze zum Kanton Basel-Landschaft. 1978 verpflichtete eine Initiative die Behörden, Atomanlagen in der Region zu verhindern. 1980 stimmte das Baselbieter Volk dem ersten kantonalen Energiegesetz der Schweiz zu. Aufgrund von Volksinitiativen wurde im selben Jahr das Wirtschaftsförderungsgesetz eingeführt. Die Reaktion der Bevölkerung auf die Brandkatastrophe von Schweizerhalle (1986) war mitverantwortlich für die Schaffung eines Sicherheitsinspektorats und einer Stelle für Katastrophenvorsorge. 1981 trat der "Regionalplan Landschaft" in Kraft, der die Gemeinden verpflichtet, Landschaftspläne zu erstellen.

Durch die Gründung des Kantons Jura wurde das Laufental zu einer bernischen Exklave. Die Bevölkerung entschied sich nach einer deutlichen Ablehnung 1983 in der erneuten Abstimmung von 1989 knapp für einen Wechsel zu Basel-Landschaft, wo es seit 1994 den fünften Bezirk bildet.

Abstimmungsplakat gegen den Wechsel des Laufentals zum Kanton Baselland, 1983 (Plakatsammlung der Schule für Gestaltung Basel, Münchenstein).
Abstimmungsplakat gegen den Wechsel des Laufentals zum Kanton Baselland, 1983 (Plakatsammlung der Schule für Gestaltung Basel, Münchenstein).

Die Parteienvielfalt der Zwischen- und ersten Nachkriegszeit hat sich heute den schweizerischen Strukturen angeglichen. Die SP und die FDP besitzen ihre Hochburgen mehr im unteren, die SVP (bis 1953 Baselbieter Bauernpartei, bis 1975 Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei) im oberen Teil des Kantons, während die CVP vor allem im katholischen Birseck und im Laufental beheimatet ist. Die Grüne Bewegung verfügt trotz wechselhafter kantonaler Parteigeschichte seit 1987 über einen Nationalratssitz und seit 2011 auch über einen Vertreter in der Kantonsregierung. Die Schweizer Demokraten (1967-1990 Nationale Aktion für Volk und Heimat) stellten 1991-1999 ebenfalls einen Nationalrat. Der Landesring und die 1974 gegründete Liberale Partei sind seit 1991 bzw. 1987 nicht mehr im Landrat vertreten, wohingegen seit 2011 die neuen Formationen Grünliberale Partei und Bürgerlich-Demokratische Partei Einzug halten konnten.

Aufgrund des überdurchschnittlichen Bevölkerungswachstums stieg die Zahl der dem Kantons Basel-Landschaft zustehenden Nationalratssitze schrittweise von zwei (1848) über drei (1863), vier (1911) und fünf (1963) auf sieben Mandate (1971). Diese gingen von der Einführung des Proporzes (1919) bis 1983 mit wenigen Ausnahmen (Freiwirtschaftsbund, Demokratische Partei, LdU) an die vier Bundesratsparteien FDP, SP, CVP und SVP, wobei Übergewichte bei FDP und SP mit einer gleichmässigen Verteilung im Wechsel standen. Im Ständerat lösten sich ab 1914 FDP und SP regelmässig ab.

Sitze des Kantons Basel-Landschaft in der Bundesversammlung 1919-2015

 1919192519351947196319711987199119951999200320072015
Ständerat
FDP11   111111  
SP  111      11
Nationalrat
FDP3221122212111
CVP    111 11111
SP1121222222222
SVP 1 1111111222
LdU     1       
POCH      1      
GPS       111111
SD       11    
Demokraten   1         
Total Sitze4444577777777
Sitze des Kantons Basel-Landschaft in der Bundesversammlung 1919-2015 -  Historische Statistik der Schweiz; Bundesamt für Statistik

Staatliche Tätigkeit und Staatsverwaltung

Der Landrat ist gesetzgebende Gewalt sowie Wahl- und Aufsichtsgremium für kantonale Behörden und Organe. Bis 1919 wurde er nach dem Majorz gewählt, 1832/1833 in vierzehn Wahlkreisen, 1834-1864 in zehn, 1864-1919 in vierzig, ab 1920 nach dem Proporz zunächst in sieben, ab 1983 in elf und seit dem Anschluss des Laufentals in zwölf Wahlkreisen. Anfänglich kam ein Landrat auf 500 Einwohner, ab 1838 einer auf 600, ab 1850 einer auf 800 Einwohner. Die Zahl der Landräte wurde 1927 auf 80 festgelegt, 1983 auf 84 und 1994 wegen des Laufentals auf 90 erhöht. Die Amtsdauer betrug zunächst sechs Jahre, wobei alle zwei Jahre ein Drittel des Parlaments neu gewählt wurde, ab 1838 drei und seit 1959 vier Jahre.

Zusammensetzung des Landrats im Kanton Basel-Landschaft seit Einführung des Proporzes 1920-2015

Partei192019271938195019631975198719992003200720112015
FDP 55 28 24 19 24 24 232219201417
SP 27 19 21 26 26 24 212525222121
CVPa   7   9 10 11 11 12 1212111188
SVP    5   5   8   7   8   91420212428
EVP    5     1   2   433444
NA/SD        3   4941  
Linke/Grüneb   7   4   2   4    2 105811128
GLP          33
BDP          41
Anderec  10 18 12 11   5   1     
Total968080808080849090909090

a 1920-26 Kath. Volkspartei, 1926-61 Kath. Volkspartei und christlichsoziale Vereinigung, 1961-70 Christl.-soziale Volkspartei, ab 1970 CVP

b Unter "Linke/Grüne" sind zusammengefasst: Grütliverein, KP, PdA, POBL, Grüne BL und Freie Grüne Liste.

c "Andere": Freisinnige Partei (nicht FDP), Bürger-, Bauern- und Gewerbepartei (nicht SVP), Freie demokrat. Vereinigung, Demokrat. Partei, LdU, Freie polit. Vereinigung, Aktion Kt. Basel (1963: 11 Sitze), Bund für wirtschaftl. Aufbau (1938: 11 Sitze).

Zusammensetzung des Landrats im Kanton Basel-Landschaft seit Einführung des Proporzes 1920-2015 -  Statistisches  Jahrbuch Basel-Landschaft; Statistisches Jahrbuch der Schweiz

Der Regierungsrat steht der kantonalen Verwaltung vor. Bis 1863 wurde er vom Landrat gewählt, seither von den Stimmberechtigten. Er zählte ab 1832 fünf, ab 1838 sieben und seit 1850 wieder fünf Mitglieder. 1994 wurde die erste Frau in die Kantonsregierung gewählt. Die Amtsdauer entsprach jeweils derjenigen des Landrats. Seit 1850 besteht ein vollamtliches Direktorialsystem, zunächst mit den fünf Direktionen Finanzen, Inneres, Justiz, Erziehung und Kirche, Militär und Polizei. Durch Differenzierungen entstanden zusätzliche Direktionen: 1867 Bau (aus dem Innern), 1947 Sanität (aus Militär und Polizei), 1959 Landwirtschaft (aus dem Innern). Die acht Direktionen waren auf die fünf Regierungsräte verteilt und wurden 1984 wieder zu fünf zusammengefasst: Finanz- und Kirchen-, Volkswirtschafts- und Sanitäts-, Bau- und Landwirtschafts- (ab 1989 Bau- und Umweltschutz-), Justiz-, Polizei- und Militär-, Erziehungs- und Kulturdirektion.

