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EngelbergGemeinde

Politische Gemeinde des Kantons Obwalden (1803-1815 Nidwalden). Dorf am Nordfuss des Titlis, bestehend aus den auf der oberen Talstufe liegenden Ortsteilen Mülibrunnen, Oberberg, Niederberg und Schwand. Getrennt durch den prähistorischen Felssturz gehören auch die auf der unteren Talstufe gelegenen Weiler Obermatt und Grafenort zur Gemeinde. 1122 Engilperc. 1709 678 Einwohner; 1799 1468; 1850 1737; 1900 1973; 1950 2544; 2000 3544.

Gesamtansicht Engelbergs gegen Westen in Richtung Juchlipass, um 1910 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Sammlung Wehrli).
Gesamtansicht Engelbergs gegen Westen in Richtung Juchlipass, um 1910 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Sammlung Wehrli). […]

Die Urbarisierung und dauernde Besiedlung des Talbodens setzte wohl erst mit der Klostergründung 1120 ein, auch wenn die Alp Trübsee schon genossenschaftlich organisiert war. Die Talleute standen bis zur Erlangung der politischen Selbstständigkeit 1798 unter der Klosterherrschaft. Die Rechtsverhältnisse wurden in Talrechtssammlungen niedergeschrieben (um 1350, 1582, 1603). 1422 kauften sich die Talleute vom Heimfallrecht des Klosters frei. 1469 erwarben sie das Mitspracherecht bei der Gerichtsbesetzung und das Recht auf einen Talammann (bis ins frühe 17. Jh. Talweibel genannt).

Die ökonomische Grundlage Engelbergs bildete die Vieh- und Milchwirtschaft. Im Zusammenhang mit der 1514 durchgeführten Flusskorrektur der Aa konnte mehr Land nutzbar gemacht werden. Ende des 17. Jahrhunderts intensivierte das Kloster den Export von Schlacht- und Nutzvieh sowie Spalenkäse in die ennetbirgischen Vogteien und in die Lombardei. Die für den Export bestimmten Güter lieferten die klösterlichen Eigenbetriebe und die Betriebe der Talleute, die ihre Überschüsse dem Kloster mit Beteiligung am Exportgewinn verkauften. Der von Abt Leodegar Salzmann 1761 eingeführte Heimindustriezweig der Seidenkämmelei und später (ab 1860) die Seidenweberei bildeten bis Ende des 19. Jahrhunderts im Winter eine wichtige Einnahmequelle für das Tal.

Plakat von Herbert Matter, 1935 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).
Plakat von Herbert Matter, 1935 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).

Ab 1850 entwickelte sich Engelberg zum internationalen Tourismusort (Trink- und Molkenkuren, Luft- und Klimakurort). Die Pionierfamilien Cattani, Hess und Odermatt bauten zahlreiche Hotels. 1872-1874 wurde eine neue, breitere Strasse nach Engelberg angelegt und 1898 die elektrische Stansstad-Engelberg-Bahn eröffnet. Vom 1883 gegründeten Kurverein gingen entscheidende Impulse zur Erstellung einer modernen kommunalen Infrastruktur aus. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann der Aufschwung des Wander- und Bergsports, und seit der Wintersaison 1903-1904 entwickelte sich Engelberg zum Wintersportort. 1913 wurden die Drahtseilbahn von Engelberg nach Gerschnialp sowie die Bobbahn Gerschnialp eröffnet. Von dort führte 1927 die zweite in der Schweiz konzessionierte Luftseilbahn nach Trübsee. Das Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg erbrachte für Engelberg eine touristische Hochkonjuktur (1911 165'922 Logiernächte). Die Erweiterung der Fahrstrasse nach Engelberg und der Bahnlinie bis Luzern (1964) vergrösserte das touristische Einzugsgebiet erheblich. 1967 konnte die oberste Sektion der Titlisbahn eröffnet werden. In neuester Zeit wird der Winter- durch den Kongresstourismus ergänzt. 2000 stellte der 3. Sektor gut drei Viertel der Arbeitsplätze in Engelberg (v.a. Fremdenverkehr).

Quellen und Literatur

  • H. Beck, Engelberg, 41970
  • G. Dufner, Engelberger Dokumente 1-20, 1975-97
  • G. Heer, Aus der Vergangenheit von Kloster und Tal Engelberg 1120-1970, 1975
  • G. Dufner, Engelberg, 1983
  • R. De Kegel, R. Bürcher, Quellen – Brunnen – Wasserhahnen, 1993
  • K. Odermatt et al., "Engelberg ist ganz anders geworden", 2002
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Rolf De Kegel; Urban Hodel: "Engelberg (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.08.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000741/2010-08-26/, konsultiert am 29.03.2024.