Zusammensetzung des Regierungsrats im Kanton Basel-Landschaft 1925-2015a

Partei1925193119361939194219471949195019591963198919911994199920112015
FDP4321111112122222
SP122223212122211 
CVPb  1111 1111 1111
SVP   1  111111 1 1
DPc    1           
FPVd      11        
GP              11
Total5555555555555555

a Die Tabelle enthält die Jahre, in denen die parteipolit. Zusammensetzung änderte. Vor 1925 war der gesamte Regierungsrat freisinniger Richtung (mit Ausnahme eines Bauern- und Arbeiterbund-Vertreters 1894-1896).

b 1920-26 Kath. Volkspartei, 1926-61 Kath. Volkspartei und christlichsoziale Vereinigung, 1961-70 Christl.-soziale Volkspartei, ab 1970 CVP

c Demokrat. Partei

d Freie polit. Vereinigung

Zusammensetzung des Regierungsrats im Kanton Basel-Landschaft 1925-2015 -  Birkhäuser, Kaspar (bearbeitet von): Personenlexikon des Kantons Basel-Landschaft, 1997, S. 208-209

Als Stabsstelle der kantonalen Behörden dient die Landeskanzlei unter der Leitung des Landschreibers. Der Kanton wurde bei seiner Gründung in die Verwaltungsbezirke Arlesheim, Liestal, Sissach und Waldenburg aufgeteilt, zu denen 1994 neu Laufen hinzukam. Die Bezirksstatthalterämter erfüllen polizeiliche, untersuchungsrichterliche und administrative Funktionen. Die Bezirksschreibereien in Arlesheim, Binningen, Liestal, Sissach, Waldenburg und Laufen besorgen das Notariats-, Grundbuch-, Erbschafts-, Betreibungs- und Konkurswesen. Aufgrund der Verfassung von 1984 vermittelt ein Ombudsmann bei Konflikten zwischen Einwohnern und kantonalen oder kommunalen Verwaltungen.

Staatsausgaben des Kantons Basel-Landschaft (in Tausend Franken) 1840-2000

 1840187019001930196019902000
Total  414 5981'29412'030111'4891'231'2662'221'410
Ausgewählte Bereiche:
Allg. Verwaltung99 202 196 9433'99085'313158'475
Volkswirtschaft     3     7      54 4402'81029'02262'733
Bildung     8   22 2631'60116'536314'458522'564
Gesundheit     5    6   22 87210'635246'415391'828
Soziale Wohlfahrt8     7     24 3927'169111'768333'219
Staatsausgaben des Kantons Basel-Landschaft (in Tausend Franken) 1840-2000 -  Autorin; Statistisches Amt Kanton Basel-Landschaft

Beim Ausbau der Volksrechte übernahm das radikale Baselbiet mitunter eine Pionierrolle. Das Stimm- und Wahlrecht ab 20 Jahren galt ab 1832 für Männer, erst ab 1968 auch für Frauen. 1981 wurde das Stimmrechtsalter auf 18 Jahre gesenkt. Bis 1892 war eine Abstimmung nur gültig, wenn die Mehrheit der Stimmberechtigten teilnahm, eine Wahl nur, wenn mindestens ein Drittel an die Urnen ging. Wahl- und Abstimmungsversammlungen wurden ab 1896 teilweise, ab 1919 vollständig durch das Urnensystem abgelöst. Seit 1832 gilt das obligatorische Verfassungsreferendum. Bis 1863 bestand zudem ein Vetorecht: Wenn zwei Drittel der Stimmberechtigten innert 14 Tagen, ab 1838 die absolute Mehrheit innert 30 Tagen das Veto gegen ein Gesetz unterschrieben, so war dieses abgelehnt, was aber nur dreimal gelang. Die Verfassung von 1863 weitete die politischen Rechte erheblich aus: obligatorisches Gesetzesreferendum (1999 auf Gesetze beschränkt, die in der Legislative weniger als 80% der Stimmen erhielten), Abberufungsrecht des Parlaments (in der Verfassung von 1984 aufgehoben), Volkswahl der Regierungsräte und der wichtigsten Beamten (1892 Beamtenwahl eingeschränkt), Gesetzes- und Verfassungsinitiative (in der Verfassung 1984 zur Einheitsinitiative zusammengefasst). Es folgten 1892 die Wahl des Ständerats durch die Stimmberechtigten und das obligatorische Finanzreferendum für grössere Ausgaben (ab 1944 nur noch fakultativ) und 1984 das fakultative Planungsreferendum.

Der Kanton Basel-Landschaft kennt seit der ersten Verfassung im Prinzip die Gewaltentrennung und die grundsätzliche Öffentlichkeit der Gerichte. Ebenfalls sehr früh, 1892, wurde die Unvereinbarkeit von Richteramt und Landratsmandat verfassungsmässig verankert. Ein eigenes Strafgesetz erhielt Basel-Landschaft erst 1873; vorher wurden das Stadtbasler Recht oder Spezialgesetze angewendet. Höchste Instanz ist seit 2002 das Kantonsgericht mit den drei Abteilungen Verfassungs- und Verwaltungsrecht, Zivil- und Strafrecht sowie Sozialversicherungsrecht, das aus der Zusammenlegung von Verwaltungs- und Obergericht hervorgegangen ist. Das Verwaltungsgericht wurde durch die Verfassung von 1926 ermöglicht; das entsprechende Gesetz folgte aber erst 1959. Die Mehrheit der zivilrechtlichen Fälle geht zuerst an die von den Stimmberechtigten gewählten sechs Bezirksgerichte (zusätzlich zu den Verwaltungsbezirken noch Gelterkinden). Für strafrechtliche Fälle sind die bei den Bezirksgerichten angesiedelten Polizeigerichte und vor allem das kantonale Strafgericht erstinstanzlich zuständig. Die Friedensrichter der 19 bzw. seit dem Anschluss des Laufentals 23 Kreise besorgen Sühneverhandlungen und verhängte kleine Bussen. Die Verfassungsgerichtsbarkeit wurde erst durch die Verfassung von 1984 eingeführt. Über Strafbefehle, die Einstellung von Verfahren, Haftbeschwerden und Beschwerden gegen die Anklageankündigung entscheidet in Basel-Landschaft das Verfahrensgericht (bis 1999 die Überweisungsbehörde).

Der Kanton Basel-Landschaft zählte ursprünglich 75 Gemeinden. Da Bärenwil (1838) und Olsberg (1882) sich grösseren Nachbargemeinden anschlossen, Biel und Benken fusionierten (1972), andererseits die Zahl der Gemeinden sich durch die Konstituierung von Birsfelden (1874) und den Anschluss des Laufentals (1994) erhöhte, sind es heute 86. In der Regel bildet die Gemeindeversammlung der Stimmberechtigten die Legislative. In Allschwil, Binningen, Birsfelden (1993 aufgehoben), Liestal, Pratteln und Reinach trat an ihre Stelle ein Parlament (Einwohnerrat). Als Exekutive amtet ein Gemeinderat mit 3-7 Mitgliedern unter Leitung des Gemeindepräsidenten. Mittelgrosse Gemeinden ohne Parlament bestellen zusätzlich eine Gemeindekommission mit beratender Funktion.

Ursprünglich kannte Basel-Landschaft eine ausgedehnte Gemeindeautonomie ohne verfassungsrechtliche Regelung. Mit der Verfassungsrevision von 1850 und noch stärker mit dem Gemeindegesetz von 1881 wurde die Stellung des Kantons gegenüber den Gemeinden gefestigt. Das heute gültige Gesetz über die Organisation und die Verwaltung der Gemeinden von 1970 schränkt die Autonomie weiter ein und gibt dem Kanton das Aufsichtsrecht. Seit 1881 sind die Bürger- von den Einwohnergemeinden getrennt.

Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur

Bevölkerung und Siedlung

Bevölkerungsentwicklung

1837, im Jahr der ersten einigermassen zuverlässigen kantonalen Volkszählung, wohnten in Basel-Landschaft 41'120 Personen. Die Einwohnerzahl stieg mit jährlichen Raten von durchschnittlich 0,85% bis 1950 auf 107'549. Die letzten Epidemien (Pocken 1885, Typhus 1890, Grippe 1918) bewirkten zwar Einbrüche in der Wachstumskurve, änderten an der Gesamtentwicklung aber nichts. 1950-1970 nahm die Baselbieter Wohnbevölkerung im Durchschnitt jährlich um 3,3% (höchste Wachstumsrate aller Kantone) auf 204'889 Einwohner, 1970-1990 mit Raten von jährlich noch 0,7% auf 233'488 zu. Zu Beginn der 1990er Jahre flachte das Wachstum weiter ab. Am 1. Januar 1994 erlebte der Kanton Basel-Landschaft mit dem Übertritt des Bezirks Laufen einen einmaligen Bevölkerungszuwachs um 6,5% auf 253'357 Einwohner. Bedingt durch die Industrialisierung, die Niederlassungsfreiheit (1848) und die Entstehung des Eisenbahnnetzes setzte um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine Abwanderung zu den städtischen Zentren ein - vor allem nach Basel -, die rund hundert Jahre dauerte. Geburtenüberschüsse liessen die Bevölkerung in Basel-Landschaft dennoch wachsen. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann eine markante Gegenwanderung von der Stadt zur Landschaft. Viele Menschen nahmen auf dem stadtnahen Land Wohnsitz, arbeiteten jedoch in der Stadt. Lebte 1850 nur ein Viertel der Baselbieter Bevölkerung im Bezirk Arlesheim, so waren es von den 1960er Jahren an drei Fünftel. 1990 waren rund zwei Drittel der Baselbieter Erwerbstätigen Arbeitspendler, und bezüglich Bevölkerungsdichte lag Basel-Landschaft mit 513 Einwohnern/km² in der Rangfolge der Schweizer Kantone an vierter Stelle. Der ausländische Bevölkerungsanteil schwankte stark, blieb aber stets klar hinter dem der Stadt Basel zurück.

Bevölkerungsentwicklung des Kantons Basel-Landschaft 1837-1990

ZeitraumEinwohneraGesamtzunahmebGeburtenüberschussbWanderungssaldo bAusländeranteilaAltersstruktur (Anteil > 59)a
1837-185041'12012‰13‰-1‰2,8% 
1850-186047'8857‰13‰-6‰3,7% 
1860-187051'5825‰13‰-8‰3,8%7,7%
1870-188054'026c9‰11‰-2‰4,0%8,0%
1880-188859'171c6‰11‰-5‰6,8%7,8%
1888-190061'9418‰12‰-4‰7,8%8,3%
1900-191068'49711‰12‰-1‰10,9%8,3%
1910-192076'4887‰9‰-2‰14,1%8,2%
1920-193082'39012‰8‰4‰10,5%8,7%
1930-194192'5412‰5‰-3‰9,7%9,9%
1941-195094'45914‰8‰6‰5,4%12,7%
1950-1960107'54932‰10‰22‰6,2%13,4%
1960-1970148'28232‰13‰19‰12,7%12,7%
1970-1980204'8897‰7‰0‰18,9%12,1%
1980-1990219'8226‰4‰2‰14,2%14,2%
1990233'488   15,6%17,9%

a zu Beginn der Berechnungsperiode

b mittlere jährl. Zuwachsrate

c ortsanwesende Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung des Kantons Basel-Landschaft 1837-1990 -  Bundesamt für Statistik; Historische Statistik der Schweiz

Siedlung

Zentrum der Region war und ist die Stadt Basel. Auf sie sind die Verkehrswege und die daran liegenden Siedlungen ausgerichtet. Zur Zeit der Kantonsgründung gab es in Basel-Landschaft fast ausschliesslich dörfliche Siedlungen und Einzelhöfe. Letztere sind heute praktisch nur noch in den oberen Bezirken zu finden (1990 1807 landwirtschaftliche Betriebe). In den Tälern - je näher bei Basel, desto ausgeprägter - liegen stark gewachsene Siedlungen mit Gewerbe- und Industriezonen. Besonders im Bezirk Arlesheim haben sich Vorortsgemeinden und Kleinstädte gebildet. Die der Stadt Basel benachbarten Gemeinden Allschwil, Binningen, Bottmingen, Münchenstein, Reinach, Arlesheim, Birsfelden, Muttenz sowie Pratteln, Oberwil, Therwil und Aesch sind siedlungsmässig mit dieser zusammengewachsen und durch direkte Tramlinien erschlossen. 1992 lebten im Bezirk Waldenburg pro km² 130 Personen, im Bezirk Sissach 199, im Bezirk Liestal 602 und im Bezirk Arlesheim 1457 Personen.

Wirtschaft

Von der Kantonstrennung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts

In den 1830er Jahren arbeiteten im Baselbiet zwei Drittel der Erwerbstätigen im 1. Sektor, insbesondere in der Land- und Waldwirtschaft. Dieser Anteil sank bis 1900 auf einen Viertel herab. Die Mehrzahl der Landwirte waren Kleinbauern. Grössere Betriebe gab es nur in Stadtnähe und als Einzelhöfe in den Berggebieten des Juras. Von der Jahrhundertmitte an vollzog sich der Wandel von der extensiven zur intensiven Landwirtschaft und - infolge billiger Getreideimporte per Schiff und Bahn - vom Ackerbau zur Viehwirtschaft (1866: 14'043 Rinder, 3766 Schweine, 3900 Ziegen, 5966 Schafe; 1906: 24'376 Rinder, 6398 Schweine, 5439 Ziegen, 581 Schafe). Beschäftigung bot auch das Waldareal, das 1850 29,4% und 1897 33,9% der Bodenfläche des Kantons Basel-Landschaft ausmachte. Die seit 1837 produzierende Saline Schweizerhalle machte nicht nur die Schweiz unabhängig von Salzimporten, sondern verschaffte auch dem Kanton Basel-Landschaft so hohe Einnahmen, dass dieser bis 1892 keine dauernde direkte Steuer erheben musste.

Der industrielle und gewerbliche Sektor weitete sich bis 1900 auf einen Anteil von 58% der Beschäftigten aus. Seine Ausgangsbasis war einerseits das die Landwirtschaft ergänzende Handwerk und Gewerbe und andererseits die Posamenterei (Seide), d.h. das Weben von Seidenbändern auf Heimwebstühlen für Basler "Bändelherren" (im Verlagssystem mit Botenwagen). 1836 wurden in Basel-Landschaft rund 3500 Stühle betrieben, 1880 (auf dem Höhepunkt) 4909. Auch das Posamenten war meist mit Landwirtschaft verbunden. In Gelterkinden, Sissach und Liestal wurden zudem Bandfabriken eröffnet. Die ersten Fabriken, vor allem der Textil- und der Uhrenindustrie, siedelten sich im Bezirk Arlesheim und in den Tälern mit Eisenbahnlinien an (Uhrenindustrie im Waldenburgertal ab 1853). 1860 wurden in Basel-Landschaft 26 fabrikmässige Betriebe gezählt: 18 Textil-, je zwei Papier-, Metall- und Uhrenfabriken, die Saline Schweizerhalle sowie direkt neben dieser die Chemische Fabrik Schweizerhall.

Das Neubad bei Binningen. Aquarellierte Radierung von Rudolf Huber, um 1795 (Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Falk. A 242).
Das Neubad bei Binningen. Aquarellierte Radierung von Rudolf Huber, um 1795 (Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Falk. A 242). […]

Zahlenmässig bescheiden war zu Beginn der Dienstleistungssektor: Zur Linderung der herrschenden Kreditnot wurde 1849 die Hypothekenbank gegründet, die erste Anstalt ihrer Art in der Schweiz, 1864 die Kantonalbank. Eine Hauptbranche war das Gastgewerbe. Erste touristische Anziehungspunkte waren die Badehotels Schauenburg und Ruch-Eptingen sowie das 1850 gegründete "Soolbad Hotel Schweizerhall". Im Transitland Basel-Landschaft verschaffte der Güterverkehr über den Hauenstein vielen Fuhrunternehmern Arbeit und Brot. 1854 brach mit der Eröffnung der Linie Basel-Liestal das Eisenbahnzeitalter an. 1858 wurde die Centralbahn-Linie durch den oberen Hauensteintunnel nach Olten in Betrieb genommen. Es folgten 1875 die Linien Basel-Brugg der Nordostbahn und Basel-Delsberg der Jura-Simplon-Bahn, 1880 Liestal-Waldenburg und 1892 Basel-Therwil der Birsigtalbahn. Zwischen Sissach und Gelterkinden gab es 1891-1916 erstmals in der Schweiz auf einer Überlandstrecke einen elektrischen Lokomotivbetrieb. Die Versorgung ganzer Gemeinden und Industrien mit Elektrizität erfolgte vor allem durch die Genossenschaften Elektra Birseck (1897) und Elektra Baselland (1898). Deren Initiant, Stefan Gschwind, war 1895 auch Gründer der Birseck'schen Produktions- und Konsum-Genossenschaft, die 1919 mit dem Allgemeinen Konsumverein Basel (Coop) fusionierte.

20. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert sank der Anteil der im 1. Sektor Beschäftigten weiter: von 25% (1900) auf 2,4% (1990). Der Landwirtschaft machten die Verschuldung der Bauern (1921-1931 stiegen die Betreibungen in der Landwirtschaft von 1576 auf 2425 pro Jahr an), der Zusammenbruch der Nebenerwerbsquelle Posamenterei, Tierseuchen (Schweinepest, Milz- und Rauschbrand, Maul- und Klauenseuche besonders in den 1920er Jahren) und vor allem die internationale Konkurrenz zu schaffen. Gegenstrategien bestanden in der Gründung von Produktions- und Verwertungsgenossenschaften (u.a. 1902 Verband Basellandschaftlicher Viehzuchtgenossenschaften und Einzelzüchter, 1904 Verband nordwestschweizerischer Milchgenossenschaften, 1917 Saatzuchtgenossenschaft beider Basel), in der Rationalisierung und Bodenverbesserung sowie in staatlichen Regulierungs- und Unterstützungsmassnahmen. 1919 wurde in Liestal die Landwirtschaftliche Winterschule eröffnet, 1956 im Hofgut Ebenrain bei Sissach die neue Landwirtschaftliche Schule mit Haushaltungsschule und Musterbetrieb. Die Ausführung des kantonalen Gesetzes betreffend Feldregulierungen von 1895 vollzog sich nur langsam. Die eidgenössische Betriebszählung von 1905 zeigte, dass von den 5547 Baselbieter Landwirtschaftsbetrieben deren 2886 eine Grösse von bloss 0,5-3 ha und 2076 eine Grösse von 3,1-10 ha besassen. Die Mehrzahl der Feldregulierungen fand zwischen 1930 und 1970 statt. 1991 bestanden noch 1807 Landwirtschaftsbetriebe (861 kleiner als 10 ha, 785 10,1-30 ha und 161 grösser als 30 ha). Die Salzförderung in Schweizerhalle schwoll nach 1960 (Strassensalz, Industriebedarf) sprunghaft an und verharrte seit dem Ende der 1970er Jahre auf hohem Niveau.

Erwerbsstruktur des Kantons Basel-Landschaft 1860-1990a

Jahr1. Sektor2. Sektor3. SektorbTotal
18608'29713'4405'23826'975
1870c8'29514'9782'20125'474
1880c9'06216'1383'13028'330
18888'30415'8694'04728'220
19007'87718'7605'28631'923
19107'98221'5976'88736'466
19207'91522'8099'30840'032
19306'97324'04313'00744'023
19417'49622'72613'92044'142
19506'07627'37816'31649'770
19604'81841'40522'65468'877
19703'91454'82938'92397'666
19803'46047'52457'436108'420
19902'88642'36079'037124'283

a bis 1960 ohne Teilzeitangestellte

b inkl. unbekannt

c ortsanwesende Bevölkerung

Erwerbsstruktur des Kantons Basel-Landschaft 1860-1990 -  Eidgenössische Volkszählungen; Historische Statistik der Schweiz
Motorentwicklung in der Fabrik Brown, Boveri & Cie. in Münchenstein. Fotografie, 1915 (Historisches Archiv ABB Schweiz, Baden).
Motorentwicklung in der Fabrik Brown, Boveri & Cie. in Münchenstein. Fotografie, 1915 (Historisches Archiv ABB Schweiz, Baden).

Der Anteil der im 2. Sektor Beschäftigten hielt sich 1900-1975 ziemlich konstant um 58%, um dann auf 34,5% (1990) zu sinken. Die Posamenterei geriet durch die veränderte Frauenmode ab 1925 in eine Krise, die zu ihrem gänzlichen Verschwinden führte (1920 3920, 1930 1650, 1945 631 und 1978 5 Heimwebstühle im Kt. Basel-Landschaft). An die Stelle der Seidenbandindustrie traten andere Branchen: unter anderem Produktion von Uhren und Präzisionsinstrumenten, Elektrotechnik, Metallverarbeitung, Maschinen- und Fahrzeugbau, Chemie (in der Nachbarschaft der Saline Schweizerhalle), Textilproduktion. Die neuen Industriezweige waren vielfältig. Ihre Fabrikationsbetriebe wurden zuerst in der Nähe der Stadt Basel errichtet, siedelten sich aber immer mehr auch in den vom Verkehr erschlossenen Talgemeinden des oberen Kantonsteils an. Einige Beispiele: Revue Thommen AG in Waldenburg (Messinstrumente, gegründet 1859), Ronda AG in Lausen (Uhrwerke, gegründet 1944), Brown, Boveri & Cie. in Münchenstein (bis 1911 Elektrizitätsgesellschaft Alioth AG, gegründet 1895, 1935 Hauptteil nach Baden verlegt), JRG Gunzenhauser AG in Sissach (Metallgiesserei, gegründet 1887), Buss AG in Pratteln (Eisenbau, hier seit 1893), Frech-Hoch AG in Sissach (Carrosseriewerke, gegründet 1898), Schweizerhall AG in Pratteln (Chemie, gegründet 1844), Bally-Filiale in Gelterkinden (1925-1978), Hanro in Liestal (Lingerie, gegründet 1895), Schindler Waggon in Pratteln (1945-1997, ab 1998 Adtranz), Firestone in Pratteln (1934-1978). Grosse Chemiefirmen, deren Platzbedarf in der Stadt Basel an Grenzen stiess, verlagerten ihre Produktion nach Schweizerhalle, wo ihnen die Saline bzw. die Säurefabrik Natrium und Chlorid zur Verfügung stellten und wo auch gute Verkehrsverhältnisse bestanden. In Lausen und im westlichen Kantonsteil waren keramische Betriebe tätig, zum Beispiel die 1878 in Allschwil gegründete Ziegelei Passavant-Iselin & Co. Im gewerblichen Bereich expandierten besonders das Baugewerbe (1905 2734 Beschäftigte, 1950 4502, 1991 10245) und die Holzbe- und -verarbeitung (1929 1452 Beschäftigte, 1955 1810, 1991 2617).

Die Versorgung des Kantons mit elektrischer Energie stellten weiterhin die beiden Genossenschaften Elektra Birseck und Elektra Baselland sicher. Etwa ein Fünftel des Bedarfs wurde 1980 durch die Rheinkraftwerke Augst-Wyhlen (seit 1914) und Birsfelden (seit 1955) gedeckt. Der Hauptteil stammte aus den Speicherkraftwerken in den Alpen und aus den Atomkraftwerken (Atel). 1995 betrug der kantonale Stromverbrauch 1716 GWh, der gesamte Energieverbrauch 8027 GWh. Mehr als die Hälfte davon wurde mit Erdölprodukten gedeckt. Insgesamt sank 1990-1995 der Verbrauch von Heizöl, während derjenige von Erdgas stieg. Die stark zunehmende Energieproduktion aus Industrieabfällen trug 1995 ca. 5% zur Energieversorgung des Kantons Basel-Landschaft bei.

Um 1900 arbeiteten erst 17% der Beschäftigten im (damals vom Gastgewerbe dominierten) Dienstleistungssektor. Mit einigem Erfolg priesen sich von der Gründung des Juravereins (1898, Tourismusförderung) bis zum Ersten Weltkrieg Gemeinden wie Langenbruck und Eptingen als Kurorte an (Luft, Wandern, Baden, Wintersport). Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts wandelte sich Basel-Landschaft vom Industrie- zum Dienstleistungskanton: Der Anteil der im 3. Sektor Beschäftigten schnellte 1975-1990 von 38% auf 63,1% empor, wobei er zwischen 1975 und 1980 denjenigen des Industriesektors überholte. 1980-1990 nahm die Zahl der in Verkehr und Gastgewerbe Beschäftigten um 50% zu, jene der im Handel, bei Banken, Versicherungen und im Immobilienwesen Arbeitenden verdoppelte sich sogar. Die Arbeitsplätze im Kanton konzentrierten sich in Muttenz (1991 15%), Liestal, Pratteln, Münchenstein, Reinach und Allschwil (1991 alle zusammen 42%).

Da Basel-Landschaft an der bedeutenden europäischen Nord-Süd-Verkehrsachse über Gotthard und Simplon liegt, wurden hier im 20. Jahrhundert besonders die Eisenbahn- und Strassenbauten systematisch erweitert: 1916 Inbetriebnahme der Hauensteinbasis-Bahnlinie, 1933 und 1976 Eröffnung des Rangierbahnhofs I und II in Muttenz, der mit 72 Geleisen zur grössten Bahndrehscheibe der Schweiz wurde. Seit Mitte der 1990er Jahre bauen die SBB die Linie Basel-Olten im Rahmen von Bahn 2000 und Neat mit dem Adler- (2000 eröffnet) und dem Wisenbergtunnel (geplant) aus.

Autobahn A2 bei Diegten, 1972. Luftaufnahme (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Kopp-A-3683).
Autobahn A2 bei Diegten, 1972. Luftaufnahme (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Kopp-A-3683).

Während sich die Bevölkerungszahl des Kantons Basel-Landschaft 1950-1980 verdoppelte, verzwanzigfachte sich die Zahl der registrierten Personenwagen von 4000 auf 82'000; 1996 betrug sie 112'220. Stark nahm auch der motorisierte Nord-Süd-Transitverkehr zu. Für dessen Bewältigung wurde 1960-1970 die A2 von Basel durch den Jura (Belchentunnel) ins Schweizer Mittelland gebaut. 1983 wurde im unteren Birstal die Jurastrasse J18 eröffnet. 1980 durchquerten im Durchschnitt täglich 28'000, 1990 37'400 Fahrzeuge den Belchentunnel. Der Autobahnabschnitt zwischen der Verzweigung Augst und der Landesgrenze nach Deutschland war 1995 mit täglich rund 100'000 Fahrzeugen das meistbefahrene Strassenstück der Schweiz.

Auf dem Sternenfeld bei Birsfelden wurde 1924-1950 der erste Flugplatz Basels betrieben. Er wurde abgelöst durch den Flughafen (seit 1987 EuroAirport Basel Mulhouse Freiburg), in dessen Verwaltungsrat die Regierung von Basel-Landschaft vertreten ist. Mit den Rheinhäfen Birsfelden und Au/Muttenz (Eröffnung 1941) erhielt Basel-Landschaft Anschluss an einen weiteren internationalen Verkehrsträger. 1992 wurden hier 4197 Schiffe gelöscht und rund 5 Mio. Tonnen Güter umgeschlagen.

Die ab 1905 tätige Automobilgesellschaft Liestal-Reigoldswil AG war das erste konzessionierte Autobus-Unternehmen der Schweiz. Das öffentliche Nahverkehrsnetz mit Strassenbahnen und Bussen wurde im 20. Jahrhundert ausgebaut, bis jede Gemeinde daran angeschlossen war. Die Birseckbahn Basel-Dornach verkehrte ab 1902, die Tramlinie Basel-Aesch ab 1907. 1910 erfolgte die Verlängerung der Birsigtalbahn bis Rodersdorf. Die Überlandbahn St. Jakob-Muttenz fuhr ab 1921, in der Verlängerung bis Pratteln ab 1922. 1974 schlossen sich diese Linien zu einem einzigen Unternehmen zusammen, zur Baselland Transport AG (BLT). 1987 gründeten die Basler Verkehrsbetriebe, die BLT, die SBB, der Postautodienst der PTT, die Waldenburgerbahn AG, die Autobus AG Liestal und der Busbetrieb Rheinfelden den Tarifverbund Nordwestschweiz (TNW).

Die Rolle des Staates in der kantonalen Wirtschaftspolitik war stets zurückhaltend. Der Kanton griff nur ausnahmsweise und bei grossen Krisen (Weltkriege, Krise der Posamenterbauern, Krisen der 1930er und 1990er Jahre) helfend ein. Seit 1996 besteht die Wirtschaftsförderung für Basel-Stadt und Basel-Landschaft.

Neben die Bauern- und Gewerbeverbände traten im 20. Jahrhundert die Verbände der Industriellen (VIB) und der Unternehmer (VBU). Der VBU schloss sich 1997 mit der Basler Handelskammer zur Handelskammer beider Basel (HKBB) zusammen. Die Interessen der Arbeitnehmer vertraten Gewerkschaften, der Posamenterverband und Arbeitervereine.

Gesellschaft

Von der Kantonstrennung bis ins ausgehende 19. Jahrhundert

In der Zeit der Kantonsgründung war die Baselbieter Bevölkerung eine grösstenteils arme, agrarisch geprägte Gesellschaft. Fast die Hälfte der Einwohner lebte als Bauern und lohnabhängige Tauner von der Landwirtschaft. Ein knappes Viertel der hauptberuflich beschäftigten Hausvorstände waren Posamenter, die im oberen Kantonsteil, vor allem im Bezirk Waldenburg, Heimarbeit betrieben. Den Rest bildeten die Handwerker, Arbeiter und die kleine Gruppe der besser gestellten Ärzte, Advokaten, Geschäftsleute, Ingenieure, Beamten, Müller und Wirte. Aus diesen Kreisen rekrutierte sich im neu gegründeten Kanton Basel-Landschaft auch die Führungsschicht.

Der ausländische Bevölkerungsanteil war zwar gering, doch spielten politische Flüchtlinge (v.a. des Jungen Deutschland) im Aufbau des neuen Staatswesens eine wichtige Rolle, besonders als Lehrer. Viele Frauen waren nicht nur die hauptsächlichen Stützen von Familienleben und Haushaltsführung, sondern als Bäuerinnen, Posamenterinnen und Arbeiterinnen notwendigerweise auch stark am Erwerbsleben beteiligt. Noch 1905 waren 42% der Erwerbstätigen, in der Heimindustrie sogar 73% der Arbeitskräfte Frauen. Manche engagierten sich zusätzlich in der Sozialhilfe. Wie überall waren die Frauen gegenüber den Männern im öffentlich-rechtlichen Bereich noch krass benachteiligt, was sich unter anderem in der Geschlechtsvormundschaft ausdrückte.

Als sich in den 1870er und 1880er Jahren die Krisen in der Landwirtschaft (Umstellung auf Viehwirtschaft wegen der Krise im Ackerbau) und nach 1890 in der Posamenterei (infolge von Zollrestriktionen in Deutschland und den USA sowie wegen des Modewandels) häuften, verarmten grosse Teile der Bevölkerung. Verwahrlosung der Kinder, Bettelei und Alkoholismus breiteten sich aus. Neben Gemeinden mit armer Bevölkerung wie Känerkinden (1894 Fr. 527.75 Reinvermögen, Fr. 187.24 Jahreseinkommen pro Kopf) gab es aber auch solche wie Arlesheim mit wohlhabenden Einwohnern (1894 Fr. 9'077.73 Reinvermögen, Fr. 770.26 Jahreseinkommen pro Kopf). Känerkinden war ein Oberbaselbieter Kleinbauern- und Posamenterdorf, wogegen das stadtnahe Arlesheim von einer zunehmenden Zahl wohlhabender Stadtbasler als Wohngemeinde gewählt wurde. Manche Arbeitslose fanden neue Beschäftigung in den entstehenden Fabriken in und um Basel. Etwa 12'000 Menschen wanderten im 19. Jahrhundert aus dem Baselbiet aus, vor allem nach Nordamerika.

1890er Jahre bis 1945

Die Jahre bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs (1914) galten als eine Zeit des Aufbruchs. Interessengruppen verschiedener Art gründeten Vereine, Genossenschaften und Parteien. Das Vereinsleben erlebte eine Blütezeit. Zu den seit etwa 1830 gegründeten Gesang-, Schützen- und Frauenvereinen kamen Turnvereine hinzu, Wanderbünde, Krankenpflegevereine, der Armenerziehungsverein, die Gemeinnützige Gesellschaft sowie Alkoholgegner-Organisationen. Im Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg war der Ausländeranteil hoch: Er betrug 1910 im Bezirk Arlesheim sogar 25%. Vor allem deutsche Lebensart war, wie damals in der ganzen Deutschschweiz, populär.

Eine Posamenterfamilie in Arboldswil. Fotografie von Sigi Maurer, um 1944 (Gretlers Panoptikum zur Sozialgeschichte, Zürich).
Eine Posamenterfamilie in Arboldswil. Fotografie von Sigi Maurer, um 1944 (Gretlers Panoptikum zur Sozialgeschichte, Zürich).

Die Periode der Weltkriege und der Zwischenkriegszeit (1914-1945) brachte Veränderungen mit Gewinnern und Verlierern: Viele Arbeitende, die früher in der Landwirtschaft und in der Bandindustrie tätig gewesen waren, mussten sich an berufliche Mobilität gewöhnen, was auf ihre Lebensart zurückwirkte. Soziale Spannungen (Landesstreik 1918, Streiks und Aussperrungen z.B. 1922 in der Schuhfabrik Allschwil, bei der Buss AG in Pratteln, in der Bau- und Möbelbranche, bei Rohner & Co. in Pratteln, Messerschmidt in Pratteln und der Buchdruckerei Lüdin in Liestal) führten zu Veränderungen bei Parteien, Verbänden und in der Verteilung der Macht. 1919 wurden der Gewerbeverband sowie aus den 20 in Basel-Landschaft tätigen Gewerkschaften das Gewerkschaftskartell Baselland gegründet. Der Periode des Klassenkampfs folgte mit der Weltwirtschaftskrise ein gewisser sozialer Friede. Neue soziale Netze (1930 kantonales Obligatorium der Arbeitslosenversicherung und Schaffung einer öffentlichen Arbeitslosenkasse) kamen in der Krisenzeit der 1930er Jahre und während des Zweiten Weltkriegs zum Tragen. Die Arbeitslosenquote lag im Kanton Basel-Landschaft zu Beginn der 1930er Jahre infolge des Niedergangs der Bandweberei klar über dem schweizerischen Durchschnitt, später aber darunter. Die monatliche Stichtagsarbeitslosigkeit betrug: 1931 1132 Personen (2,6%), 1935 1564 (3,6%), 1936 2016 (4,6%), 1937 1549 (3,5%), 1938 1338 (3,0%).

1945 bis heute

In den Jahren 1945-1975, die in jeder Hinsicht eine Zeit des Wachstums waren, verdoppelte sich die Bevölkerungszahl. In vielen Bereichen wurde ein Nachholbedarf gedeckt, so etwa mit dem Neubau des Kantonsspitals Liestal (1962), der Errichtung von vier Gymnasien und eines zweiten Kantonsspitals (Bruderholz, 1974). Es herrschte sozialer Friede. In der Gesellschaft war eine zunehmende Offenheit und "Urbanität" feststellbar, gepaart mit einer ausgeprägten Konsumhaltung. Der Ausländeranteil der Wohnbevölkerung stieg bis um 1970 (18,9%) und verharrte danach in etwa auf diesem Niveau. Während die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern in der Gesetzgebung Fortschritte machte, lässt die Umsetzung noch zu wünschen übrig. Zwar stieg die Erwerbsquote der Frauen 1970-1990 von 40,2% auf 49,2%, doch hat deren Erwerbsvolumen in der Wirtschaftskrise der 1990er Jahre abgenommen: Frauen arbeiten wieder häufiger Teilzeit, und zwar vor allem in Niedriglohnbereichen. Sie verdienen zwischen 25% und 30% weniger als Männer. Deshalb haben sie oft Mühe, sich sozial abzusichern und zum Beispiel eine zweite Säule zu bilden. Obwohl Frauen in der kantonalen Verwaltung 37% des Stellenvolumens innehaben, nehmen sie weniger als 20% der Chefpositionen ein.

Nach dem Ende der ersten grossen Wachstumsperiode wirkten wirtschaftliche Rezessionsphasen (Schliessungen von Betrieben wie z.B. Firestone, Oris Watch, Bally; Vollzeitarbeitslosigkeit: 1980 269, 1990 808, März 1995 4248, März 1997 5166 Personen) und negative ökologische Entwicklungen (Verarmung von Flora und Fauna, Gewässer- und Luftverschmutzung sowie Ereignisse wie der Brand eines Chemielagers in Schweizerhalle) auf die Gesellschaft zurück. Alte soziale Gegensätze brachen wieder auf, neue politische und ideelle entstanden, zum Beispiel zwischen sogenannten Technokraten und Grünen. Bürgerbewegungen (z.B. die Besetzung des AKW-Baugeländes bei Kaiseraugst 1978) erinnerten an jene zwischen 1832 und 1861. Viele Menschen zogen sich auch ins Private zurück. Als die grossen Konzerne in Basel restrukturierten und Abteilungen ins Ausland verlagerten, wurde manchen die Abhängigkeit von der Chemischen Industrie bewusst, und soziale Unsicherheit breitete sich aus.

Während früher Bauernkreise eine dominierende gesellschaftliche Stellung einnahmen, tut dies heute das Gewerbe. Der Gewerbeverband (Wirtschaftskammer KMU) mit seiner grossen Anhängerschaft hat in Basel-Landschaft auf der politischen und gesellschaftlichen Ebene weitgehend das Sagen und bildet im Freisinn (der Baselbieter "Staatspartei") die Mehrheit. Weitherum gilt Basel-Landschaft noch immer als ein "armer Landkanton" mit einer sparsamen, etwas geizigen Haltung. Manche Stadtbasler scheinen Basel-Landschaft bis heute die Demütigung der Städter am 3. August 1833 und den anschliessenden Verkauf der goldenen Altartafel aus dem Münsterschatz (Musée de Cluny, Paris) nicht verziehen zu haben. Umgekehrt ist in Basel-Landschaft das Gefühl verbreitet, von den Städtern nicht ganz ernst genommen zu werden. Nicht wenige begegnen der Stadt Basel mit Misstrauen (aus Angst vor politischer Bevormundung - die entschiedene Ablehnung der Wiedervereinigung 1969 ist Zeugnis davon), aber auch mit wachsendem Selbstbewusstsein. Auch in Basel-Landschaft wird ein bäuerliches Selbstverständnis gepflegt, obwohl 1990 nur noch 4500 (von 133'094) Erwerbspersonen über 15 Jahren in der Landwirtschaft arbeiteten. Vor allem bei Volksabstimmungen sind immer wieder Mentalitätsunterschiede zwischen dem eher konservativen Oberbaselbiet und dem eher fortschrittlichen Bezirk Arlesheim sowie dem katholischen Laufental feststellbar.

Kultur und Bildung, Kirchen und religiöses Leben

Kultur und Bildung

Basel besass und besitzt im Kantonsgebiet kein eigentliches kulturelles Zentrum. Die traditionelle Gemeinschaftskultur erwuchs aus dem ländlichen Lebens- und Jahresverlauf, aus einem von Sagen und Volksglauben geprägten Bewusstsein, und bestand vor allem aus dem Brauchtum mit unter anderem Fasnacht (z.B. "Chienbäseumzug", "Reedli schigge"), Mittfasten, Ostern, Nachostern (Eierlesen), Maibaum, Banntag, Metzgete, Dorfsitten (z.B. "Sichellöse" und "Pflegelhänggi" in Therwil) und Erntebräuchen. Die Kirchen und Familien waren Träger von religiösen Festen. Etwa ab 1830 entstanden Chöre und Gesangvereine. Kulturelle Leistungen wurden im 19. Jahrhundert auch von Einzelnen wie der Pianistin Charlotte Widmann-Wimmer und dem Dichter-Pfarrer Jonas Breitenstein erbracht.

Grundlage für die Finanzierung der Kultur- und Bildungsbestrebungen des Kantons Basel-Landschaft waren die 1834 mit Basel geteilten Vermögen von Kirchen-, Schul- und Universitätsgütern. Basel-Landschaft war verpflichtet, Letzteres ausschliesslich für höhere Bildungsanstalten zu verwenden. 1835 errichtete der Kanton damit die vier Bezirksschulen Liestal, Böckten, Waldenburg und Therwil. Um die Jahrhundertwende begann auch die öffentliche Hand in Gemeinden und Kanton kulturelle Aufgaben zu übernehmen: durch den Aufbau von Bibliotheken und eines Kantonsmuseums, durch die Einsetzung von Kommissionen, die Bildung von Ämtern (Staatsarchivar, Kantonsbibliothekar, Konservator des Kantonsmuseums), die Verleihung von Preisen (z.B. kantonaler Kulturpreis), durch Aufträge, Ankäufe, Vergabe von Krediten und Stipendien. 1894 errichtete der kinderlose Industrielle Heinrich Handschin für den Kanton Basel-Landschaft testamentarisch eine Stiftung, die arme, talentierte junge Leute in ihrer Ausbildung unterstützt.

Im 19. Jahrhundert gab es in Basel-Landschaft eine Vielzahl von Zeitungen. Die erste war "Der unerschrockene Rauracher" (1832-1837). 1869 konkurrierten miteinander die Basellandschaftliche Zeitung, "Der Landschäftler" (1849-1964, gemässigt regierungskritisch), "Der neue Baselbieter" (1868-1873, Oberbaselbieter Oppositionsblatt), Der Baselbieter, die "Sissacher Zeitung" (1868-1872, unterstützte die demokratische Bewegung Christoph Rolles), "Der Arbeiter" (1868-1869, Organ der Internationalen Arbeiter-Assoziation beider Basel) und "Der Demokrat aus Baselland" (1866-1871, Parteiblatt Christoph Rolles). Hundert Jahre später bestanden (neben den Lokalanzeigern) nur noch die "Basellandschaftliche Zeitung" und die "Volksstimme". 1983 begann das kommerzielle Radio Raurach (heute Radio Edelweiss) zu senden.

Titelseite des Fachblattes, das vom Gewerkschaftssekretariat in Liestal von 1908 bis 1921 zweimal monatlich herausgegeben wurde (Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel).
Titelseite des Fachblattes, das vom Gewerkschaftssekretariat in Liestal von 1908 bis 1921 zweimal monatlich herausgegeben wurde (Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel).

Nach jahrzehntelangem Kampf um eine Schulrevision trat 1911 ein Schulgesetz in Kraft, das unter anderem die Schaffung von Sekundarschulen vorschrieb. 1924 schlossen die beiden Halbkantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt ein Schulabkommen, das die Finanzierung der Ausbildung von Landkindern an Stadtbasler Schulen regelte. 1946 wurden die Bezirks- und Sekundarschulen zu Realschulen zusammengeführt, diese 1979 wieder zu Sekundarschulen umbenannt. Von den 1960er Jahren an fand ein gewaltiger Ausbau des Bildungswesens statt, zu dem etwa die Schaffung der vier Gymnasien Liestal, Muttenz, Münchenstein und Oberwil (1963-1972), der Aufbau von 17 Jugendmusikschulen sowie die Gründung der Ingenieurschule beider Basel (1971, seit 1997 Fachhochschule beider Basel ) gehörten. Basel-Landschaft beteiligte sich auch zunehmend an der Trägerschaft der Universität Basel; mit einem neuen Vertrag erhöhte der Kanton seinen Beitrag 1996 von jährlich 44,5 auf 75 Mio. Franken, im Jahr 2001 weiter auf 89 Mio. Franken, und nahm Einsitz im Universitätsrat.

Das 100-jährige Kantonsjubiläum von 1932 löste neue Aktivitäten aus und führte zur Gründung weiterer Institutionen und Publikationsreihen ("Baselbieter Heimatblätter" ab 1936, "Baselbieter Heimatbuch" ab 1941). 1944 wurde der Kunstverein Baselland gegründet, der unter anderem alle zwei Jahre "Kantonale Kunstausstellungen" durchführte. Die Hochkonjunktur nach dem Zweiten Weltkrieg ermöglichte es dem Kanton, den Gemeinden, Verbänden, aber auch Firmen und Privaten, vermehrt kulturfördernd bzw. selber kulturell aktiv zu sein. Die Römerstadt Augusta Raurica wurde durch systematische Ausgrabungen erforscht. Zahlreiche Gemeinden eröffneten Ortsmuseen. Im Verlag des Kantons erscheinen seit 1966 heimatkundliche Publikationen der 1964 gegründeten Arbeitsgemeinschaft zur Herausgabe von Heimatkunden, die geschichtswissenschaftliche Reihe "Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel-Landschaft" und andere Publikationen. 2001 legte eine 1987 eigens dafür eingerichtete Forschungsstelle in Liestal eine mehrbändige neue Kantonsgeschichte vor.

Der Kulturartikel von 1984 führte zu einer kohärenten Kulturpolitik (in Partnerschaft mit Basel-Stadt). Ein Kulturrat (beratendes Gremium des Regierungsrats) und sechs Fachgruppen förderten vor allem Projekte (weniger Institutionen) und unterstützten die Bereitstellung von Infrastrukturen für Kulturschaffende. In Liestal, Arlesheim, Laufen, Gelterkinden und Birsfelden entstanden sogenannte Kulturstützpunkte. 1997 erwarb der Kunstverein Baselland in Muttenz ein ehemaliges Industriegebäude, um darin ein kantonales Kunsthaus einzurichten. Der Kanton Basel-Landschaft und einzelne, vor allem stadtnahe Gemeinden unterstützten gezielt auch Institutionen in der Stadt Basel (so etwa mit jährlichen Millionenbeiträgen die Basler Theater). Eine bedeutende Rolle vor allem in den Dörfern spielten und spielen die Vereine. Sie wirken bis heute als eigentliche Kulturträger und dienen der Geselligkeit aller Art (Singen, Musizieren, Bildung, Theaterspielen, Turnen, Sport und Spiel), aber auch dem gemeinnützigen Wirken. Im Dienst der Volksbildung stehen auch die Kantonsbibliothek (1996 247'659 Ausleihen) und die zahlreichen Gemeindebibliotheken (1996 702'193 Ausleihen).

Turnen und Sport erlebten im 20. Jahrhundert einen enormen Aufschwung. Seit 1946 übernimmt der Staat zusammen mit dem Sport-Toto-Fonds Aufgaben zur Sportförderung (z.B. Zuschüsse für den Bau von Turnhallen, Schwimmbädern). Gemäss Sportgesetz von 1991 "fördert und unterstützt er die sportliche Betätigung der Bevölkerung aller Altersstufen". Das Sportamt in Pratteln ist Dreh- und Angelpunkt fast aller sportlichen Aktivitäten in Basel-Landschaft.

Kirchliches und religiöses Leben

Bei der Kantonsgründung waren rund vier Fünftel der Einwohner Protestanten; sie lebten vorwiegend in den Bezirken der alten Landschaft Basel. Die knapp 20% katholischen Einwohner konzentrierten sich hauptsächlich im Birseck, im hinteren Leimental und in Allschwil. Sie gehörten im Bistum Basel zum Dekanat Baselland, während die reformierte Landeskirche bis 1950 einen Teil des Staates Basel-Landschaft bildete. Das Kirchengesetz von 1950 stellte die reformierten, die römisch-katholischen und die christkatholischen Kirchen rechtlich gleich, garantierte ihre Selbstständigkeit und innere Freiheit und sicherte ihnen finanzielle Leistungen des Staates zu. Durch die Gesetzesrevision von 1991 wurden die Kirchgemeinden von den Einwohnergemeinden völlig losgelöst.

In beiden grossen Konfessionen spielten sich in den 1870er Jahren Richtungskämpfe ab. In der reformierten Kirche forderten die dem schweizerischen "Verein für freies Christentum" nahestehenden "Reformer" die traditionalistischen "Positiven" oder "Orthodoxen" mit der Behauptung heraus, dass "die wahre Quelle göttlicher Erfahrung ... Vernunft, Gewissen und Erfahrung" seien. Unter dem Einfluss von Persönlichkeiten wie Pfarrer Heinrich Tanner und Ständerat Martin Birmann ebbte die Auseinandersetzung um eine "Humanitätskirche" nach 1874 ab. Der Konflikt bei den Katholiken als Folge des Unfehlbarkeitsdogmas führte zum Pfarrwahlgesetz von 1871, zur Absetzung des Basler Bischofs Eugène Lachat 1873 und zur Konstituierung einer christkatholischen Gemeinde (der einzigen im Kanton) in Allschwil 1875.

Den Juden wurde die Niederlassung mit den kantonalen Gesetzen von 1839 und 1851 verboten und erst 1866, aufgrund der Teilrevision der Bundesverfassung, wieder ermöglicht. Der jüdische Bevölkerungsanteil erreichte 1880 mit 0,4% ein Maximum. Ohne Synagoge verfügten die Juden im Kanton Basel-Landschaft über kein religiöses Zentrum.

Noch 1950 machte der Anteil der Protestanten 73,3% der Baselbieter Gläubigen aus. Mit der grossen Zuwanderung in den folgenden 40 Jahren änderten sich die Verhältnisse jedoch: 1990 betrug der protestantische Anteil nur noch 51,2%, während der römisch-katholische auf 33,6% angewachsen war. Jener der Christkatholiken sank 1950-1990 von 1% auf 0,4%. Die muslimische Bevölkerung (1990 2,8%) ist bezüglich Infrastruktur auf die Stadt Basel ausgerichtet. Am markantesten wuchs im letzten Viertel des 20. Jahrhundert der Anteil der Konfessionslosen (1970 1,6%, 1990 9,8%).

Quellen und Literatur

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  • KBBL
  • AKB
  • Amtsbl. für den Kt. Basel-Landschaft, 1832-
  • Gesetze, Verordnungen und Beschlüsse des Kt. Basel-Landschaft, 1838-74
  • Gesetzesslg. für den Kt. Basel-Landschaft, 1879-1979
  • Stat. Jb. Basel-Landschaft, 1964-
  • Chronolog. Gesetzesslg., 1979-
Reihen, Bibliografien
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  • Der Rauracher, 1928-49
  • BHBl, 1936-
  • Jurabl., 1938-97
  • BHB, 1942-, (ab Nr. 15 mit Rauracia-Bibl.)
  • Qu. und Forsch. zur Gesch. und Landeskunde des Kt. Basel-Landschaft, 1952-
  • Baselbieter Heimatkunden, 1966-
  • Kdm BL 1-, 1969-
  • Recht und Politik im Kt. Basel-Landschaft, 1981-
  • Basel in hist. Dok., 5 Bde., 1982-98
  • Bibl. zur Gesch. des Laufentals, 1994
Darstellungen
  • Werke, die auch die Basler Landschaft vor der Gründung des Kt. Basel-Landschaft umfassen, sind in der Regel nur in der Bibl. des alten Kt. Basel angeführt.
  • A. Nordmann, «Die Juden im Kt. Basel-Landschaft», in Basler Jb., 1914, 180-249
  • K. Weber, «Die Anfänge des Zeitungswesens in Basel-Landschaft», in Basler Jb., 1919, 63-90
  • Beitr. zur Entwicklungsgesch. des Kt. Basel-Landschaft, 1964
  • K. Hintermann, Zur Kulturgeographie des oberen Baselbietes, 1966
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  • K. Birkhäuser, Der Baselbieter Politiker Stephan Gutzwiller, 1983
  • Baselland bleibt selbständig, 1985
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  • M. Locher, Den Verstand von unten wirken lassen, 1985
  • 150 Jahre Saline Schweizerhalle, 1987
  • F. Grieder, Der Baselbieter Bundesrat Emil Frey, 1988
  • 75 Jahre Politik der Katholiken im Kt. Basel-Landschaft, 1989
  • Fest und Brauch, hg. von D. Wunderlin, 1989
  • E. Strübin, Jahresbrauch im Zeitenlauf, 1991
  • F. Blumer-Onofri, Die Elektrifizierung des dörfl. Alltags, 1994
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  • R. Epple, Bewegung im Übergang, 1998
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  • R. Brassel-Moser, "Das Schweizerhaus muss sauber sein", 1999
  • S. Rudin-Bühlmann, Parteigründungen im Baselbiet zwischen 1905 und 1939, 1999
  • Nah dran, weit weg. Gesch. des Kt. Basel-Landschaft, 6 Bde., 2001
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Bernard Degen; Sibylle Rudin-Bühlmann; Kaspar Birkhäuser: "Basel-Landschaft", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 29.05.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007477/2017-05-29/, konsultiert am 19.03.2024.